Es wird langsam eng auf dem Globus. Sehr eng. Im Oktober 2011 begrüßte der UN-Vorsitzende (symbolisch) den siebenmilliardsten Erdenbürger. Die Gesamtzahl der Menschen verdoppelt sich in immer kürzeren Abständen. Wo soll das enden? Natürlich im Chaos und im Untergang, so die landläufige Meinung. Denn, so die Annahme, immer mehr Menschen verbrauchen immer mehr Ressourcen und produzieren immer mehr Müll. Dabei steht die Welt doch heute schon am Rand des ökologischen Kollapses. Programme zur weltweiten Geburtenregulierung sind deshalb ein absolutes Muss.
Auf der Basis solcher weitverbreiteten Überzeugungen begibt sich der österreichische Dokumentarfilmer Werner Boote auf eine Reise rund um den Globus, die die These von der bedrohlichen Überbevölkerung des Planeten einer Überprüfung unterzieht. Das Ergebnis ist allerdings weder neu noch überraschend: alles nur Gerede; eigentlich ist ja seit Jahrzehnten schon klar, dass Armut, Hunger und die drohenden ökologischen Katastrophen keine Folge von Überbevölkerung, sondern eine Konsequenz ungleicher Verteilung und politischer Probleme sind.
In scheinbarer Naivität lässt sich der Autor von Mahnern der westlichen Welt das drohende Horrorszenario ausmalen und schreitet dann durch einen Slum am Rande einer afrikanischen Großstadt, wo sich die Thesen zu bestätigen scheinen. Doch wenig später steht Boote auf einem Hügel und blickt über weite Flächen unbesiedelten afrikanischen Bodens. Verglichen mit Holland ist Afrika alles andere als überbevölkert. Doch die Niederlande hat noch keine Organisation zur Geburtenregelung aufgefordert. Nach dieser kontrastiven Dramaturgie entlarvt Boote die Mär von der bedrohlichen Überbevölkerung als Instrument der Industrienationen, um sich vor drohender Armuts-Zuwanderung zu schützen. Und die Verantwortung für einen drohenden Öko-Kollaps kann man den Ländern der sogenannten Dritten Welt nun wahrlich nicht anlasten. Die entsprechenden Fakten liefern Bootes Gesprächspartner in aller Welt oder der Filmemacher im Off-Kommentar. Etwa, dass die Stadt New York täglich mehr Energie als der gesamte afrikanische Kontinent verbraucht, oder dass sich sämtliche Erdenbewohner im eher kleinen Österreich unterbringen ließen und dann jeder immerhin noch elf Quadratmeter zur Verfügung hätte.
Auf der anderen Seite wirft Boote aber auch einen Blick auf die aussterbenden Industrienationen und ihr Ideal kleiner Familien. Dass in Tokio inzwischen mehr Windeln für inkontinente Senioren als für Babys verkauft werden, kann für Japan kein Zeichen der Hoffnung sein.
Solche Erkenntnisse sind zwar nicht neu, doch Boote gelingt es, sie so materialreich wie originell zu untermauern. Dass er sich dabei auf den Spuren von Michael Moore immer wieder selbst ins Bild setzt, mag für den Erkenntnisgewinn der Dokumentation überflüssig sein, trägt aber sehr zu ihrem Unterhaltungswert bei, wenn er selbst in der Wüste im feinen Anzug und mit Stockschirm anzutreffen ist.