Spanien 1939: Der zwölfjährige Sohn eines gefallenen Antifaschisten wird in ein Waisenhaus eingewiesen und muss, nachdem er sich eingelebt hat, erkennen, dass sein neues Zuhause von der rätselhaften Geistererscheinung eines verschwundenen Waisenjungen heimgesucht wird. Horrorfilm der ruhigeren Art, der nicht auf Fontänen von Blut, sondern auf eine bedrohliche Atmosphäre setzt, die für eine permanente Verunsicherung sorgt. Freunde von Slasher-Movies werden enttäuscht sein, während der großartig fotografierte Film voller allegorischer Anspielungen die Grenzen des Genres dehnt, um sich auf subtile Weise mit dem spanischen Faschismus und der Chimäre Krieg auseinanderzusetzen.
- Sehenswert ab 16.
The Devil's Backbone
Drama | Spanien/Mexiko/USA 2001 | 103 Minuten
Regie: Guillermo del Toro
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Filmdaten
- Originaltitel
- EL ESPINAZO DEL DIABLO | THE DEVIL'S BACKBONE
- Produktionsland
- Spanien/Mexiko/USA
- Produktionsjahr
- 2001
- Produktionsfirma
- Canal + España/Anhelo/El Deseo/Good Machine/Sogepaq/Tequila Gang
- Regie
- Guillermo del Toro
- Buch
- Guillermo del Toro · Antonio Trashorras · David Muñoz
- Kamera
- Guillermo Navarro
- Musik
- Javier Navarrete
- Schnitt
- Luis de la Madrid
- Darsteller
- Eduardo Noriega (Jacinto) · Marisa Paredes (Carmen) · Federico Luppi (Casares) · Iñigo Garcés (Jaime) · Fernando Tielve (Carlos)
- Länge
- 103 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Trotz einer unheimlichen Geistergeschichte und genretypischer Stilelemente ist der Film weit mehr als ein Horrorfilm. Bereits in den meisterlichen Eröffnungssequenz, die mit einer poetischen Reflexion über das Wesen des Geisterhaften unterlegt ist, wird die kunstvolle Filmsprache sichtbar. Nicht irgendein zeitloser Ort ist Schauplatz, sondern ein abgelegenes Internat auf dem Land, wo gegen Ende des Spanischen Bürgerkriegs ein Dutzend Kinder republikanischer Kämpfer Zuflucht gefunden habt. Sie haben kaum etwas zu essen und zu trinken, werden aber mit liberaler Strenge von einer beinamputierten Direktorin und ihrem alten Verehrer, einem Arzt und Wissenschaftler, versorgt. Mitten im Hof ragt eine entschärfte Bombe wie ein surreales Kunstwerk aus dem Boden, in der die Kinder das Ticken des Zünders hören wollen – für sie ist der Krieg immer noch gegenwärtig. Die Beschreibung des Geistes als „ein Gefühl, das in der Zeit erstarrt ist“ wird durch den Blindgänger sichtbar. Der Krieg wiederum gleicht einem Geist, „der dazu verdammt ist, immer und immer wieder zu kehren“. In diese Welt des Mangels, der Angst und Resignation, die der sich abzeichnende Sieg der Faschisten auslöst, gerät der etwa zwölfjährige Carlos, der – nicht ahnend, dass sein Vater tot ist – von seinem Vormund ins Internat abgeschoben wurde. Während einer nächtlichen Mutprobe entdeckt er in den Kellergewölben den Geist eines verschwundenen Waisenjungen und flieht voller Angst. Irgendetwas will der Geist von ihm. Auch ein älterer Mitschüler scheint eingeweiht. Doch warum fürchtet sich das Gespenst vor dem jungen Hausmeister? Mit wenigen Spezialeffekten entsteht eine ebenso spannende wie unheimliche Atmosphäre, unterstützt von einer großartigen Kameraarbeit, die den Bildern hintergründige Bedeutungen verleiht. Neben der psychologisch glaubwürdigen Schilderung der Ängste des Jungen und seiner existenziellen Erfahrungen erzählt der Film mit kunstvollen, mitunter surrealistischen Bildfindungen und allegorischen Figuren auch von der Entstehung des Faschismus in Spanien und dessen kollektiver Überwindung, von der ewigen Wiederkehr menschlicher Gewalt und vom Leid des Krieges. Grob interpretiert, mag man in der beinamputierten Direkorin namens Carmen, die sich dem Hausmeister hingibt, den geistigen Zustand des traditionellen spanischen Bürgertums in den 30er-Jahren verkörpert sehen. Dr. Casares, dessen ausländische Nationalität nicht genannt wird, steht für den kraftlosen abendländischen Geist der Aufklärung, der nicht mehr an sich selbst glaubt. Als utopischen Vorgriff auf die Überwindung des Faschismus deutet der Schluss hin, in der die Kinder den Schuldigen seinem Opfer, dem Geist gewordenen Kind, ausliefern wollen. – Sehenswert ab 16.
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