Der ganze Heimkinomarkt wird von den Streamingdiensten dominiert. Der ganze Heimkinomarkt? Nein! Unbeugsame DVD-, Blu-ray- und 4k UHD-Anbieter hören nicht auf, Netflix & Co. Widerstand zu leisten. Auch wenn es den Massenmarkt für physische Film-Trägermedien nicht mehr gibt, erfreuen sich bestimmte Genres sowie Sammler-Editionen, Mediabooks und andere Formate großer Beliebtheit. Ein Exkurs in jene Bereiche, in denen die Filmwelt noch eine Scheibe ist.
Zusammen mit „Barbie“ hat „Oppenheimer“ das Kinojahr 2023 gerettet. Kurz vor Weihnachten brachte „Oppenheimer“ dann aber auch noch Schwung in einen anderen Markt. Als der Film auf physischen Discs erschien, passierte ein kleines Wunder. Auf 4k war „Oppenheimer“ in den USA schnell ausverkauft. Sammler boten 200 Dollar für eine Ausgabe, und der Verleih Universal musste nachpressen. Der britische Regisseur Christopher Nolan, der seit Jahrzehnten anspruchsvolle und kommerziell erfolgreiche Blockbuster dreht, erwies sich so nicht nur als der letzte Zelluloid- Mohikaner, sondern auch als ein Anker für die physischen Trägermedien.
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Filme als Schätze, die es zu hüten gilt
Im Bonusmaterial zu „Oppenheimer“ sieht man ein acht Minuten langes Gespräch, in dem Kameramann Hoyte van Hoytema und Techniker von Fotokem und Kodak erläutern, dass man für den Film extra ein neues 65mm-Schwarz-weiß-Negativmaterial erschaffen habe. An der „Oppenheimer“ DVD-, Blu Ray- und 4k-Edition lässt sich vieles von dem festmachen, was die Stärken der Silberscheiben einst ausmachte und bis heute weiterhin ist. Die Ausgabe bietet einen Mehrwert in Form von üppigem, drei Stunden langem Bonusmaterial. Parallel zur DVD/BD-Veröffentlichung gab Nolan eine Reihe Interviews, in denen er Filmliebhaber beschwor, „eine Version zu kaufen, die man selbst besitzen kann und sich zu Hause ins Regal stellt, damit kein böser Streamingdienst sie einem wegnehmen kann".
Auch andere prominenten Regisseure haben sich leidenschaftlich für die physischen Trägermedien eingesetzt. So erklärte James Cameron: „Die Streaming-Anbieter verweigern uns jeglichen Zugang zu bestimmten Filmen. Die natürliche Reaktion darauf ist doch: Ich werde den Film kaufen und mir ansehen, wann immer ich will.‘" Und Guillermo del Toro ergänzt: „Wenn man großartige 4K UHD, Blu-ray, DVD von Filmen besitzt, die man liebt, ist man der Hüter dieser Filme für kommende Generationen.“
DVD revolutionierte die Wahrnehmung von Filmen
Als 1997 mit „Twelve Monkeys“
die erste DVD in Deutschland erschien, begann der Siegeszug eines Mediums, das
die Wahrnehmung von Filmen revolutionierte. Im Gegensatz zur klobigen VHS-Kassette
boten die digitalen Trägermedien die Möglichkeit, zwischen mehreren Sprachen
und Untertitelspuren zu wechseln und im Bonusmaterial das Wissen über die Filme
und die Arbeitsprozesse, die hinter ihnen stecken, zu vertiefen. Die große Zeit
der „Making ofs“ brach an; Audiokommentare und Interviews mit Filmschaffenden
und Experten fanden ihren Platz; Szenen, die im fertigen Film herausgeschnitten
wurden, oder mitunter sogar alternative Enden vermittelten Einblicke in die
Genese und den gestalterischen Entscheidungsprozess.
Einige Filmemacher dachten dann schon während der Dreharbeiten an Szenen, die man später auf der DVD zeigen konnte. Und auch der „Director‘s Cut“ erfreute sich bald wachsender Beliebtheit. Regisseure wie Ridley Scott oder Peter Jackson drehten ganz bewusst längere Fassungen ihrer Werke, um sie später in Heimkino-Editionen auszuwerten.
