Einer jungen Nonne wird ein im Park gefundener Säugling in die Arme gedrückt. Ohne Wissen des Ordens kümmert sie sich um das Kind und macht sich auf die Suche nach der Mutter. Dabei stößt sie auf einen Wäschereibesitzer, den sie aus seiner lethargischen Hoffnungslosigkeit weckt. Ein heiter-melancholischer Film über selbst geschaffene Grenzen und darüber, wie man sie durch einen erweiterten Blick auf eigene und andere Lebensentwürfe überwinden kann. Hervorragend gespielt, mit treffenden Dialogen ausgestattet und präzise inszeniert. (O.m.d.U.)
- Sehenswert ab 16.
Nicht von dieser Welt
- | Italien 1999 | 101 Minuten
Regie: Giuseppe Piccioni
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- FUORI DAL MONDO
- Produktionsland
- Italien
- Produktionsjahr
- 1999
- Produktionsfirma
- Lumière & Co.
- Regie
- Giuseppe Piccioni
- Buch
- Giuseppe Piccioni · Gualtiero Rosella · Lucia Maria Zei
- Kamera
- Luca Bigazzi
- Musik
- Ludovico Einaudi
- Schnitt
- Esmeralda Calabria
- Darsteller
- Margherita Buy (Caterina) · Silvio Orlando (Ernesto) · Carolina Freschi (Teresa) · Maria Cristina Minerva (Esmeralda) · Sonia Gessner (Mutter Oberin)
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Mag sein, dass alle Menschen Teil eines großen, zusammenhängenden Weltgefüges sind. Gleichzeitig aber richtet sich jeder in seiner kleinen Welt ein, einer Welt, die manchmal wie von hohen Mauern umgeben ist. Ernestos Welt ist seine Wäscherei, die ihn allerdings so wenig interessiert, dass er nicht einmal die Namen seiner Hand voll weiblicher Angestellten auseinander halten kann; ein trauriger, einsamer, wortkarger Mann ohne Hoffnung. Caterina ist Ordensschwester, ihre Welt ist der Konvent, und trotz ihrer Mutter, die Caterinas Entscheidung für einen Erziehungsfehler hält, zweifelt Caterina keinen Moment an der Richtigkeit ihres Tuns. Die Welt der jungen Teresa ist geprägt von der Enge des mütterlichen Zuhauses und von ihrem Freund Gabriele, einem Polizisten, dem sie manches nicht anvertrauen kann. Die Leben der vier Menschen überschneiden sich, als in einem Park ein Säugling gefunden wird. Caterina ist zufällig da, ihr wird das Baby in die Hand gedrückt. Ohne den Orden zu unterrichten, liefert sie es im Krankenhaus ab und kümmert sich darum – so mütterlich, wie es eigentlich nicht zu einer Nonne passt. Durch ein Etikett an dem Sweatshirt, das um das Baby gewickelt war, stößt sie auf Ernestos Wäscherei. Der zeigt sich so unnahbar wie sonst auch, tatsächlich aber glaubt er, der Vater zu sein, denn er hatte einmal etwas mit einer Angestellten, deren Namen er natürlich nicht mehr weiß: Teresa. Das ungleiche Gespann Ernesto und Caterina macht sich auf die Suche nach der Mutter, gerade, als das Kind zur Adoption freigegeben wird, und entdeckt dabei Welten jenseits der selbst geschaffenen Mauern.
Angesichts des eher nachdenklichen Stoffes überraschen die Schnelligkeit und der Humor, mit denen sich Regisseur Giuseppe Piccioni der Geschichte annimmt. Präzise und ökonomisch bildet er das Seelenleben seiner Figuren ab, wobei das Entlarvende manchmal etwas sehr Komisches hat. Ernesto etwa, wie er im Restaurant auf das freundliche Werben einer hübschen Frau einsilbig reagiert, wie er aber plötzlich ins Plaudern gerät, kaum dass er Caterina kennen lernt. Diese will nichts weiter als eine gute Nonne sein, muss sich dann aber gegen alle Konventionen auflehnen und landet schließlich sogar, ganz in Zivil, auf einer Hochzeitsfeier. Silvio Orlando und Margherita Buy, beide Stars des italienischen Autorenkinos, spielen ihre Rollen mit einer Konzentration und Bedächtigkeit, die den Zuschauer sofort für sie einnimmt. Piccioni nutzt zwar eine wunderschöne Klaviermusik von Ludovico Einaudi, taucht seine Figuren zugleich aber in überwiegend düstere und graue Bilder: keine Spur vom sonnigen Italien, von Folklore und Geschichte, wie sie das zeitgenössische Kino Italiens noch immer gerne vorführt. Es ist Winter in der Wirtschaftsmetropole Mailand, und in dieser Atmosphäre, die Mitteleuropäer kennen das, gehört schon eine ganze Menge dazu, Beziehungen zu fremden Menschen aufzubauen. Piccioni zeigt, dass sich die Mühe lohnt. Jede einzelne Person liefert aus ihrer Sicht ein Stück wahrhaftige Lebenserfahrung, und sie ermöglicht einen Blick in eine andere Lebenswelt, der wiederum den Blick auf die eigene objektiviert. Manchmal blicken die Figuren aber auch zurück: Gruppenweise lächeln sie dann den Zuschauer an, als gelte nun ihm das Interesse der Außenwelt. Piccioni, der hierzulande bisher nur mit seinem Debüt, dem Jugendfilm „Der große Blek“ (1987), in Erscheinung getreten ist, will dennoch niemanden belehren und zur Umkehr anregen. Im Gegenteil: Er wollte einen Film drehen über eine Frau, die eine endgültige Entscheidung getroffen hat, „in einer Welt, in der Entscheidungen permanent zurückgenommen werden“. Manchmal sind Mauern viel durchlässiger als man glaub
Kommentar verfassen