HipHop - A Tale From The Hood

Musikfilm | Deutschland 2003 | 99 Minuten

Regie: Harald Rumpf

Dokumentarfilm über zwei New Yorker Freizeit-Rapper und HipHop- Musiker, die sich durch die Musik einen Weg aus ihrer sozialen Misere erhoffen. Kein Musikfilm im klassischen Sinne, sondern das Protokoll eines Lebens, das von sozialen Zerfall, Kriminalität und Drogen geprägt ist. Durch seine Beobachtungsschärfe macht der Film politische und soziale Kontexte deutlich und eröffnet neue Perspektiven auf die scheinbar vertraute Megacity New York. (Teils O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
MTM Medien & Television/Harald Rumpf Prod./BR
Regie
Harald Rumpf
Buch
Harald Rumpf
Kamera
Harald Rumpf
Musik
I.G. off & Hazedus
Schnitt
Wolfgang Grimmeisen
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Musikfilm | Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Die sozialen Ränder haben es dem Filmemacher und Journalisten Harald Rumpf schon seit längerer Zeit angetan. Schon seine zwischen 1985 und 1997 entstandene Langzeit-Dokumentation „Münchner Freiheit“ (fd 33 199) widmete sich dem Leben der Obdachlosen im Norden Münchens. Der Film erregte nicht nur wegen seines Themas Aufmerksamkeit, sondern mehr noch durch die filmische Haltung des Regisseurs, dem es gelang, seinen Figuren nahe zu kommen, ohne sie auszubeuten. Ähnliche Tugenden zeichnen auch Rumpfs neuen Film aus. Diesmal verließ er den halbwegs vertrauten Hintergrund der deutschen Großstadt und ging in der USA auf Spurensuche nach der HipHop-Musik. Erneut geht es um Outsider, um die Frage, wie ein Leben an den Grenzen der Gesellschaft möglich ist. Rumpf beschäftigt die Frage, wie sich die einstige Rebellenmusik verändert hat, was aus ihrem gesellschaftsverändernden Impetus und ihrer Sprengkraft geworden ist.

Doch „HipHop – A Tale From the Hood“ will nicht ein Kapitel der Pop-Geschichte schreiben, sondern ein Porträt der Gegenwart entwerfen. Deshalb sucht Rumpf für seinen Film auch nicht jene Gegenden auf, in denen die Rap- und HipHop-Musik Ende der 1970er- Jahre als Protest-Sound ethnischer Minderheiten entstanden ist, in den städtischen Ballungszentren von Detroit und Chicago. Stattdessen spielt der Film in der Metropole New York. Im Mittelpunkt stehen I.G. Off und Hazadus, zwei junge Männer und Freizeit-Rapper, die dem Traum von einer großen Musikkarriere nachhängen. Beide stammen aus ebenso geschichtsträchtigen wie mittlerweile verrufenen Sozialbausiedlungen – I.G. Off aus dem Edgemere Project in Queens nahe dem New Yorker Flughafen, Hazadus aus den Claremont Projects. Beiden Männern gemeinsam ist ihre große musikalische Begabung – sie sind Szene-Berühmtheiten, denen man mit viel „street respect“ begegnet; wahrscheinlich stehen sie sogar an der Schwelle zu größerer Bekanntheit. Es verbindet sie allerdings auch der Umstand, dass sie ihren Unterhalt durch einen unscheinbaren „normalen“ Beruf verdienen müssen: als Behindertenpfleger bzw. Friseur. Rumpfs atmosphärische Kamera begleitet beide durch einen (All-)Tag, der von sozialem Verfall, Kriminalität und Drogen geprägt ist, und durch die Nacht, in der mit der Musik auch die Hoffnung blüht. Die Welt in den „Hoods“ ist vom Machismo geprägt. Hier blühen die Mythen vom starken Mann, der nicht viel sein will außer „Gangsta“ oder Rapper – alles andere wäre „uncool“.

Über den Umweg seiner beiden Figuren erzählt Rumpf von einer sich verschleißenden Subkultur und der Musik, deren Radikalität und Widerstandskraft auch nach 20 Jahren noch nicht abgeflaut ist. „HipHop – A Tale From the Hood“ handelt in gewissem Sinn auch vom alten und dennoch nicht abgenutzten Mythos künstlerischer Authentizität – und dem kommerziellen Durchbruch, der größte Hoffnung wie auch die größte Gefahr ist. Der soziale und politische Kontext des HipHop, das zeigt der Film deutlich, ist nach wie vor lebendig. Am meisten besticht der Film allerdings durch seine Beobachtungsschärfe, die ihn fast zu einem ethnologischen Film werden lässt: Er gewährt Einblick in eine fremde Welt und eröffnet neue Perspektiven auf eine scheinbar vertraute Kapitale, die man plötzlich neu zu sehen lernt.

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