Die fetten Jahre sind vorbei
Vor allem von Blockbustern konnten die Studios in dieser Zeit Millionen Exemplare absetzen. Als erfolgreichste DVD aller Zeiten gilt „Findet Nemo“, die sich 2003 sagenhafte 38 Millionen Mal verkaufte. Allerdings sind diese fetten Jahre mit Millionenauflagen lange vorbei. Ab 2015 begann ein langsamer, aber stetiger Niedergang. 2023 machten physische DVDs, Blu-rays und 4k-Editionen nur noch 11 Prozent des deutschen Home-Entertainment-Geschäfts aus. Netflix, die einst mit dem DVD-Versand per Post ins Geschäft eingestiegen war, erfand das Streaming im großen Stil, setzte auf selbst produzierte Serien und später auch auf Filme, die gar nicht mehr ins Kino kamen. S-VoD („Subscription Video on Demand“) nennt man im Fachjargon dieses Segment der Streamingdienste, die ganz auf ihre Flatrate im Abo setzen. Der Marktanteil ist gigantisch. Wie auch in der Musikbranche haben Flatrates auf dem Filmmarkt das Sagen. Das Gros der Kunden, die einst die Unterhaltungsfilme oder Blockbuster auf DVD kauften, setzt jetzt ganz auf den Online-Home-Entertainment-Markt.
Das sieht man auch an den Zahlen, die von der Filmförderungsanstalt (FFA) für 2023 veröffentlicht wurden. In Deutschland gaben die Menschen insgesamt 4,3 Milliarden Euro für Filme im Kino, im Streaming und auf DVD/Blu-ray aus. Davon setzt S-VoD mehr als die Hälfte um, nämlich 2,6 Milliarden Euro, das Kino dagegen nur 929 Millionen Euro. Es folgen die sogenannten „T-VoD“-Angebote („Transactional-Video-on-Demand“), das Segment der digitalen Filmleihen, und „EST“-Angebote („Electronic-Sell-Through“, also das digitale Kaufen von Filmen) mit 470 Millionen Euro. Die Erlöse mit physischen Trägermedien machten nur noch 301 Millionen Euro aus. Prozentual gesehen generiert S-VoD also 53 Prozent des gesamten deutschen Filmkonsums, während fürs Kino 21 Prozent bleiben und DVD/Blu-ray/4K UHD zusammen nur noch knapp 7 Prozent generieren.
Vieles funktioniert nicht mehr auf Scheibe
Ausgerechnet viele Mainstreamfilme verkaufen sich physisch kaum noch. Wenn Karoline Herfurth mit „Wunderschön“ im Kino noch über eine Million Besucher anzieht, interessierten sich nur noch 30 000 für die DVD. Torsten Radeck, der Marketingchef für Home Entertainment beim Mini-Major Studiocanal, kommentiert ganz realistisch: „Einige Genres funktionieren nicht mehr. Den klassische Mainstream oder RomComs kauft fast niemand mehr.“
Im Arthouse-Bereich sind die Erfahrungen mit physischen Trägermedien durchwachsen. Größere Verleihe wie Neue Visionen oder Alamode bringen ihre Filme derzeit noch regelmäßig auf DVD heraus. „Das könnte sich bei Filmen, die schon im Kino unter den Erwartungen geblieben sind, aber ändern“, gibt Fabien Arséguel, der Geschäftsführer von Alamode, zu bedenken. „Alamode wird nicht mehr automatisch jeden Film physisch auf DVD auswerten“. Der Trend gehe vielmehr in Richtung T-VoD oder S-VoD. Die Hits von Alamode wie „Das Lehrerzimmer“ oder „Triangle of Sadness“ erscheinen jedoch weiterhin auch auf DVD und Blu Ray.
Auch beim Label Studiocanal beobachtet man die Veränderungen. Der französische Medienkonzern hat Tochterfirmen in Großbritannien und Deutschland und vor Jahren „Kinowelt“ und „Arthaus“ aufgekauft. Seitdem verfügt man über einen großen Rechtestock, der Filme von Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger ebenso umfasst wie Blockbuster à la „Basic Instinct“, aber auch ältere Klassiker und Filmkunst von Filmemachern wie Wim Wenders, Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder, Jean-Pierre Melville oder Bertrand Tavernier, Orson Welles oder Ingmar Bergman. Diesen Katalog auf physischen Trägermedien erfolgreich auszuwerten, ist jedoch zunehmen schwer. Im Herbst spendiert man Pedro Almodovar zum 75. Geburtstag noch eine aufwändige Blu-Ray-Box, doch in Zukunft wird es bei Studiocanal weniger solcher Boxen geben, weil der Markt für Filmkunst in Deutschland anders als in Frankreich immer weiter schrumpft.
