„Wären die Filme von Ramon und Silvan Zürcher ein Fußballsystem, wären sie das oft genannte, selten erreichte Tiqui-Taca: ein virtuoses Spiel der kurzen Pässe, das der FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft vor etwas mehr als zehn Jahren perfektionierten. Ihre Filme folgen einem ureigenen, präzisen, beinahe hypnotischen, aber den konventionellen Regeln des Mediums widersprechenden und seltsam entrückten Rhythmus.“ So charakterisierte Patrick Holzapfel in einem Porträt das Schaffen der aktuellen Shooting Stars des Schweizer Autorenkinos. MUBI widmet dem außergewöhnlichen Gespann Ramon & Silvan Zürcher nun im März einen kleinen Fokus.
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Der Arthouse-Streamingdienst präsentiert ihren jüngsten Film „Der Spatz im Kamin“ (2024), ein virtuoses Drama um zwei Schwestern, die sich zusammen mit ihren Familien anlässlich einer Geburtstagsfeier in ihrem ehemaligen Elternhaus treffen, gemeinsam mit den Vorgänger-Filmen „Das Mädchen und die Spinne“ sowie „Das merkwürdige Kätzchen“ unter dem schönen Motto „Tierische Instinkte“ ab 26. März.
Wiederentdeckt: Pia Frankenberg
Neben diesen beiden aktuellen Filmemachern richtet MUBI im März außerdem einen Fokus auf eine Filmemacherin, die von den späten 1970ern bis in die frühen 1990er im Filmgeschäft tätig war und deren Name heute vielen vielleicht eher als Schriftstellerin etwas sagt: Pia Frankenberg. 1957 in Köln geboren, gründete sie 1979 die Pia Frankenberg Musik- und Filmproduktion, arbeitete in diversen Funktionen in der Filmbranche und führte auch bei einigen Arbeiten selbst Regie, die MUBI nun ab 3. März zu neuen Ehren bringt. Dazu gehört neben dem Mitte der 1980er entstandenen satirisch-selbstreflexiven Film „Nicht nichts ohne Dich“ die Komödie „Brennende Betten“ (1987/88) um ein ungleiches Paar, bestehend aus einer lebhaften und lebenslustigen Hamburgerin und einem introvertierten Engländer mit pyromanischen Neigungen.
Und ebenfalls zu sehen ist Frankenbergs 1991/92 entstandener Film „Nie wieder schlafen“, der sich an einer Art Psychogramm Berlins und seiner privaten, gesellschaftlichen und historischen Veränderungen nach dem Fall der Mauer versucht.
Chronik eines Erwachsenwerdens
Außerdem wartet MUBI ab 11. März mit einem der prägenden Filmzyklen des französischen Autorenkinos auf, mit den Antoine-Doinel-Filmen von Nouvelle-Vague-Legende François Truffaut. In fünf Werken folgt der Filmemacher darin dem Heranwachsen seines fiktiven Alter Egos Antone Doinel von einer stürmischen Kindheit in „Sie küssten und sie schlugen ihn“ (entstanden 1958/59) über Jahre hinweg ins Erwachsenenleben, wobei die Filme, wie MUBI betont, über die Außendrehs „auch die monumentalen Veränderungen in Paris“ in der Midcentury-Moderne widerspiegeln. Neben den vier Spielfilmen „Sie küssten und sie schlugen ihn“, „Geraubte Küsse“, „Tisch und Bett“ und „Liebe auf der Flucht“, die die Suche des Protagonisten nach sich selbst und seinem Platz in der Welt über gut 20 Jahre begleiten, läuft bei MUBi auch der Kurzfilm „Antoine und Colette“, eine 1961 entstandene Vignette um eine Liebesaffäre des jungen Helden.
Mitte März startet bei MUBI auch die Streaming-Premiere eines neuen MUBI Exclusives: Ab 14. März ist die Romanverfilmung „Ellbogen“ von Asli Özarslan zu sehen. Das Drama erzählt von einer jungen Berliner Deutschtürkin, die sich einen Ausbruch aus ihrem eingeengten Leben in ihrer strengen Familie und der Perspektivlosigkeit des deutschen Erwerbslebens wünscht. Doch an ihrem 18. Geburtstag kommt es zu einer Katastrophe, und sie flüchtet nach Istanbul zu einem Mann, den sie bislang nur als Telefonfreund kennt. Dort muss sich die Protagonistin, so Kira Taszman in ihrer Kritik zum Film „in dem neuen Milieu zurechtfinden. Zwar spricht sie die Landessprache, hat einen türkischen Pass, doch Türkisch ist nur ihre zweite Sprache“, und so findet sie sich in einer umgebung wieder, „die sie ebenso wenig durchschaut wie die ungeschriebenen Regeln in Deutschland. Sie bleibt eine Gehetzte, hier wie dort.“
MUBI im März: Überblick
1. März
In Flammen geboren & Working Girls (2 Filme von Lizzie Borden)
3. März
Fokus „Nie wieder schlafen: Drei Fime von Pia Frankenberg:
9. März
Muse (Kurzfilm von Pawel Pawlikowski)
11. März
Truffauts „Antoine-Doinel-Zyklus“:
Sie küssten und sie schlugen ihn
14. März
17. März
Die Legende von Paul und Paula
28. März
Fokus „Tierische Instinkte: Drei Filme von Ramon und Silvan Zürcher“:
Fokus Filmmusik von Ryuichi Sakamoto: