Die 1964
in Florida geborene Regisseurin Kelly Reichardt hat sich mit Filmen wie „Old
Joy“, „Wendy und Lucy“ und „Night Moves“ zu einer der führenden Stimmen des
US-Independent-Kinos der letzten zwanzig Jahre entwickelt. Minimalistische
Inszenierungen, eine sozialrealistische Verankerung in konkreten Räumen und
Lebensbedingungen, aber auch das souveräne Spiel mit Genreelementen zeichnen
ihr Kino aus. Reichardts jüngster Film „First Cow“, der gerade bei MUBI
gestartet ist, zeigt einmal mehr ihre Meisterschaft.
Hand in
Hand teilen sich zwei Freunde ein Grab. Als habe eine Lebzeit nicht
ausgereicht, halten die Skelette auch nach dem Tod aneinander fest. Das Grab
steht an Anfang und Ende von Kelly Reichardts „First Cow“,
stellt einen engen, erbarmungslosen Rahmen für ihre Protagonisten, die ihm mit
einer kleinen Geste – eine Hand, die sich auf eine andere legt – über seine
Grenzen hinaus mit Zuneigung füllen. Die Szene ist prototypisch für Reichardts
Kino, das mit viel Verzicht und viel Empathie von denen erzählt, die an den
Rändern der amerikanischen Gesellschaft verloren gehen.