Für Jäger, Sammler und Genre-Nostalgiker
Nicht nur für die Marketingstrategen ist klar,
welche Genres dagegen immer noch erfolgreich sind: Horror und Action. Das sehen
auch andere Anbieter so. Deshalb ist aus dem einstigen Massenmarkt mehr und
mehr ein Nischenmarkt geworden, auf dem sich viele kleine Labels und einige
größere Player tummeln. Das neue Zauberwort heißt „Mediabook“. In diesem
Segment ist Deutschland führend. Vor allem die Anbieter Capelight,
Plaion Pictures, Turbine und Studiocanal
stellen die oft liebevoll aufbereiteten Mediabooks her, die sich durch einen sorgfältig
gestalteten Einband, ein ausführliches Booklet, originelles Layout und kleine
Extras wie Postkarten, Poster oder andere Gimmicks auszeichnen. Mediabooks oder
Sonderausgaben bestehen oft aus mehreren Discs. Sie präsentieren Filme in aufwändig
restaurierter Form und setzen statt auf DVD verstärkt auf die qualitativ
überlegenen Formate 4k UHD- und Blu-ray.
Besonders erfolgreich sind Actionfilme der 1980er- und 1990er-Jahre. Steffen Gerlach von Capelight bringt es auf den Punkt: „Alles, was nostalgisch das Feeling der 1980er-Jahre zurückbringt, wird gerne gesehen“. Weil die Zielgruppe vor allem männlich ist, schlägt ein Titel wie „Bloodsport“ in den Verkaufszahlen einen Komödien-Klassiker wie „Harry und Sally“ bei weitem. Der Martial-Arts-Film, mit dem Jean-Claude van Damme 1988 der Durchbruch gelang, liegt bei Capelight in fünf unterschiedlichen Ausgaben vor: von der einfachen DVD bis zur üppigen „2-Disc Limited Collector's Edition“ im UHD-Mediabook. „Die Verkaufszahlen liegen im fünfstelligen Bereich“, verrät Gerlach.
Gesucht: Limited Collector’s Edition
„Mediabooks erreichen eine männliche, ältere Zielgruppe“, bestätigt auch Michael Hochhaus vom Anbieter Plaion Pictures. Diese Kunden wurden in den 1980er-Jahren mit dem Kino und der VHS sozialisiert; ihre Interessen gelten nicht zuletzt Action, Horror und bedingt noch Science Fiction oder Western. Diese Zielgruppe ist zudem sehr technikaffin und legt Wert auf Bild- und Tonqualität. Einige Mediabooks oder Special Editions erscheinen deshalb nur noch auf den höher auflösenden Formaten und nicht mehr auf DVD.
„Der Blu-ray- und 4k UHD-Markt ist noch am Leben und ein elementarer Bestandteil für Capelight“, sagt Steffen Gerlach und verweist auf neue Entwicklungen. So bekommt man Mediabooks kaum noch im stationären Handel und die besonders begehrten „Limited Editions“ auch nicht mehr bei Amazon & Co. Alle wichtigen Anbieter betreiben ihre eigenen Online-Shops und bieten dort teilweise exklusiv die besonders begehrten Ausgaben an.
Diese Entwicklung begann mit Corona, erzählt Phil Friedrichs von Turbine Medien. „Nachdem die Mediamärkte während Corona zu waren und Amazon sich eher auf Toilettenpapier und Hygieneartikel spezialisierte“, meint er ironisch, „haben wir unseren Online-Shop völlig neu aufgestellt“. Phil Friedrichs ist ein begeisterter Filmfan, der vor über 20 Jahren mit „Kalkhofes Mattscheibe“ seine erste Turbine-DVD herausbrachte. Leidenschaftlich und unterhaltsam erzählt der 1975 geborene Friedrichs, wie er sich schon im Alter von 24 Jahren selbstständig machte und auf welche Filme er zu Beginn setzte. Seine ersten Erfolge feierte der Dieter-Hallervorden-Fan mit „Didi - Der Doppelgänger“ – über 30.000 Stück konnte er in diversen Ausgaben davon verkaufen. Später gelang es ihm, den Horrorfilmklassiker „The Texas Chainsaw Massaker“, der nicht nur indiziert, sondern sogar beschlagnahmt war, juristisch wieder zu „entkriminalisieren“, sodass er den Film mit Turbine legal herausgeben durfte.
