Nach dem Ausfall
der „Diagonale“ 2020 konnte die diesjährige Ausgabe der österreichischen
Jahresfilmschau in Graz aus dem Vollen schöpfen: Aus den Werken der beiden
Jahrgänge 2020 und 2021 stachen neue Dokumentarfilme heraus, deren Themen von
der direkten Abbildung der Gesellschaft unter Corona-Bedingungen bis zur wissenschaftlichen
Suche nach einer Verlängerung des Lebens reichten.
Stille
Schulkorridore, verwaiste Gaststätten, leere Kirchen: In langen totalen
Einstellungen dokumentiert Kristina Schranz den Ausnahmezustand.
Corona-Ruhe im Burgenland, nur ab und zu sind Menschen im Bild, reflektieren
Sorgen und Ängste, erzählen von Versuchen, der vertrackten Lage einen Sinn
abzutrotzen. Erzieherinnen desinfizieren Stühle, auf denen in absehbarer Zeit
niemand sitzen wird. Ein Konditor arbeitet die wenigen Bestellungen ab.
Gläubige empfangen die Predigt via Computer. Der österreichische Kanzler
verkündet: „So viel Freiheit wie möglich, so viel Einschränkung wie notwendig“,
während Kritiker in den Weisungen der Regierenden eine „entmenschlichte
Sprache“ und eine „Vergiftung unserer Köpfe“ erkennen.