High Score

wernstein@web.de | 05.07.2024

Holpriger Cyberpunk-Thriller westdeutscher Provenienz, prätentiös vom Räuber-Hotzenplotz-Regisseur am Reißbrett verbissen als modischer Kultfilm zeitverzögert im Geist der achtziger Jahre konzipiert und mit einer illustren internationalen Darstellerriege in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fernsehen schwerfällig inszeniert. Dass dabei kein cineastisches Meisterwerk der filmischen Postmoderne herauskommt, versteht sich von selbst. Gustav Ehmck ist eben kein Ridley Scott oder David Cronenberg, deshalb gelingt es ihm auch nicht, das existentielle Thema der vollumfänglichen Mediatisierung des alltäglichen Lebens filmästhetisch überzeugend auf den Punkt zu bringen. Diese bewusstseinsverändernden Wirkungen auf den Einzelnen, die sowohl rauschhafte Wahrnehmungserweiterungen als auch empathische Problemen im sozialen Miteinander hervorrufen können, wirken in „High Score“ seltsam rhetorisch und fade. Es wird nicht plausibel, warum sich die jungen Männer des Films, sowohl auf Seiten der Gesetzlosen als auch der Polizei, als lebens- und liebesunfähig erweisen und zwanghaft den Gewalt-, Erotik- und Geschwindigkeitsexzessen einer Virtual Reality verfallen, also am Ende nur noch in einer artifiziellen Zwischenwelt aus Tagträumen agieren wollen, die in ihrer Darstellungsweise wahrlich nicht verführerisch wirkt, sondern gleichermaßen öde und leer erscheinen muss, wie es bereits zuvor in der wirklichen Wirklichkeit der Fall war. Trotzdem bleiben die männlichen Protagonisten emotional und sexuell von der Avatarentität Olympia abhängig, die katalytisch und manisch in ihnen den Prozess der Selbstzerstörung in dynamischer Weise verstärkt. „Liqid-Sky“-Kultstar Anne Carlisle verkörpert sie nachhaltig in einer beindruckend ausdruckslosen Performance, E. T. A. Hoffmann lässt grüßen. „High Score“ bleibt ein Film der ungenutzten Möglichkeiten: Der Regisseur und sein Autorenteam werden den eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Die künstlerischen Potentiale sind gewaltig, aber am Ende zählen nur Resultat und Ausführung, beides ist leider mangelhaft.