Horrorfilme gehen besonders gut, aktuell beispielsweise „Pearl“ in diversen Ausgaben. Aber auch bei Friedrichs ist der Filmgeschmack breiter gefächert. Er begeistert sich auch für moderne Klassiker wie „Blues Brothers“ oder bringt demnächst in Zusammenarbeit mit Studiocanal auch Bertoluccis erfolgreichsten Film „Der letzte Kaiser“ in einer aufwändigen Special Edition auf Blu-ray heraus.
„Unser Special Edition Markt ist ähnlich wie der Vinyl-Markt. Sammler wollen was Tolles in der Hand haben, keine Blu-rays in Plastikhüllen“. Schon vor über zwanzig Jahren wollte Friedrichs Filmliebhaber ansprechen. Heute sagt er: „Eine gute Heimkino-Ausgabe ist wie eine Schatzkiste“.
Wo bleiben die Klassiker?
Wo aber bleiben bei all diesen Genre- und Jungsfilmen die Kund:innen, die auf die Klassiker der Filmgeschichte setzen? Einst haben Studiocanal, Plaion Pictures oder auch Capelight diesen Markt mit schönen Ausgaben bedient und bringen immer noch Klassiker heraus. Doch das ist eine Liebhaberei, sagt Steffen Gerlach, „denn es wird immer schwieriger, die Initialkosten einzuspielen“. Als Beispiel nennt er die „Ultimate Edition“ mit 6 Blu-rays des Antikriegsfilm-Klassikers „Im Westen nichts Neues“ von Lewis Milestone aus dem Jahr 1930, die Capelight passend zum „Oscar“-Gewinn der Neuverfilmung von Edward Berger herausbrachte. Es ist eine der besten Editionen der letzten Jahre, die den Film in verschiedenen Fassungen und Synchronfassungen präsentiert, auch in einer beeindruckenden Stummfilmfassung, weil der Film genau während des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm entstanden ist. Gerlach präzisiert: „Es war ein großer Aufwand. Zwei Produktmanager haben über ein Jahr lang an dieser Ausgabe gearbeitet. Die Ultimate Edition ist ausverkauft, und wir sind happy. Rein kommerziell betrachtet aber dürfte man das nicht machen. Doch es hat viele Menschen glücklich gemacht, und das hilft dem Label. Die Zahlen sind dann zweitrangig.“
In Bezug auf das Programm von Plaion Pictures meint Michael Hochhaus: „Unbekannte Perlen zu vertreiben, wird immer schwieriger“. Bei bekannten Klassikern, die auch einen gewissen Kultstatus genießen, ist man jedoch bereit, besondere Editionen neu herauszubringen. Aktuelles Beispiel ist der Michael-Curtiz-Klassiker „Robin Hood - König der Vagabunden“ mit Errol Flynn aus dem Jahr 1938 auf einer Doppel-Blu-ray. Schon das 120-seitige Booklet mit vielen Fotos und ausführlichen Texten ist eine Augenweide und erinnert mit vielen Originalfotos und Beiträgen auch an die deutsche Uraufführung vor über 20 000 Zuschauern in der Berliner Waldbühne im Jahr 1950. Der Film liegt in zwei Fassungen vor: der rekonstruierten, deutschen Fassung und der Originalfassung.
Überleben in schwierigen Zeiten
Neben dem hochpreisigen Markt für Sammler und den limitierten Ausgaben, bei denen sich die Blu-ray gegenüber der DVD immer mehr durchsetzt, sowie dem klassischen DVD-Markt für gehobenes Arthouse-Kino setzen einzelne Anbieter wie Salzgeber oder absolut Medien auf ein sehr anspruchsvolles, meist europäisches Autorenkino. Salzgeber spezialisiert sich dabei größtenteils auf Filme mit LGBTQ-Bezug, hat aber auch Filmemacher wie Volker Koepp im Angebot.
Bei absolut Medien, wo Werke wie „Shoah“ von Claude Lanzmann, aber auch „Dekalog“ von Krzysztof Kieslowski und einige seiner frühen polnischen Filme erschienen sind, war Ende 2023 allerdings Schluss. Das war ein klares Indiz dafür, was auf dem deutschen Markt alles nicht mehr geht: Stummfilme, Kino aus Osteuropa oder Autorenfilme, die sperriger, ernster und experimenteller angelegt sind. Umso erfreulich war dann die Nachricht, dass der Verleih Grandfilm als neuer Partner die Arbeit von absolut Medien fortführt und 100 Katalogtitel übernommen hat, unter anderem auch die Filme von Claude Lanzmann.
