Jeder neue
Film wird einmal 30, selten aber ist ein Film so glücklich gealtert wie „Der
Himmel über Berlin“. Zu den Engeln über Berlin hat sich noch der Engel der
Geschichte gesellt und seinen Segen gegeben. Zwei Jahren nach seinem Erscheinen
– deutscher Kinostart war der 29.10.1987 – fällt die Berliner Mauer, was
angesichts dieses Films fast schon wie Metaphysik wirkt. Selbst die Brücke, an
der ein Sterbender liegt, ist die spätere Mauerfallbrücke, die Bösebrücke. Als
der Film seinerzeit in die Kinos kam, war die Geschichte schon etwas
gewöhnungsbedürftig, so haarscharf am Berliner-Mauer-Kunstgewerbe gebaut. Bis
dahin war Wim Wenders ein Erzähler deutscher Bilder- und Lebenswelten, ein
Chronist vom „Stand der Dinge“ (1982) und vom „Lauf der Zeit“ (1975). Und er
war auch in der weiten Welt unterwegs, vor allem in den USA, deren populärer
Kultur er so viel verdankt („Alice in den Städten“, 1973, „Paris, Texas“,
1984), auch wenn er 1991 bekannte, dass er seinen Kindertraum von dem ›Gelobten
Land‹ ausgelebt habe. Als er uns 1987 Otto Sander und Bruno Ganz als „Flattermänner“
präsentierte, war das sein erster Ausflug ins Metaphysische.