Komödie | USA 2008 | 87 Minuten

Regie: Marco Schnabel

Ein zweitklassiger indischer Guru mit geringem Erleuchtungspotenzial versucht, mit seinen vermeintlichen Spruchweisheiten ein kanadisches Eishockey-Team auf Vordermann zu bringen. Eine hintergründige Komödie voller popkultureller Anspielungen und Zitate, die das Esoterik-Geschäft aufs Korn nimmt und ein beachtliches Unterhaltungsfeuerwerk abbrennt. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE LOVE GURU
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Paramount Pic./Michael De Luca Prod./Nomoneyfun Films/Spyglass Ent.
Regie
Marco Schnabel
Buch
Mike Myers · Graham Gordy
Kamera
Peter Deming
Musik
George S. Clinton
Schnitt
Lee Haxall · Gregory Perler · Billy Weber
Darsteller
Mike Myers (Pitka) · Jessica Alba (Jane Bullard) · Justin Timberlake (Jacques "Le Coq" Grande) · Romany Malco (Darren Roanoke) · Meagan Good (Prudence)
Länge
87 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit 11 im Film nicht verwendeten Szenen (13 Min.) inklusive eines alternativen Filmendes.

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Kinowelt (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Indien ist schon etwas länger ziemlich angesagt. Nicht ohne Grund traf Dewey Cox in „Walk Hard“ (fd 38620) beim Guru die Beatles, nicht grundlos folgten die Brüder Whitman diesem Beispiel mit Erfolg („Darjeeling Limited“, fd 38525); vom nicht enden wollenden Bollywood-Hype soll und darf an dieser Stelle ebenfalls nicht geschwiegen werden. Für den kanadischen Komiker Mike Myers schien nach seiner erfolgreichen Kunstfigur Austin Powers, die Geheimagenten-Mythologie, softe Psychedelia und andere 1960er- und 1970er-Jahre-Reminiszenzen zu einer überkandidelten, aber durchaus stilsicheren Retro-Pop-Show verschmolz, die Zeit reif für eine entschiedene kulturelle Veränderung – und einen Zeitsprung. Seine neue Kreation ist der Guru Pitka, eine schillernde Figur zwischen Erleuchtung und Verblödung, gepaart mit augenzwinkernder, durchaus auf den eigenen Vorteil bedachter Bauernschläue. Guru Pitka ist ein Guru zweiter Ordnung, ein Guru mit migrantem Hintergrund. Als Junge wurde er von seinen amerikanischen Eltern vor den Toren eines Ashrams abgelegt, wo er gemäß den Lehren des weisen Guru Fummelampullah aufwuchs, um anschließend sein (finanzielles) Glück im Westen zu suchen. Sein Jugendfreund aus Ashram-Zeiten und späterer Rivale, Deepak Chopra, hat es in den USA zu Ruhm, Ansehen, Wohlstand und Auftritten bei Oprah Winfrey gebracht. Guru Pitka ist davon noch weit entfernt, wenngleich der Film suggeriert, dass sich der Grad der Erleuchtung tatsächlich nach der Anzahl der Auftritte in TV-Talkshows bemessen könnte. Neid ist die ehrlichste Form der Anerkennung. Dies ist die Ausgangssituation von „Der Love Guru“ – womit man sich irgendwo zwischen Richard Lesters „Help“ (fd 13778), Blake Edwards „Der Partyschreck“ (fd 15965) und kunterbuntem Bollywood-Trash bewegt. Doch die „Karriere“ des Guru Pitka könnte sich rasant entwickeln, wenn es ihm gelänge, einen delikaten Auftrag zu erfüllen: Es geht um alles, nicht zuletzt um den Stanley Cup. Darren Roanoke, der brillante Goal-Getter der Toronto Maple Leafs (genuschelt = Toronto Makebeliefs), leidet nämlich unter erbärmlicher Ladehemmung, nachdem ihn seine Frau Prudence für den Torhüter der L.A. Kings, Jacques „Le Coq“ Grande, verlassen hat. Guru Pitka wird als Mental-Trainer angeheuert; hat er Erfolg, winkt ihm nicht nur ein Auftritt bei Oprah Winfrey, sondern auch das Herz von Jane Bullard, der Besitzerin des Clubs. Auf deren Mannschaft lastet nämlich ein zäher Familienfluch: Seit Bullards Vater das Team 1967 (sic!) gekauft hat, konnte es den Stanley Cup nicht mehr gewinnen. 