© LETSGO (Tim Burton)

„Tim Burton’s Labyrinth“ in Berlin

Ein Gang durch die Tim-Burton-Ausstellung in der Radsetzerei in Berlin-Friedrichshain

Veröffentlicht am
25. August 2024
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In der Radsetzerei Friedrichshain in Berlin gastiert derzeit eine Ausstellung, die in Form eines Labyrinths zur Erkundung des künstlerischen Kosmos von Tim Burton einlädt und die „Gedankenwelt“ des Schöpfers von vielgeliebten Figuren wie Beetlejuice, Edward mit den Scherenhänden & Co. in diversen Themenkabinetten erforscht.


Bereits im Jahr 2009 gab es eine Schau zu den surrealen Welten von Tim Burton – im New Yorker Museum of Modern Art. Zufrieden war der US-amerikanische Autor, Künstler, Produzent und Filmregisseur damit aber offenbar nicht. Denn Burton erzählte damals, dass er beim Gang durchs MoMA den Eindruck gehabt habe, seine „an die Wand genagelten schmutzigen Socken“ zu betrachten.

Einen neuen Versuch, dieses von schwarzem Humor durchsetzte Universum zu inszenieren, stellt „Tim Burton’s Labyrinth“ dar, ein schräges Panoptikum, das 2022 erstmals in Madrid zu sehen war und nach Stationen in Paris, Brüssel und Barcelona nun in Berlin angekommen ist. Schade ist dabei, dass Burton dafür nicht nach Berlin gekommen ist. Er dreht zurzeit in Irland eine zweite Staffel der Serie „Wednesday“ um die Tochter der morbiden Addams Family. Der ruinöse Charme der Berlin-Friedrichshainer Radsetzerei, die Halle, in der die Wanderausstellung nun gastiert, wäre gewiss nach seinem Geschmack.


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Ein „Besuch in Tim Burtons Gehirn“

Wie Burton das Ausstellungslabyrinth findet, an dessen Entstehung er selbst mitgewirkt haben soll, ist nicht überliefert. Das Design stammt von dem Spanier Alvaro Molina, einem gefragten Spezialisten für Live-Shows und Popkonzerte, der die „immersive Erfahrung“ der Schau als „Besuch in Tim Burtons Gehirn“ anmoderiert hat. Das Publikum dürfte überrascht sein, dass im Künstlerhirn offenbar doch eine ziemlich penible Ordnung waltet.

Die Ausstellung will Pfade durch "Tim Burtons Gehirn" eröffnen (© LETSGO)
Die Ausstellung will Pfade durch "Tim Burtons Gehirn" eröffnen (© LETSGO)

„Hinter jeder Tür verbirgt sich ein neues Erlebnis. Du alleine entscheidest, welche Tür du als nächstes öffnest. Wähle also weise, welchen Weg Du durchs Labyrinth nimmst!“ Diese Risiken und Nebenwirkungen implizierende Gebrauchsanweisung erweist sich allerdings nur als halb richtig. In der Tat ist der Parcours nicht als klassischer Rundgang aufgebaut. Dennoch sind die alternativen Pfade durchs angebliche Burton-Dickicht spärlicher gesät als versprochen.

Das „allgemeine Ticket“ kostet für Erwachsene 23 Euro. Damit darf man nur einmal durch die Ausstellung. Da mitunter aber die Wahl zwischen verschiedenen Türen zu treffen ist, verpasst man den einen oder anderen Themenraum. Wer die fiesen Außerirdischen aus „Mars Attacks“, den cineastischen Stümper Ed Wood oder Burtons „Batman“-Versionen vermisst, hat als preisbewusster Kunde vielleicht einfach nur die falschen Klinken gedrückt. Geprellt könnten sich aber ebenso die Premium-Ticket-Besitzer (Preis: 34 Euro) fühlen, denn nicht selten findet sich hinter bis zu drei Türeingängen derselbe Themenraum. Auch der Shop, in dem unweigerlich alle landen, ist ein eher enttäuschender Merchandising-Laden, in dem man (nicht viel mehr als) Shirts, Becher und Notizhefte erwerben kann.


