Eine junge indianische Dominikanerin sieht die Lebensgrundlagen Lateinamerikas durch den Raubbau multinationaler Konzerne bedroht. In einem fiktiven Gespräch setzt sie sich mit dem Dominikanerbischof Bartolomé de Las Casas auseinander, der sich im 16. Jahrhundert den Konquistadoren entgegenstellte. Der Film verbindet die Geschichte mit der Gegenwart und stellt die Frage, ob das Engagement Las Casas' nicht ebenso wirkungslos war wie der heutige Protest gegen die Ausbeutung der Dritten Welt. Ein ambitioniertes Plädoyer für kulturelle und religiöse Toleranz.
- Ab 16.
Bartolomé oder die Rückkehr der weißen Götter
Drama | BR Deutschland/Mexiko/Costa Rica 1982 | 111 Minuten
Regie: Eberhard Itzenplitz
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Filmdaten
- Produktionsland
- BR Deutschland/Mexiko/Costa Rica
- Produktionsjahr
- 1982
- Produktionsfirma
- Provobis/ZDF/Arte Difusion S.A./Istmo
- Regie
- Eberhard Itzenplitz
- Buch
- Peter Stripp
- Kamera
- Gérard Vandenberg
- Musik
- Birger Heymann
- Schnitt
- Bim Hansen
- Darsteller
- Gottfried John (Bartolomé) · Elpidia Carrillo (Indomädchen/Sr. Anna) · Nicolas Brieger (Conquistador/Ingenieur P. Adeo) · Jürgen Schmidt (Pater Louis/Bischof Morales) · Sara Astica (Sr. Gertrud)
- Länge
- 111 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Bartolome de Las Casas (1474-1566) ist seit mehr als 450 Jahren nicht wegen seines Einflusses auf die konkrete religiöse und gesellschaftliche Entwicklung Hispaniens, sondern wegen seiner ideengeschichtlichen Bedeutung Gegenstand bleibenden Interesses. Er, in der Tradition der Bettelorden stehend, stellt einen der Bezugspunkte theologischen und politischen Denkens und Handelns gegen die skandalösen Zustände m Lateinamerika dar.In einem fiktiven Gespräch mit einer indianischen Dominikanerin (Sr. Anna) im heutigen Mittelamerika läßt Eberhard Itzenplitz Las Casas den Versuch unternehmen, die Beweggründe seines Handelns zu verdeutlichen und zu begründen. Las Casas ringt um Sr. Annas Verständnis. Die Folgen von Conquista und Mission - Ausrottung bzw. Identitätsverlust und ökonomische Verelendung der indigenen Völker - schufen jedoch eine schier unüberwindbare Kluft zwischen dem Europäer und der Indianerin. Trotz gemeinsamen Ordensgewandes trennen sie Welten.Indem "Bartolome" das 16. Jahrhundert und Heute verbindet, wird die ununterbrochene und ungebrochene Fortwirkung von Conquista und Mission deutlich. Das Gespräch der Ordensleute ist das dramaturgische Scharnier zwischen dem Neuen Spanien und Lateinamerika. Einige der Darsteller agieren auf geschichtlicher und gegenwärtiger Handlungsebene: die Doppelrollen von E. Carillo - Indiomädchen auf Las Casas' Hazienda/Sr. Anna -, J. Schmid - Pater Luis Cancer/Bischof Luis Morales - und von N. Brieger - Conquistador/Ingenieur - stellen Traditionen her. Die Parallelität in der Inszenierung der Gewalt der spanischen Soldaten und der Pistoleros dient der gleichen Intention.Conquista und Mission und deren Folgen sind nicht nur eine Leidensgeschichte, sondern auch eine des Widerstandes. Die Indios und Pater Luis verteidigen mit Waffen ihre Reduktion, und die Bewohner des von der Ölgesellschaft bedrohten Dorfes wehren sich mit Unterstützung des - weißen - Bischofs Luis. Ermordete damals wie heute.Es hieße den Film mißzuverstehen, verstünde man ihn als Abbildung konkreten historischen und gegenwärtigen Geschehens, obgleich richtig und stimmig in den einzelnen Sequenzen. Als historischer Film verzeichnete er die Wirklichkeit schönfärberisch. "Bartolome" ist vielmehr wahr auf der Ebene der Rekonstruktion ideengeschichtlicher Auseinandersetzung sich gegenseitig ausschließender Missions- und Kolonisationskonzepte sowie in der Schilderung der Bedrohung indianischen Lebens und indianischer Identität gestern und heute.Ideen und Haltungen werden nicht doziert, sondern von Personen verkörpert. Mit Ausnahme der blassen Gestalten des Erzbischofs und der Schwestern Gertrud und Cecilia, die die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, sind die ideengeschichtlichen Repräsentanten kraftvolle Figuren. Wie dieser Film überhaupt den Erfordernissen eines publiumswirksamen Kinos gerecht wird, ohne zugleich an Ernsthaftigkeit zu verlieren. "Bartolome" ist ein selbstzweifelnder Rückblick aus europäischer Perspektive, der auch über das Quinto Centenario seine Relevanz behält.
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