Ich habe keine Angst
Drama | Italien/Spanien/Großbritannien 2003 | 109 Minuten
Regie: Gabriele Salvatores
Filmdaten
- Originaltitel
- IO NON HO PAURA
- Produktionsland
- Italien/Spanien/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 2003
- Produktionsfirma
- Alquimia/Cattleya/Colorado Film/Medusa/The Producers Film
- Regie
- Gabriele Salvatores
- Buch
- Niccolò Ammaniti · Francesca Marciano
- Kamera
- Italo Petriccione
- Musik
- Ezio Bosso · Pepo Scherman
- Schnitt
- Massimo Fiocchi
- Darsteller
- Giuseppe Cristiano (Michele) · Mattia Di Pierro (Filippo) · Stefano Biase (Salvatore) · Dino Abbrescia (Pino, Vater von Michele) · Aitana Sánchez-Gijón (Anna, Mutter von Michele)
- Länge
- 109 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Die Eltern besitzen nicht viel Geld, scheinen aber ein normales Paar zu sein. Erst als die fremden Männer kommen, geht es streng hierarchisch zu im Haus: Ein gewisser Sergio hat jetzt das Sagen, ein Draufgänger, der seine Mitstreiter Feiglinge nennt. Diesmal ist es kein Spiel, das erkennt Michele, und auch, dass er seinen neuen Freund schützen muss, zunächst auch vor sich selbst. Denn der Kleine ist nicht nur kaum imstande zu sprechen, er glaubt auch, tot zu sein, gefangen in der Unterwelt; Michele hält er für einen Engel. Die ersten Begegnungen der beiden Jungen sind ebenso ergreifend wie rätselhaft. Es sind Momente zwischen Spiel und Ernst, zwischen Micheles Einbildungskraft und der des Jungen. Sie erzeugen einen unwirklichen Schwebezustand, den bereits die ersten traumhaften Bilder des Films vorweg nehmen, als die Kinder durch ein Meer von Getreide zu fliegen scheinen. Regisseur Gabriele Salvatores hat die Geschichte derart streng aus Micheles Sicht erzählt, dass er die Bilder in dessen Augenhöhe von einsdreißig aufnehmen ließ. Mit Hilfe des fremden Jungen verändert sich Micheles Blick, dessen wohlbehütete Kindheit auf dem Land so unerschütterlich schien: Zum ersten Mal sieht er in den Abgrund dessen, was man als triste Wirklichkeit bezeichnen mag. Aber Salvatores wirft seinen kleinen Hauptdarsteller nicht ins kalte Wasser, er schafft fließende Übergänge – eine Methode, die auch seine preisgekrönte Kriegsparabel „Mediterraneo“ (fd 29 728) prägte und sich hier in vielen Details niederschlägt. Selbst Sergio, der grobe Klotz, fantasiert Michele gegenüber zunächst von einer Traumwelt, vom Paradies seiner angeblichen Heimat Brasilien, natürlich ist dies nicht einmal die halbe Wahrheit. Auch diverse Symbole und motivische Wiederholungen variieren das Thema, das Salvatores aus der Romanvorlage destilliert hat, die auf deutsch „Die Herren des Hügels“ heißt und deren Autor Niccolò Ammaniti auch Co-Autor des Drehbuchs ist. Am Ende, als das winzige Dorf, in dem die Kinder und ihre Eltern wohnen, plötzlich menschenleer ist, scheint wieder ein Spiel im Gange zu sein, eines, in dem die Kinder plötzlich das Sagen haben. Das wiederum ist dann gar nicht mehr so weit von der Wirklichkeit entfernt.