Kein Surrogat fürs Kinoerlebnis

Das Strukturprinzip ist in allen Räumen gleich. Jeder Saal ist einem Tim-Burton-Projekt gewidmet. Lebensgroße Figuren aus Kunststoff sind bekannten Charakteren nachgebildet und tragen mitunter unverkennbar Gesichter von Schauspielern wie Johnny Depp oder Michael Keaton beziehungsweise Darstellerinnen wie Helena Bonham Carter. Neben Skizzen sind animierte Sequenzen auf kleinen Videoscreens zu sehen. Außerdem schaffen raumfüllende Videoprojektionen – etwa der auf dem Boden herumkrabbelnde Kakerlaken in „Beetlejuice“ – ebenso Atmosphäre wie der dem jeweiligen Film entsprechende Soundtrack als Dauerschleife – der in den meisten Fällen von Danny Elfman stammt.

Begegnungen mit Burtons Freaks & Monstern (© LETSGO)
Begegnungen mit Burtons Freaks & Monstern (© LETSGO)

Für Fans, aber auch für diejenigen, die in Tim Burtons von Gespenstern gesäumte und von Leichen gepflasterte Welt hineinschnuppern wollen, ist das sicherlich ein schöner Zeitvertreib. Als Surrogat fürs Kinoerlebnis taugt das „Labyrinth“ weniger. Von den knappen Texten und Zitaten sollte man auch keine besondere Vertiefung erwarten.

Durchaus wirkungsvoll ist das mit der Überschrift „Freunde und Feinde“ versehene Kabinett mit der Roten Königin und einem ihrer Soldaten aus „Alice im Wunderland“, dessen Wände teils mit Spiegeln, teils mit rotem Samt ausgekleidet sind. Sehr effektvoll ist auch der dem Puppentrickfilm „Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ gewidmete Raum, in dem sich der Adelsspross Victor und die untote Emily (mit wehendem und löcherigem Schleier) als große Plastikfiguren gegenüberstehen. Ein verwunschener Wald spielt in der Geschichte eine zentrale Rolle – und so wird das Paar dieses Raums von stilisierten Bäumen flankiert, die von Burtons unnachahmlichem Zeichenstil geprägt sind.


Das Highlight: Burtons Zeichnungen

Überhaupt sind die Zeichnungen und gemalten Skizzen das Beste in der Ausstellung. Immerhin 150 Burton-Originale sind zu sehen, darunter niedliche Schoßhündchen mit Messern im Rücken, durchaus unterschiedliche Studien zu „Edward mit den Scherenhänden“ oder ein Bild von Jack Skellington aus „Nightmare before Christmas“, der im Entwurf um ein Vielfaches grusliger wirkt als das animierte Skelett der Filmversion von 1993. Die Skizzen deuten einen Blick in die Werkstatt von Burton an sowie die Stadien einer aufwendigen Stoffentwicklung. Erhellend auch der vom Ausstellungsteam realisierte Animationsfilm eines Gefechts zwischen Fantasiemonstern, welches aus dem Projektstadium nie herauskam. Die spärlichen Nebenpfade und Sackgassen in Burtons Schaffen sind interessant an der Ausstellung. Die final gestalteten Figuren wie „Frankenweenie“ und die fertigen Sets wie den Zuckerstangenwald aus „Charlie und die Schokoladenfabrik“ schaut man sich am besten auf dem Fernsehschirm und am allerbesten im Kino an.

Das Highlight der Ausstellung: Burtons Zeichnungen (© LETSGO)
Das Highlight der Ausstellung: Burtons Zeichnungen (© LETSGO)

Hinweis

Tim Burton’s Labyrinth. Eine Ausstellung in der Radsetzerei in Berlin, Revaler Str. 99. Von Mittwoch bis Samstag, bis 3. November. Tickets bei mytickets.de und auf der Webseite der Ausstellung.

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