Der Atem (1988/89)

"Wohin führt uns die simulierte Realität?" So lautet die Frage in einer Fernseh-Talkshow, an der der junge, aber bereits renommierte Computer-Spezialist Jens Lohkamp im Jahr 1995 teilnimmt. Sie könnte aber auch als Programmatik für das bisherige filmische Schaffen Niklaus Schillings stehen, das sich bei aller formalen wie thematischen Unterschiedlichkeit stets mit Fragen der Wahrnehmung von Wirklichkeit beschäftigte, wobei die Wahrnehmung ebenso subjektiv wie die Wirklichkeit beeinflußbar ist - vor allem, wenn es um ihr filmisches Abbild geht. Nach Schillings interessanten und spannenden Auseinandersetzungen mit dem Medium Video (vor allem in "Dormire", fd 25 420) geht es ihm in "Der Atem" um die visionären Möglichkeiten der digitalen Bildspeicherung mittels Computern: um die Auflösung objektiv gegebener Realitäten in den riesigen Speichereinheiten der Rechner, die sie als eine Simulation neu zusammensetzen und in animierten Grafiken veranschaulichen.

In Abwandlung eines früheren Titels eines Films von Schilling könnte "Der Atem" auch "Der Mann ohne Körper und der Programmierer" heißen. Der Programmierer ist besagter Jens Lohkamp, der in naher Zukunft