Ein weiteres Marktsegment für meist einfachere
Ausgaben auf DVD und nur selten auch auf Blu-ray bedienen die Anbieter Pidax
und Filmjuwelen, die beide populäres Nachkriegskino und erfolgreiche
TV-Serien und Mehrteiler veröffentlichen. Bei Pidax findet sich ein buntes
Sammelsurium an Filmgeschichte, von Heinz-Rühmann- und den „Sissi“-Filmen bis
hin zum französischen Mainstream-Kino zwischen 1950 und 1990. Darunter finden sind
Preziosen wie ein „Fantomas“-Vierteiler von 1979 mit Helmut Berger, bei dem Claude Chabrol Regie führte, sowie Filme von Julien Duvivier
oder Georges Franju.
Für Filmliebhaber bedeutender ist das Label Film-und Fernsehjuwelen, das viel deutsches Kino vertreibt. Neben einigen Klassikern aus der Vorkriegszeit ist vor allem das Kino aus der BRD und DDR bis 1990 gut vertreten. 2023 übernahm man zudem die Rechte an den DEFA-Filmen, die davor jahrzehntelang bei dem Anbieter Icestorm lagen. Gerade hat man die Gesamtedition der DEFA-Indianerfilme mit Gojko Mitic auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Auch einige Klassiker des osteuropäischen Kinos, die sich in der DDR großer Beliebtheit erfreuten, bringt man in der DEFA-Synchronfassung heraus. Etwa auf Blu-ray der Karel-Zeman Klassiker „Reise in die Urzeit“ mit der Ost- und Westsynchronfassung, dem tschechischen Originalton und einer völlig unbekannten US-Fassung auf Englisch.
Die Pionierarbeit auf dem deutschen Markt für die Kultfilme von Karel Zeman und dem einstigen „sozialistischen Ausland“ leistete jedoch schon vor Jahren ein kleiner DVD/Blu-ray Anbieter aus Magdeburg: „Ostalgica“. Im Westen Deutschlands eher unbekannte Werke wie „Die unglaubwürdigen Abenteuer der Italiener in Russland“ (UdSSR 1974) von Eldar Rjasanow oder der tschechoslowakische Science-Fiction-Klassiker „Krakatit“ (1948) von Otakar Vávra sind im „Ostalgica“ Shop schon lange ausverkauft.
Manchmal hilft nur der Import
Filme, die man in Deutschland nicht (oder nicht mehr) bekommt, finden sich manchmal im Ausland, vor allem in Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien. So liegt etwa Martin Scorseses jüngster Film „Killers of the Flower Moon“ in Deutschland bislang nicht auf einem physischen Trägermedium vor, im europäischen Ausland aber schon; über Anbieter wie Amazon lässt sich beispielsweise die italienische Import-4k-und-Blu-ray-Ausgabe erwerben. US-amerikanische Ausgaben sind dagegen oft durch Geoblocking geschützt, der sich bei Blu-rays nicht umgehen lässt. Ausnahmen gibt es aber durchaus, etwa die vielen Klassiker des „Warner Archive“, die oft ohne regionalen Code sind.
Welche Ausgaben weltweit abspielbar sind, erfahren geneigte Sammler nicht zuletzt beim Portal „DVD Beaver“, der informativsten, englischsprachigen Webseite zum Thema Heimkino-Editionen. Vergleichbare deutschsprachige Webseiten, die wirklich umfassend berichten, gibt es nicht. Über Neuerscheinungen kann man sich einigermaßen gut auf der Seite Bluray-Disc informieren. Für Sammler sind außerdem die Seiten Collector-Junkies und Schnittberichte wichtig.
Der physische Markt in Deutschland lebt also noch, trotz aller Veränderungen, die er durchgemacht hat. Wie es weitergeht, hängt vor allem am Verhalten der US-amerikanischen Majors ab. Disney hat sein Geschäft mit physischen Trägermedien in den USA an Sony abgegeben; in Deutschland übernahm im Oktober 2023 Leonine den Vertrieb der aktuellen Disney-Filme. Ob bei den US-Majors die „Oppenheimer“-Lektion angekommen ist? Wer in eine gute Ausgabe investiert, kann nach wie vor beträchtliche Verkaufszahlen generieren und Fans und Sammler glücklich machen. Die Unübersichtlichkeit, Fragmentierung und stetige Verteuerung des S-VoD-Marktes bietet durchaus eine Chance, mit Auswahl und Qualität dagegenzuhalten.