Das Ende einer Affäre (1999)

Drama | Großbritannien 1999 | 101 Minuten

Regie: Neil Jordan

London im Jahr 1946: Nach dem Ende der Affäre mit einer verheirateten Frau trifft ein Schriftsteller deren Ehemann, der ihm seine Eifersucht gesteht. Von dessen Eifersucht angesteckt, beauftragt der Schriftsteller einen Detektiv, der sich an die Fersen der Frau heftet. Als er dadurch ihr Tagebuch zu lesen bekommt, muss er seine Sicht der Affäre, die fast den gesamten Zweiten Weltkrieg über dauerte, revidieren. Verfilmung eines autobiografisch gefärbten Romans von Graham Greene, die mit großer stilistischer Geschlossenheit und genauen, nüchternen Dialogen das intime Bild einer Liebe im Krieg entwirft, zuerst aus der Sicht des Mannes, dann aus der der Frau. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE END OF THE AFFAIR
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
1999
Produktionsfirma
Columbia Pictures
Regie
Neil Jordan
Buch
Neil Jordan
Kamera
Roger Pratt
Musik
Michael Nyman
Schnitt
Tony Lawson
Darsteller
Ralph Fiennes (Maurice Bendrix) · Julianne Moore (Sarah Miles) · Stephen Rea (Henry Miles) · James Bolam (Mr. Savage) · Ian Hart (Mr. Parkis)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Die Special Edition enthält neben einer separaten Soundtrackspur u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Columbia TriStar Home (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Ein Mann und eine Frau begegnen sich im Treppenhaus. Während die Frau, Sarah, ihren Gatten begrüßt, wirft sie auf den anderen Mann, Maurice, einen Blick, in dem sich Überraschung wie auch deren Verhüllung spiegeln. Dieser magische Moment ist im Film zweimal zu sehen sein, zuerst aus der Sicht von Maurice, eines Schriftstellers, dann aus der von Sarah. In der Zwischenzeit glaubte man alles über das Verhältnis der beiden erfahren zu haben: ihre kurz entschlossen eingegangene Affäre, die fast genau so lange dauern wird wie der Zweite Weltkrieg, deren abruptes Ende und die quälende Frage von Maurice nach dem Warum, aber auch dessen beinahe freundschaftliches Verhältnis zum Gatten der Geliebten, Henry, der mit ihr in eher brüderlicher Verbundenheit zusammen lebt. Als sich Henry lange nach der Affäre an den Freund wendet und ihm von seiner Eifersucht erzählt, entfacht er auch bei diesem die Eifersucht. Daraufhin ist es der Ex-Liebhaber, der einen Detektiv beauftragt, um zu erfahren, was Sarah treibt. Als der Detektiv ihr im Laufe seiner Erkundungen das Tagebuch stiehlt, muss Maurice seine Haltung zu Sarah revidieren.

Das Fantastische findet immer seinen Platz in den Filmen von Neil Jordan, angefangen bei der Schauermär „Zeit der Wölfe“ (fd 25 000) bis hin zum brillanten „Butcher Boy“ (fd 33 015), in dem Fantasie und Religiosität miteinander verbunden sind. In „Das Ende einer Affäre“ wird Religiosität zum zentralen Beweggrund, in Form eines Gelübdes. Der Glauben stellt sich dadurch der Liebe zwar zunächst entgegen, doch hält er zugleich, ähnlich wie im „Butcher Boy“, Trost und Beistand bereit. Vor allem ist „Das Ende einer Affäre“ aber die Geschichte einer Liebe, die scheinbar weder vom Krieg noch vom Ehemann aufgehalten werden kann, und die dann doch scheitert, weil andere, nicht greifbare Dinge sich als stärker erweisen. Zu den berührendsten Momenten des Films gehören jene, in denen beide Männer sich in der Liebe zu Sarah vereint fühlen, ja über diese Liebe eine ähnlich brüderliche Freundschaft entwickeln wie sie Sarahs Ehe kennzeichnete.

Jordan setzte in Stab und Besetzung zum großen Teil auf bewährtes Personal. Dass die Kamera erstmals seit „Mona Lisa“ (fd 25 882) wieder Roger Pratt führte, überrascht insofern nicht, als hier eine ähnliche stilistische Geschlossenheit gefragt war, mit der Pratt danach auch in „Batman“ (fd 27 905) oder „König der Fischer“ (fd 29 187) auffiel. Die Bilder werden beherrscht vom Ocker und Grau der Kleider und Häuser, vom Lack und Bakelit der Autos und Interieurs, sie zeigen weder die bildliche Verklärung mancher Filme von Alan Parker, die in jener Zeit spielen, noch jeglichen harten Realismus, sondern enge Ausschnitte, die der sehr persönlichen Sicht der Hauptfiguren entsprechen. Unter den darstellenden Weggefährten ist vor allem Stephen Rea zu nennen, der Jordan seit dessen Anfangstagen begleitet und hier den Ehemann spielt, aber auch Ian Hart als Detektiv. Das Liebespaar spielen Ralph Fiennes und Julianne Moore: Fiennes mit der ihm eigenen darstellerischen Zurückhaltung, dessen tief liegende Augen Sehnsucht, Trauer und Zorn ausdrücken können, kaum aber je Euphorie und Leidenschaft; und Moore, eine der wandelbarsten Schauspielerinnen ihrer Generation, die hier undurchsichtig und doch fassbar wirkt.

Jordan gelingt es, aus Graham Greenes autobiografisch gefärbtem Roman nicht nur eine kinotaugliche Bildhaftigkeit, sondern auch brillante Dialoge zu gewinnen: ein präzises, wortkarges und etwas angstvolles Austauschen von Gedanken, in dem das Bewahren von Haltung Vorrang hat, selbst wenn es die tiefsten Gefühle betrifft. An Buch und Regie ist also nichts auszusetzen, außer was das wundersame Ende betrifft, und doch fehlt es dem Film an jenem langen Atem, der aus einer Liebesgeschichte in den Zeiten des Krieges eine zeitlose Wahrheit oder wenigstens einen Blickwinkel zieht, der ein heutiges Publikum wirklich fesseln könnte. Selbst Michael Nymans Musik setzt hier nicht die überhöhenden oder auch kontrapunktischen Akzente, zu denen sie im Stande ist.
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