Fortsetzung des Films "Aviyas Sommer", ebenfalls nach einem autobiografischen Roman der israelischen Schauspielerin Gila Almagor entstanden. Aus dem schüchternen Mädchen des ersten Teils, Tochter einer Überlebenden des Holocaust, ist im Jahre 1953 eine selbstbewußte 15jährige geworden. In einem Lager für Holocaust-Opfer wird sie immer wieder mit Menschen konfrontiert, die die von Leid gekennzeichnete Vergangenheit nicht verarbeiten können. Ein anrührender Film, dessen einfühlsame Regie nicht nur die Schattenseiten des Lebens darstellt, sondern der sich auch Zeit nimmt, ein "normales" Teenagerleben zu beschreiben.
- Sehenswert ab 14.
Unter dem Maulbeerbaum
Drama | Israel 1994 | 102 Minuten
Regie: Eli Cohen
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Filmdaten
- Originaltitel
- ETZ HADOMIM TAFUS
- Produktionsland
- Israel
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- Eitan Even, Gila Almagor & Ya'acov Agmon
- Regie
- Eli Cohen
- Buch
- Gila Almagor · Eyal Sher
- Kamera
- David Gurfinkel
- Musik
- Beni Nagari
- Schnitt
- Danny Shik
- Darsteller
- Kaipo Cohen (Aviya) · Juliano Mer (Ariel) · Gila Almagor (Henya, Aviyas Mutter) · Riki Blich (Mira) · Ohad Knoller (Yurek)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Drama | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Israel, 1953: In einem Dorf für Waisen, die dem Holocaust entkommen sind, lebt die 15jährige Aviya, die Titelfigur in Eli Cohens wunderbarem früheren Film „Aviyas Sommer“ (1988, fd 33 176). Selbst eine „Zabarit“, eine in Israel Geborene, ist Aviya praktisch eine Waise, seit ihre Mutter in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht wurde und sich standhaft weigert, über die Identität von Aviyas Vaters zu sprechen. Die Ungewißheit über das Schicksal der Angehörigen und die Verarbeitung der erlebten Greuel ziehen sich wie ein roter Faden durch den Alltag der Jugendlichen. Yurek und Se’ewik beispielsweise, die über die Vergangenheit nie ein Wort verlieren, toben nachts durchs Gelände und heulen wie Wölfe. Die temperamentvolle Yola erfährt aus heiterem Himmel, daß ihr totgeglaubter Vater in Polen lebt - und hat doch bald seinen erneuten Verlust zu verkraften. Mira, die zurückgezogene Außenseiterin, muß sich sogar vor Gericht der Nachstellungen angeblicher „Eltern“ erwehren. Unter Eli Cohens einfühlsamer Regie verbinden sich diese Geschichten zum Porträt einer traumatisierten Gesellschaft, in der das Verschwinden und die Selbsttötung von Jugendlichen zum traurigen Alltag gehören. Doch Cohen zeigt auf anrührende Weise und mit sanftem Humor auch die andere Seite, das ganz „normale“ Teenagerleben, die erste Liebe, Eifersüchteleien und Rivalitäten. Und er zeigt die mitunter höchst eigenwilligen Zeichen der Hoffnung und des Überlebenswillens: den holländischen Gärtner beispielsweise, der zwar noch Schwierigkeiten mit der hebräischen Sprache hat, sich mit der Anlage eines riesigen Tulpenbeetes aber sein ganz persönliches Stück Heimat schafft. Warum man für die Synchronisation dieser Rolle keinen holländischen Sprecher nahm, bleibt allerdings schwer nachvollziehbar.
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