Das Schicksal eines alt gewordenen Hotelportiers zur Zeit der Jahrhundertwende in Berlin, der degradiert wird und seine ihn mit Stolz erfüllende Uniform mit der eines Toilettenwärters tauschen muss. In Murnaus herausragendem Stummfilmdrama gelingen der "entfesselten" Kamera zwingende Bildsequenzen, die nur sehr sparsamer Zwischentitel bedürfen, um die seelischen Vorgänge deutlich zu machen. Ein positives Ende - der alte Mann beerbt einen in seinen Armen sterbenden Millionär - wurde Murnau aufgezwungen; er inszenierte es mit bewusst ironischer Übertreibung.
Nach fast 80 Jahren kommt eine liebevoll und sorgfältig restaurierte Fassung mit neuer Musik zur Aufführung, die der Vision des Regisseurs sogar noch näher kommt als zum Zeitpunkt der Premiere. Das Ergebnis ist einer der glücklichsten Momente in der Restaurationsgeschichte, denn die neue Musik schmiegt sich den Filmszenen wie aus einem Guss an und entzieht sich den Verlockungen einer avancierten Tonsprache, ohne durch kommentierende Klischees zum inhaltsleeren Pasticcio zu verkommen. Eindrucksvoll zeigt sich, welche Ausdruckskraft eine synergetische Verbindung von Bild- und Klangsprache zu entfalten vermag.
- Sehenswert ab 14.
Melodram | Deutschland 1924 | 73 (DVD: ) Minuten
Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
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Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 1924
- Produktionsfirma
- Union-Film der Ufa
- Regie
- Friedrich Wilhelm Murnau
- Buch
- Carl Mayer
- Kamera
- Karl Freund
- Musik
- Giuseppe Becce · Detlev Glanert
- Darsteller
- Emil Jannings (Der Portier) · Max Hiller (Bräutigam) · Maly Delschaft (Portierstochter) · Emilie Kurz (Tante des Bräutigams) · Georg John (Nachtwächter)
- Länge
- 73 (DVD: ) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 0
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Melodram
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Die DVD besticht nicht nur durch die gute Qualität des Filmmaterials, sondern im Bonusbereich vor allem durch die mustergültige Dokumentation zum Film (41 Min.), die einen Einblick in die Rezeptionsgeschichte gibt und u.a. den Restaurierungsprozess begleitet. Der Film ist mit einer Musikbearbeitung für Orchester (Bearb.: Timothy Brock/Peter Schirmann) unterlegt, die auf die Urfassung von Guiseppe Becce zurückgreift. Die Edition ist mit dem "Silberling 2004" ausgezeichnet.