Krimi | Italien 1942 | 134 (gek. 104) (Video 130) Minuten

Regie: Luchino Visconti

Ein wandernder Arbeiter findet in der italienischen Po-Ebene Unterkunft und Beschäftigung bei einem Tankstellenbesitzer, mit dessen junger Ehefrau er ein leidenschaftliches Liebesverhältnis beginnt. Die zunehmend verzweifelter und skrupelloser werdende Glückssehnsucht des Paares treibt es zum Mord am Ehemann. Die Folgen der Tat zerstören alle Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft. Viscontis meisterhafter Erstlingsfilm zeichnet sich durch sinnliche Kraft, exakte Milieuzeichnung und eine differenzierte Moral aus: Die Einbeziehung sozialer Verhältnisse und authentischer Schauplätze in die Handlung begründete einen neuen Stil im italienischen Film; anhand von "Ossessione" entwickelten italienische Kritiker erstmals den Begriff "Neorealismus". Die ungewöhnlich offene und pessimistische Darstellung einer verbotenen, an gesellschaftlichen Normen scheiternden Liebe erregte das Mißfallen der Zensur im Mussolini-Regime. Anders als spätere Verfilmungen des Romans von James M. Cain ("Im Netz der Leidenschaften", 1946; "Wenn der Postmann zweimal klingelt", 1980) fügt Visconti die kriminalistischen und melodramatischen Elemente in ein kritisches Zeitbild ein, ohne die faszinierende Lebendigkeit der Figuren zu schwächen. 1985 erstellte das ZDF eine neu synchronisierte, integrale Version des Films. (Alternativtitel: "Besessenheit") - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
OSSESSIONE
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
1942
Produktionsfirma
ICI Rom
Regie
Luchino Visconti
Buch
Antonio Pietrangeli · Giuseppe de Santis · Luchino Visconti · Mario Alicata · Gianni Puccini
Kamera
Aldo Tonti · Domenico Scala
Musik
Giuseppe Rosati
Schnitt
Mario Serandrei
Darsteller
Massimo Girotti (Gino) · Clara Calamai (Giovanna) · Juan De Landa (Bragana) · Elio Marcuzzo ("Der Spanier") · Dhia Cristiani (Anita)
Länge
134 (gek. 104) (Video 130) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12 (fr. 18; f)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Drama | Literaturverfilmung

Diskussion
Der Vagabund Gino verliebt sich in Giovanna Bragana, deren Mann Giuseppe eine kleine Tankstelle mit Lokal besitzt. Weil sie nicht herumstreunen will, geht Gino allein fort. Er zieht mit Spagnolo umher und schließt sich erneut den Braganas an, als er sie zufällig wieder sieht. Auf der Heimfahrt töten die Liebenden Giuseppe und täuschen einen Autounfall vor. Gino, den das schlechte Gewissen quält, entfremdet sich von Giovanna und glaubt sich von ihr an die Polizei verraten, als Giuseppes hohe Lebensversicherung ausgezahlt wird. Tatsächlich aber hat die Polizei längst Verdacht geschöpft. Giovanna, inzwischen schwanger, kann den Geliebten zurückgewinnen. Sie fliehen, doch kommt Giovanna bei einem Unfall um, und Gino wird verhaftet. Viscontis meisterhafter Erstling „Ossessione“ (dt. auch „Ossessione - Von Liebe besessen“ ist nicht die einzige Verfilmung von „The Postman Always Rings Twice“. Adaptionen von Tay Garnett (1946) und Bob Rafelson (1980) folgten, Pierre Chanel (1939) ging allen voraus. Visconti verlegte die Geschichte ins Italien seiner Zeit, das der damals zensierte Film ungeschminkt widerspiegelt. Hauptthema ist eine verhängnisvolle Affäre. Obwohl Gino wegen seines behaarten Körpers zunächst so animalisch wirkt, ist er verletzlicher als die aktive Giovanna. Die bis heute eindringliche Atmosphäre verdankt der Film den präsenten Darstellern sowie Viscontis geschultem Auge, das erotische Vibrationen, die unsichtbaren emotionalen Bande einer ausweglosen Liebe, Sommerhitze, Staub und Schmutz hautnah aufspürt. - Ab 16.
Kommentar verfassen

Kommentieren