Ein desillusionierter Vampirjäger, der im Geheimauftrag der katholischen Kirche sein martialisches Geschäft betreibt, will die Welt vor einem mächtigen Vampir-Fürsten retten, der das legendäre goldene Kreuz von Berziers sucht, das ihm und seiner Gefolgschaft die totale Herrschaft über die Menschheit verleihen würde. Ein bombastischer Genremix aus Horrorfilm und Western, überfrachtet mit Bezügen, Zitaten und Verweisen, denen drastische, ausgiebig zelebrierte Slasher-Szenen entgegengesetzt werden. Nach der spektakulären Eingangssequenz vermag der Film dem Genre aber keine neuen Impulse mehr zu verleihen und läßt vor allem jeden Anflug von Humor und Selbstironie vermissen.
John Carpenters Vampire
Horror | USA 1998 | 107 (neue Fassung 97) Minuten
Regie: John Carpenter
Kommentieren
Filmdaten
- Originaltitel
- JOHN CARPENTER'S VAMPIRES
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1998
- Produktionsfirma
- Storm King Prod./Largo Ent./Spooky Tooth Prod./JVC Ent.
- Regie
- John Carpenter
- Buch
- John Carpenter · Don Jakoby · Dan Mazur
- Kamera
- Gary B. Kibbe
- Musik
- John Carpenter
- Schnitt
- Edward A. Warschilka
- Darsteller
- James Woods (Jack Crow) · Daniel Baldwin (Tony Montoya) · Sheryl Lee (Katrina) · Thomas Ian Griffith (Jan Valek) · Tim Guinee (Vater Adam Guiteau)
- Länge
- 107 (neue Fassung 97) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 18; nf (DVD 18 & 16)
- Genre
- Horror | Vampirfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Jack Crow ist der Dr. van Helsing unserer Zeit. Im Geheimauftrag der katholischen Kirche bekämpft der mit Lederjacke und Sonnenbrille ausstaffierte, desillusionierte Profijäger das Ausbreiten des Vampirismus und hebt mit seinem Söldnerteam die „Nester“ genannten Verstecke der Blutsauger aus. Dabei bringt er, der als Kind seinen eigenen „vampirisierten“ Vater tötete, sie äußerst effektiv in Wildwestmanier zur Strecke: Die in dunklen Gemäuern verborgenen Untoten werden durchbohrt und mit einer am Jeep befestigten Seilwinde ans Tageslicht gezerrt, wo sie in Flammen aufgehen, begleitet von zynischen Sprüchen. Bei einer dieser konzertierten Aktionen entgeht den Jägern der Meistervampir Thomas Valek, der sich in einer bestialischen Blutorgie furchtbar an ihnen rächt. Nur Jack, sein Kumpan Tony und die von Valek gebissene Prostituierte Katrina entgehen seinem Wüten. Der geheime Vampirbeauftragte der Kirche, Kardinal Alba, identifiziert Valek als den ersten und obersten aller Vampire. Im 15. Jahrhundert war Valek ein Priester, der für die Unsterblichkeit seine Seele an das Böse verkaufte. Aber erst der Exorzismus seiner Kirche machte ihn zum Vampir. Jetzt ist dieser dunkle Fürst auf der Suche nach dem legendären goldenen Kreuz von Berziers. Es wird ihn und seine Gefolgschaft unbesiegbar machen, denn die Reliquie und das dazugehörige Ritual lassen die Vampire selbst das Sonnenlicht ertragen. Ihrer Herrschaft wären dann keine Grenzen mehr gesetzt.Wer sich von John Carpenter, dem Ende der 70er Jahre mit „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (fd 22 083) richtungsweisenden Regisseur, neue Impulse für das Horrorgenre erwartet, hofft vergebens. Erzählt wird die altbekannte Geschichte der Rettung der Welt in letzter Sekunde durch einen einsamen Helden, wobei vor allem das völlige Fehlen von Humor und Selbstironie auffällt, die selbst Wes Cravens „Scream“-Filme (fd 32 822/33 098) auszeichneten. Aus dem Rahmen fällt indes, daß Carpenter zwei Genre aufeinander treffen läßt, die bisher wenig Affinität zueinander bewiesen haben: den Western und den Horrorfilm. Doch nach einem furiosen Auftakt überfrachtet er diesen Genremix mit Bezügen, Zitaten und Verweisen, denen er vordergründig ausgiebig zelebrierte Gore- und Slasherszenen entgegensetzt. Diesen selbstreflexiven Referenzen fehlt allerdings jegliches spielerische Moment; sie sind ernsthafte und altbackene Ehrenbezeigung, inszeniert ohne jedes Augenzwinkern. Unübersehbar und im unangenehm bombastischen Soundtrack unüberhörbar ist Carpenters Hommage an seine großen Regievorbilder Howard Hawks und Terence Fisher. Bezüge zu „Hatari“ (fd 11 694), „Rio Bravo“ (fd 8394) und „El Dorado“ (fd 14 961) sind ebenso offensichtlich wie zu den Vampir-Filmen der Hammer-Studios aus den 60er und 70er Jahren, etwa Freddie Francis’ „Draculas Rückkehr“ (fd 16 105) und Roy Ward Bakers „Die 7 goldenen Vampire“ (fd 19 315). Die Schlußsequenz kopiert sogar bis in Details das Ende von Fishers Genreklassiker „Dracula“ (fd 7644) mit Christopher Lee, der Carpenter der liebste unter allen Vampirfilmen ist. In der Glut des amerikanischen Südens inszeniert er die Vampirjäger in idyllischen Westernlandschaften als Cowboys, die auszurottenden Vampire nehmen in diesem verfremdeten Wildwestspiel die Rolle der Indianer ein. Die Aufreihung der Schädel der erlegten Vampire erinnert an Bilder aus Konzentrationslagern oder Vietnam. Gut und Böse sind in dieser hermetischen Welt nicht mehr klar voneinander zu trennen; Jäger und Gejagte, Crow und Valek, die Vampire und die Kirchensöldner verhalten sich wie Spiegelbilder zueinander. Zugleich will „Vampire“ eine Christusgeschichte unter umgekehrten Vorzeichen erzählen: Valek, dem Thomas Ian Griffith im schicken Gruftie-Look mit wehendem Haar eine anziehende und stark sexuell konnotierte Präsenz verleiht, wird von zwölf Vampiren begleitet, seine angestrebte Verwandlung im Ritual um die Reliquie von Berziers weckt Abendmahl-Assoziationen. Seinen Anhängern verspricht diese charismatische Gestalt im Namen des Kreuzes Unsterblichkeit und das Anbrechen eines neuen Reiches. Selbst der Kirchenobere Alba vertraut seinen Versprechungen für ein Leben nach dem Tod mehr als der eigenen Religion. Nicht zuletzt gehört die Szene von Valeks Auferstehung aus dem Erdreich zu den beeindruckendsten Momenten des ansonsten enttäuschenden Films.
Kommentar verfassen