Before Night Falls
Biopic | USA 2000 | 133 Minuten
Regie: Julian Schnabel
Filmdaten
- Originaltitel
- BEFORE NIGHT FALLS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2000
- Produktionsfirma
- El Mar/Grandview
- Regie
- Julian Schnabel
- Buch
- Cunningham O'Keefe · Lázaro Gómez Carriles · Julian Schnabel
- Kamera
- Xavier Pérez Grobet · Guillermo Rosas
- Musik
- Carter Burwell · Laurie Anderson · Lou Reed
- Schnitt
- Michael Berenbaum
- Darsteller
- Javier Bardem (Reinaldo Arenas) · Olivier Martinez (Lázaro Gómez Carilles) · Andrea di Stefano (Pepe Malas) · Johnny Depp (Bob Bon/Lieutenant Victor) · Sean Penn (Cuco Sanchez)
- Länge
- 133 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
- Genre
- Biopic
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Der Film vermittelt überzeugend den Kontrast zwischen der Euphorie nach dem Sturz des Batista-Regimes und der bleiernen Stimmung aus Repression und geistig-sozialer Kleinkariertheit, wie sie mit Fidel Castro und der kommunistischen Partei an die Herrschaft gelangten. Wie Tausende Andere kehrte Reinoldo Arenas 1980 dem tropischen Sozialismus den Rücken und suchte in den USA persönliche wie politische Freiheit, da ihm auf Kuba jede öffentliche Plattform genommen worden war. So sah er sich schon 1969 gezwungen, das Manuskript seines Romans „El mundo alucinante“ nach Frankreich schmuggeln zu lassen, damit es veröffentlicht werden konnte. Arenas floh auch vor dem Gefängnis, dass ihn wegen seiner schriftstellerischen Tätigkeit wie seiner nicht versteckten Homosexualität erwartete; er flüchtete aber auch vor der klammernden Liebe seiner Mutter. Er floh vor den Zwängen seines Lebens, aber letztlich auch vor den Konstanten seiner Existenz. In New York fand er Kälte, radikale Einsamkeit, Fast Food und Vergessen. Aus dem verfolgten Dissidenten wurde ein Unbekannter.
„Before Night Falls“ ist keine harte, keine polemische Kritik der kubanischen Zustände, sondern ein wohlwollend-vorsichtiger Blick von außen. In manchen Punkten geht Schnabel, der überwiegend in der mexikanischen Hafenstadt Veracruz drehte, zurückhaltender, vielleicht aber auch unentschlossener als kubanische Regisseur ans Werk, weshalb man sich manchmal an „Erdbeer und Schokalade“ (fd 30 999) erinnert fühlt, die bittere, aber auch humorvolle Liebesgeschichte, mit dem der kubanische Altmeister Tomas Gutierrez Alea das Thema Homosexualität und ihre Diskriminierung auf Kuba 1995 in die Kinos brachte. Schnabels Film wirkt in der Beurteilung der Verhältnisse wesentlich ambivalenter. Sein Film zeigt die Geschichte der kubanischen Homosexuellen in erster Linie über die Darstellung einer schillernden Oberfläche, die Präsenz in der kubanischen Öffentlichkeit, das lustige Leben am Anfang der Revolution und ihre teilweise brutale Unterdrückung – Flirtszenen, Provokationen und Verbrüderungen mit den kubanischen Milizen, aber auch die Doppelmoral, die bestimmte Abschnitte der Revolution beherrschte. Das Werk wie die Person Arenas’ steht dabei besonders für das Individuum, das wegen seiner sexuellen Neigung zum Objekt einer institutionell organisierten Hetzjagd wird. Gezeigt wird dies in einer brillanten visuellen Gestaltung, die Schnabels Hintergrund als malenden Filmemacher und filmenden Maler gleichermaßen verrät. Länge der Einstellungen und Schnittrhythmus erzählen eine Geschichte, die von Brüchen beherrscht wird – schnell geschnittene Sequenzen im Wechsel mit langen, manchmal quälend langsam ausgespielten Szenen markieren den Verlauf des Films und den eines Lebens. „Before Night Falls“ ist deshalb ein politischer und zugleich unpolitischer Film, der die bewegende Biografie eines ungewöhnlichen Schriftstellers nachzeichnet, dessen Leidenschaften, Brüche und Sprünge in seinem Leben.