© Salzgeber/MUBI (Maren Eggert und Britta Hammelstein in "Der Spatz im Kamin")

MUBI im März 2025

Filme der Schweizer Shooting Stars Ramon und Silvan Zürcher, Truffauts Antoine-Doinel-Zyklus und die Streaming-Premiere der Romanverfilmung „Ellbogen“: Neue Arthouse-Highlights und Klassiker.

Aktualisiert am
04.03.2025 - 10:00:28
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„Wären die Filme von Ramon und Silvan Zürcher ein Fußballsystem, wären sie das oft genannte, selten erreichte Tiqui-Taca: ein virtuoses Spiel der kurzen Pässe, das der FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft vor etwas mehr als zehn Jahren perfektionierten. Ihre Filme folgen einem ureigenen, präzisen, beinahe hypnotischen, aber den konventionellen Regeln des Mediums widersprechenden und seltsam entrückten Rhythmus.“ So charakterisierte Patrick Holzapfel in einem Porträt das Schaffen der aktuellen Shooting Stars des Schweizer Autorenkinos. MUBI widmet dem außergewöhnlichen Gespann Ramon & Silvan Zürcher nun im März einen kleinen Fokus. 


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Der Arthouse-Streamingdienst präsentiert ihren jüngsten Film „Der Spatz im Kamin“ (2024), ein virtuoses Drama um zwei Schwestern, die sich zusammen mit ihren Familien anlässlich einer Geburtstagsfeier in ihrem ehemaligen Elternhaus treffen, gemeinsam mit den Vorgänger-Filmen „Das Mädchen und die Spinne“ sowie „Das merkwürdige Kätzchen“ unter dem schönen Motto „Tierische Instinkte“ ab 26. März.

"Das merkwürdige Kätzchen" (© Peripher/MUBI)
"Das merkwürdige Kätzchen" (© Peripher/MUBI)

Wiederentdeckt: Pia Frankenberg

Neben diesen beiden aktuellen Filmemachern richtet MUBI im März außerdem einen Fokus auf eine Filmemacherin, die von den späten 1970ern bis in die frühen 1990er im Filmgeschäft tätig war und deren Name heute vielen vielleicht eher als Schriftstellerin etwas sagt: Pia Frankenberg. 1957 in Köln geboren, gründete sie 1979 die Pia Frankenberg Musik- und Filmproduktion, arbeitete in diversen Funktionen in der Filmbranche und führte auch bei einigen Arbeiten selbst Regie, die MUBI nun ab 3. März zu neuen Ehren bringt. Dazu gehört neben dem Mitte der 1980er entstandenen satirisch-selbstreflexiven Film „Nicht nichts ohne Dich“ die Komödie „Brennende Betten“ (1987/88) um ein ungleiches Paar, bestehend aus einer lebhaften und lebenslustigen Hamburgerin und einem introvertierten Engländer mit pyromanischen Neigungen. 

"Brennende Betten" (© Impus Film/Deutsche Kinemathek)
"Brennende Betten" (© Impus Film/Deutsche Kinemathek)

Und ebenfalls zu sehen ist Frankenbergs 1991/92 entstandener Film „Nie wieder schlafen“, der sich an einer Art Psychogramm Berlins und seiner privaten, gesellschaftlichen und historischen Veränderungen nach dem Fall der Mauer versucht.

Chronik eines Erwachsenwerdens

Außerdem wartet MUBI ab 11. März mit einem der prägenden Filmzyklen des französischen Autorenkinos auf, mit den Antoine-Doinel-Filmen von Nouvelle-Vague-Legende François Truffaut. In fünf Werken folgt der Filmemacher darin dem Heranwachsen seines fiktiven Alter Egos Antone Doinel von einer stürmischen Kindheit in „Sie küssten und sie schlugen ihn“ (entstanden 1958/59) über Jahre hinweg ins Erwachsenenleben, wobei die Filme, wie MUBI betont, über die Außendrehs „auch die monumentalen Veränderungen in Paris“ in der Midcentury-Moderne widerspiegeln. Neben den vier Spielfilmen „Sie küssten und sie schlugen ihn“, „Geraubte Küsse“, „Tisch und Bett“ und „Liebe auf der Flucht“, die die Suche des Protagonisten nach sich selbst und seinem Platz in der Welt über gut 20 Jahre begleiten, läuft bei MUBi auch der Kurzfilm „Antoine und Colette“, eine 1961 entstandene Vignette um eine Liebesaffäre des jungen Helden.

"Antoine und Colette" (© MK2)
"Antoine und Colette" (© MK2)

Mitte März startet bei MUBI auch die Streaming-Premiere eines neuen MUBI Exclusives: Ab 14. März ist die Romanverfilmung „Ellbogen“ von Asli Özarslan zu sehen. Das Drama erzählt von einer jungen Berliner Deutschtürkin, die sich einen Ausbruch aus ihrem eingeengten Leben in ihrer strengen Familie und der Perspektivlosigkeit des deutschen Erwerbslebens wünscht. Doch an ihrem 18. Geburtstag kommt es zu einer Katastrophe, und sie flüchtet nach Istanbul zu einem Mann, den sie bislang nur als Telefonfreund kennt. Dort muss sich die Protagonistin, so Kira Taszman in ihrer Kritik zum Film „in dem neuen Milieu zurechtfinden. Zwar spricht sie die Landessprache, hat einen türkischen Pass, doch Türkisch ist nur ihre zweite Sprache“, und so findet sie sich in einer umgebung wieder, „die sie ebenso wenig durchschaut wie die ungeschriebenen Regeln in Deutschland. Sie bleibt eine Gehetzte, hier wie dort.“

"Ellenbogen" (© jip film & verleih/MASSIMO DI NONNO)
"Ellenbogen" (© jip film & verleih/MASSIMO DI NONNO)

MUBI im März: Überblick

1. März

In Flammen geboren & Working Girls (2 Filme von Lizzie Borden)

Für Sama


3. März

Shut Up and Play the Piano


Fokus „Nie wieder schlafen: Drei Fime von Pia Frankenberg:

Brennende Betten

Nicht nichts ohne Dich

Nie wieder schlafen


9. März

Muse (Kurzfilm von Pawel Pawlikowski)

Chronik eines Sommers


11. März

Truffauts „Antoine-Doinel-Zyklus“:

Sie küssten und sie schlugen ihn

Geraubte Küsse

Tisch und Bett

Liebe auf der Flucht

Antoine und Colette


14. März

Ellbogen


17. März

Die Legende von Paul und Paula


28. März

Fokus „Tierische Instinkte: Drei Filme von Ramon und Silvan Zürcher“:

Der Spatz im Kamin

Das Mädchen und die Spinne

Das merkwürdige Kätzchen


Fokus Filmmusik von Ryuichi Sakamoto:

Opus

Coda

Merry Christmas, Mr. Lawrence


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