Rendezvous im Jenseits - eine himmlische Komödie über das Leben danach

Komödie | USA 1990 | 111 Minuten

Regie: Albert Brooks

Auf einer Durchgangsstation zwischen Himmel und Hölle verliebt sich ein gestorbener Geschäftsmann in eine engelsgleiche Frau. Dem Glück scheint keine Dauer beschieden, weil er seine Ängste nicht überwinden kann und auf die Erde zurückgeschickt werden soll. Von der Idee her nette "Himmels"-Komödie, unterm Strich jedoch kaum mehr als belanglose Unterhaltung, der es an Charme und Leichtigkeit mangelt. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
DEFENDING YOUR LIFE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1990
Produktionsfirma
Geffen
Regie
Albert Brooks
Buch
Albert Brooks
Kamera
Allen Daviau
Musik
Michael Gore
Schnitt
David Finfer
Darsteller
Albert Brooks (Daniel Miller) · Meryl Streep (Julia) · Rip Torn (Bob Diamond) · Lee Grant (Lena Foster) · Buck Henry (Dick Stanley)
Länge
111 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
So geht das, gerade noch liegt einem die Welt zu Füßen, plötzlich taucht aus dem Nichts ein Reisebus auf - eine metallene Wand im Strom des Lebens -, und schon sind die Tage auf Erden gezählt. Für den Geschäftsmann Daniel Miller gestaltet sich die Wartezeit zwischen Himmel und Hölle - er wird nach Judgement City gebracht, wo er auf seinen "Prozeß" zu warten hat - zunächst als eine Art Club-Urlaub. Alles ist sauber und übersichtlich und reglementiert, und das Beste von allem: die Gäste von Judgement City haben keine Gewichtsprobleme mehr und können die köstlichsten Speisen ohne schlechtes Gewissen in sich reinschaufeln - alles in allem ein amerikanischer Traum. Doch Daniel ist nicht nur zum Vergnügen in diesem Nirwana, vielmehr soll geklärt werden, ob er endlich tot sein darf und damit in eine höhere Bewußtseinsstufe eintreten kann, oder ob er wiedergeboren werden muß, um eine neue Bewährungszeit auf Erden durchzustehen. Ausschlaggebendes Kriterium in diesem "Prozeß" ist die Angst, die der Delinquent zu Lebzeiten an den Tag gelegt hat, und die ihm den Blick auf das Wesentliche verstellte. Rückblicke auf Daniels Vergangenheit entlarven ihn rasch als argen Hasenfuß, und seine Rückkehr zur Erde scheint beschlossene Sache zu sein. Diese erneute Lebens-Chance ist um so tragischer, da Daniel sich in die engelsgleiche Julia verliebt hat, die ihr Leben mit Bravour gemeistert hat und die Wiedergeburtskette ohne weiteres durchbrechen kann. Als Daniel auch noch in punkto Liebe versagt, hat sein letztes Stündchen als Toter geschlagen. Erst beim Abtransport zur Erde kann er alle Zweifel und Angst überwinden, über den eigenen Schatten springen und um Julia kämpfen.

Von der Papierform her ist "Rendezvous im Jenseits" eine nette Geschichte, die nicht von ungefähr an die großen "Himmels"-Komödien Hollywoods erinnert. Ernst Lubitsch ("Ein himmlischer Sünder", 1943) und Alexander Hall ("Urlaub vom Himmel", 1941) standen beim Drehbuch des ehemaligen "stand-up-comedians" Albert Brooks zwar Pate, die Erinnerung an diese Filme steht seiner Arbeit jedoch auch merklich im Wege. Der Charme und die himmlische Leichtigkeit, die dieses Sujet einfach haben muß, um eben nicht ernstgenommen zu werden, gehen Brooks Film fast völlig ab. Zu ernst und zu verkrampft erzählt er seine Geschichte, da schwebt niemand auf Wolken oder gar im siebten Himmel, alles bleibt erdenschwer, dem Diesseits zugewandt. Wenn saubere, fast menschenleere Städte, sterile Hotelzimmer, ein durchweg freundlicher Umgangston und Essen ohne Reue schon paradiesische Zustände markieren, dann mag dies einiges über amerikanische Befindlichkeiten aussagen, Lust auf das Jenseits (im Kino) macht dies allerdings noch nicht. Der geschliffene Dialog sollte wohl das gedankliche und inszenatorische Manko wettmachen, und so wird Brooks' Komödie durch das Wort dominiert. Geredet wird fast ununterbrochen, Kluges ebenso wie Banales, und wenn man es schon nicht zu zeigen vermag, dann soll das Paradies wenigstens herbeigeredet werden. Daß dies im Kino nicht funktionieren kann, weiß man allerdings längst. Doch nicht nur inhaltliche Kriterien belegen, daß mit "Rendezvous im Jenseits" "irgendwas nicht stimmt". Immerhin spielt Meryl Streep die weibliche Hauptrolle, und wenn ein Film mit ihr nur über Umwege in unsere Kinos gelangt, kann man davon ausgehen, das er in seinem Herkunftsland schon sein (finanzielles) Desaster erlebt hat. Etwas mehr Ironie - die ja manchmal in Form von Überhöhungen oder durch den Gastauftritt der Wiedergeburtsjüngerin Shiriey MacLaine aufblitzt - hätte dem Film gut getan. So jedoch erhält der Zuschauer während der Vorführdauer nie den Eindruck, auf "Wolke sieben" zu sitzen, sondern in einem dunklen Kinosaal.
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