© SWR/FFP New Media/Marc Bossaert (Alina Stiegler in „Ramstein - Das durchstoßene Herz“)

Ramstein - Das durchstoßene Herz

Drama über die Flugkatastrophe - bis 23.8. in der ARD-Mediathek

Veröffentlicht am
19. September 2024
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Am 28.8.1988 kommt es auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu einem Flugunglück, als drei italienische Flieger bei einer Flugschau zusammenstoßen, abstürzen und ein Flammeninferno bewirken, in dem 70 Menschen ums Leben kommen und mehrere hundert verletzt werden. Der Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt trug sich bereits seit langem mit der Idee, die Katastrophe filmisch aufzugreifen, und hat für den von Kai Wessel inszenierten Fernsehfilm nun eine komplexe Form gewählt, die nicht nur verschiedene Perspektiven aufgreift, sondern sich auch durch ein kluges Spiel mit den Zeitebenen auszeichnet. So präsentiert der Film zuerst in Einzelvignetten Vertreter der Zuschauermassen, die sich in Ramstein nichtsahnend zusammenfinden und von dem Unglück überrollt werden, springt dann zu einem Rettungsteam um Matthias Kruse (Jan Krauter), das sich in Richtung Ramstein aufmacht, ohne mit der Hölle vor Ort zu rechnen.

Von den Bemühungen der Ärzte um die Verletzten geht der Film von da ab mehrfach in die folgenden Tage und Jahre über: Zwei Beauftragte des Ministeriums (Trystan Pütter, Elisa Schlott) untersuchen das Unglück und decken bestürzende Umstände auf, welche gravierenden Fehler schon bei der Organisation, aber auch unmittelbar nach der Katastrophe gemacht wurden. Auch Überlebende mit schrecklichen Verbrennungen und Angehörige werden mit ihren Schicksalsgeschichten kurz und präzise vorgestellt, wobei eine gemeinsame posttraumatische Therapiesitzung den Anstoß für ihre Reflexionen gibt.

Mit einer seltenen Intensität fügt „Ramstein – Das durchstoßene Herz“ seine Bausteine zusammen und schafft es, einen ebenso umfassenden wie würdigen Querschnitt über das Ramstein-Trauma zu geben. Lediglich die Position der Verantwortlichen wird nicht eigens herausgearbeitet; hier belässt es der Film bei den Erkenntnissen zum Verhalten von Politikern und anderen Verantwortungsträgern, die in ihrem Mangel an Empathie mit den Opfern und der bis heute ausbleibenden Bereitschaft zum Eingeständnis von Fehlern Empörung und Schmerz hinterlassen. – Sehenswert ab 16.

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