Mehr als vier Jahre liegt der Kinoerfolg zurück, vernachlässigt schlummern nun die Filmfiguren aus Stoff und Plastik in den Kinderzimmern. „Der König der Löwen“
(fd 31 054) ist ausgewertet, ab- und ausgespielt. Nun hat ihm Disney Television wieder Leben eingehaucht. Nahtlos knüpft die neue an die alte Geschichte an, wobei etliches wiederholt und variiert wird. Dies ist aber nicht langweilig, sondern derart gelungen, daß die Vorfreude der Kinder auf den zweiten Teil nicht enttäuscht wird. Löwenkönig Simba sorgt sich um seine kleine Tochter Kiara. Denn das eigensinnige Löwenmädchen will einmal unbeaufsichtigt spielen, und es reizt sie – wie einst Simba – zu erkunden, was hinter dem geweihten Land liegt. So gerät sie ins Schattenland, wo sie auf den frechen Löwenjungen Kovu trifft und sich mit ihm anfreundet. Noch weiß sie nicht, daß Kovu von seiner Stiefmutter Zira so erzogen wird, daß er in die Fußstapfen des Königsmörders Scar treten soll, um Simba zu stürzen. Jahre später hat die rachsüchtige Zira deshalb nichts dagegen, daß sich Kovu und Kiara ineinander verlieben. Sie hofft, daß Kovu so Einlaß in das geweihte Land erhält. Entscheiden muß dies König Simba. Und der tut sich schwer: Soll er Kovu nach seiner Herkunft beurteilen? Darf er ihn für die Sünden seiner Sippe büßen lassen? Oder er muß ihn danach beurteilen, wer er wirklich ist? Kovu selbst zweifelt immer mehr daran, den mörderischen Auftrag auszuführen. Wie die geliebte Kiara, Thronfolgerin wider Willen, haßt er es, daß sein Lebensweg vorherbestimmt wird. Große Themen spricht auch der Film mit seiner Initiations- und Liebesgeschichte an und verwendet dafür unbeschwert zahllose Elemente aus abendländischem und afrikanischem Religionsgut. Ob der alte König Mufasa aus der Wolke zu seinem Sohn spricht, oder ob der Affe Rafiki gleich einem Priester aus Erd- und Himmelszeichen den besten Lebensweg deutet – auch dieser „Löwenfilm“ ist ein gefundenes Fressen für Theologen, die sich fragen, welche religiösen Grundbedürfnisse der Fan-Gemeinde die eine oder andere Sequenz ansprechen mag (vgl. fd 3/1995, S. 8). Wie dem auch sei, die sogenannte erzieherische Botschaft des Films ist eindeutig: Niemand darf auf Grund seiner Herkunft und den Untaten seiner Vorfahren benachteiligt werden. Aufklärerisches Gemeingut also, das zu wichtig erscheint, um es einfach als „politisch korrekt“ abzutun. Eingebettet ist es zwar mitunter in eine aufgesetzt pathetische Atmosphäre, doch letztlich überwiegt das Leichte und Unaufdringliche in Bildern und Musik, wobei letztere viel zur bewährten Atmosphäre beiträgt. Die obligatorischen, ins Deutsche übertragenen Lieder fügen sich harmonisch in die Geschichte ein. Im Abspann kann man dann Tina Turners Hit „He lives in you“ im Original hören. Künstlerisch bewegt sich der Film indes auf bescheidenem Niveau. Den am Computer generierten Bildern fehlen die grafischen Qualitäten, stilistisch gibt es keine Beziehung zwischen den klar konturierten flächigen Figuren und den verschwommenen Tiefen der Hintergrundlandschaften. – Ab 6.