41 Jahre sind „a mighty long time“. Es gibt also einige Baustellen für zwangszölibatäre Gurus in diesem Film. Mit dieser Ausgangskonstellation hat sich Mike Myers alle Möglichkeiten eröffnet, die unterschiedlichsten Schubladen historisch gewordener Popkultur(en) zu öffnen und ihre Bestände zu kombinieren. So mischt „Der Love Guru“ auf das Verblüffendste Elemente der romantischen Komödie mit Motiven des derben Sportfilms, Esoterik-Exotica mit Medien-Impressionen, Fäkalhumor mit Kindergeburtstags-Späßen, kombiniert Räucherstäbchen und Psychedelia aus den 1960er-Jahren mit Disco-Look und Verbeugungen vor der dominanten HipHop-Kultur, wobei eine großartig gecastete Besetzung mit Ben Kingsley, Justin Timberlake, Romany Malco und Jessica Alba dem heterogenen Genre-Marsala zusätzliche Echos und Verweise abringt. Kingsley dürfte nach seinem Auftritt als Guru „Tugginmypuddha“ jedenfalls keine Chancen mehr auf die Hauptrolle in „Gandhi 2“ haben. Justin Timberlake, der ohnehin bislang keine falsche Karriereentscheidung getroffen hat, brilliert mit frankophonem Porno-Chic und spielt ironisch mit seinem Image. Auch für Verne Troyer fand sich wieder eine kleine Rolle als knallharter Eishockey-Coach. Wie Jessica Alba scheinen alle Mitwirkenden an diesem Spektakel vor der Kamera zu staunen, was sie da gerade treiben (dürfen). Die interessanteste Figur ist indes der Guru Pitka, der für das ungewöhnliche Timing dieser Komödie zuständig ist. Man kann diese Figur nicht fixieren: Ihr Weg zur Erleuchtung führt über die Sprache, allerdings mit einem deutlichen Akzent. Der Guru versteht es, seine Weisheit in Sentenzen zu gießen, die auf den ersten und zweiten Blick von erstaunlicher Verblödung zeugen: „Tonight, I want you to go from nowhere to now here!“, heißt es einmal, was ungefähr so intelligent ist wie die Einsicht, dass man „God“ auch rückwärts buchstabieren kann. Ist eine solche Sentenz erst einmal „formuliert“, wird sie unmittelbar in ein eingetragenes Warenzeichen transformiert. Im Esoterik-Business ist Schnelligkeit wider Erwarten Trumpf! Zündet eine solche Sentenz aber beim Publikum oder beim jeweiligen Gegenüber einmal nicht, wird sie so lange wiederholt, bis sich schließlich „Erkenntnis“ einstellt. Auf Spielfilmlänge bekommt diese Technik etwas derart Enervierendes, dass man gut daran tut, als Zuschauer nicht allzu lange Widerstand zu leisten und dem Guru auf seinem Weg zur Erleuchtung zu folgen. Was Myers auf dieser Ebene an dadaistischen Sprachspielen an den Tag legt, dürfte jeden Versuch einer angemessenen Synchronisation schlicht überfordern. Auf diese Weise etabliert „Der Love Guru“ eine autonome Binnenlogik, die alle Grenzen von Konvention, Selbstbeschränkung und gutem Geschmack mit kindlichem Leichtsinn hinter sich lässt. Ist man bereit, dieser Einladung zu folgen, atmet der Film eine Nonchalance und einen Überfluss, die Anlass zur Frage geben, ob „Der Love Guru“ die Sache mit der Esoterik auf einer anderen Ebene durchaus nicht nur als Steilvorlage zur forcierten Satire wahrnimmt. Es gibt improvisierte Sequenzen, die offenbar – etwa am Flughafen – mit versteckter Kamera gedreht wurden, bei der die Fassungslosigkeit der unfreiwillig Mitwirkenden mit Händen zu greifen ist. Eine Vielzahl von Cameo-Auftritten und Medienzitaten dürften aus Mangel an kulturellem Wissen hierzulande leider verpuffen, was dem Film aber ebenso wenig abträglich ist wie die Tatsache, dass geschätzte 40 Prozent der Gags ins Leere laufen. Was man sonst nicht tolerieren könnte, gehört hier zur Dramaturgie eines radikalen „Alles, was uns einfällt, wird auch umgesetzt!“ dazu. Es ist Teil des Weges, unterlegt, wie von Myers nicht anders zu erwarten, von einer superben Auswahl passender Popmusik. Auf die Bollywood-Version von Steve Millers „The Joker“ hat man 32 Jahre gewartet, Cornershops „Brimful of Asha“ ist einfach am rechten Fleck, aber mit einer zuckersüßen Indie-Pop-Version von „More than words“ (sic!) von One-Hit-Wonder Extreme war beim besten Willen nicht zu rechnen.
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