- | USA 2003 | Kino: 122 DVD: Kinofassung: 117 DVD: Director's Cut: 127 (=BD: 132) Minuten

Regie: Guillermo del Toro

Die Nationalsozialisten verbünden sich 1944 mit dem Magier Rasputin, der das Tor zur Hölle öffnen soll, um die Welt ins Chaos zu stürzen, was ein dem FBI unterstellter Professor verhindert. Nur einem kleinen Teufel gelingt der Übertritt in die Welt, wo er unter der Obhut des Professors aufgezogen wird und fortan gegen das Böse kämpft, wobei er von Identitätszweifeln zerfressen ist - bis Jahre später Rasputin die Rückkehr gelingt, um sein Werk zu beenden. Atmosphärisch stimmige Comic-Verfilmung mit perfekt besetzten Darstellern, ausgezeichnetem Make-Up- und Set-Design sowie einer konsequenten morbid-sarkastischen Grundstimmung. (Fortsetzung: "Hellboy - Die goldene Armee", 2008) - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HELLBOY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
Revolution Studios/Dark Horse Ent./Lawrence Gordon Prod.
Regie
Guillermo del Toro
Buch
Guillermo del Toro
Kamera
Guillermo Navarro
Musik
Marco Beltrami
Schnitt
Peter Amundson
Darsteller
Ron Perlman (Hellboy) · John Hurt (Trevor 'Broom' Bruttenholm) · Selma Blair (Liz Sherman) · Rupert Evans (John Myers) · Karel Roden (Grigori)
Länge
Kino: 122 DVD: Kinofassung: 117 DVD: Director's Cut: 127 (=BD: 132) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f (DVD ab 16)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras der sehr gut ausgestatteten Special Edition (2 DVDs) umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Autoren der Vorlage Mike Mignola, einen weiteren Audiokommentar der Hauptdarsteller, eine Feature mit Storyboards und Storyboard/Film-Vergleichen, ein DVD-Rom Feature mit dem Drehbuch, sowie die erschöpfend informative Dokumentation 'Die Saat der Zerstörung' (143 Min.), die den gesamten Produktionsprozess bis ins Detail begleitet. Die immens umfangreiche DVD-Edition (3 DVDs) des um etwa 10 Minuten verlängerten Directors Cuts enthält neben einem Audiokommentar des Regisseurs, der nicht mit jenem auf der Kinoversion identisch ist, zudem u.a. eine separate Tonspur mit der Filmmusik und dem Kommentar des Komponisten sowie einen "Videokommentar": Dieses Feature zeigt die Hauptdarsteller im Tonstudio sitzend und den Film kommentierend, den der Zuschauer in einem separaten Fenster zusätzlich verfolgen kann. Beide Doppel-DVDs sind mit dem Silberling 2005 ausgezeichnet. Die zudem erschienene Standard-Edition ist eine abgespeckte Version der Special Edition, enthält aber zumindest die Audiokommentare, Storyboards sowie die üblichen Werbe-"Making ofs". Die FSK-Höherstufung der DVD begründet sich durch das Bonusmaterial; der Hauptfilm ist wie im Kino freigegeben ab 12 Jahren. Die BD enthält besagten Audiokommentar, die Dokumentation 'Die Saat der Zerstörung', drei im Film nicht verwendete Szenen (die indes im DC enthalten sind) sowie zudem noch eine Feturette zum "Make-up und Licht-Test" (7 Min.) und zum Aufbau eines Comics (12 Min.). Die BD ist mit dem Silberling 2007 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Columbia TriStar/Sony (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Sony (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Das Problem der meisten Superhelden ist ihre Unsterblichkeit. Filmisch gesehen ist diese Eigenschaft recht langweilig, weil sie Super-, Bat- oder Spiderman zwingt, auch nach dem Showdown weiter in den Sonnenuntergang zu fliegen. Ähnliches gilt für ihre Gegenspieler, die in der Regel als Schurken ebenfalls „super“ sind, weshalb sie das Ende nicht überleben. In Filmen um Superhelden müssen demnach die Randbedingungen für Spannung sorgen, woran Pro- und Antagonisten allenfalls ornamental beteiligt sind. Deshalb ist hier mehr als andernorts Ideenreichtum gefragt, was im Falle des Comic-Zeichners und Autors Mike Mignola in sehr spezifischem Sinne gegeben ist – seine guten oder bösen Kreaturen sind das Resultat eines realen Monsters.

Der Zweite Weltkrieg liegt in den letzten Zügen. Hitler sieht nur noch eine Chance, das Blatt zu wenden: Er beschwört okkulte Mächte, und so steht bald der Magier Rasputin in einer stürmischen Winternacht des Jahres 1944 in den schottischen Highlands, um das Tor zur Hölle aufzustoßen. Mit Hilfe der Wesen aus der Unterwelt soll die Welt unterjocht werden. Doch das Werk gelingt nur zum Teil, weil Prof. Trevor „Broom“ Buttonholm, Leiter des von USPräsident Roosevelt ins Leben gerufenen „Bureau for Paranormal Research and Defense“ (B.P.R.D), ebenfalls vor Ort ist, um den Ritus zu durchkreuzen. Mit letzter Kraft kann er Hitlers Meisterkämpfer Kroenen ausschalten und zusammen mit dem Magier ins offene Höllentor stoßen. Die Welt scheint gerettet. Nur einem einzigen, sehr kleinen Wesen gelingt der Übertritt ins Diesseits; Broom nimmt es unter seine Fittiche und nennt es Hellboy.

Diese Exposition ist ebenso absurd wie prägend, denn das Spiel mit real existierendem, wenn auch stark abstrahiertem Schrecken gibt dem Szenario eine bedrückende Stimmung, die unabhängig vom vorhersehbaren Wirken der Protagonisten virulent bleibt. Jahrzehnte später ist Hellboy zu einem mächtigen, Steinfaust bewehrten Hünen herangewachsen. Buttenholm leidet unter der Last, der greise Vater eines roten Monsters zu sein, das von Identitätsfragen innerlich zerrissen wird. Hellboys Gefühlsausbrüche schwanken zwischen Fatalismus und Zynismus, während er zunehmend verhaltener für die Menschheit und gegen seine alte Heimat Partei ergreift. Zusammen mit Abe Sapien, einem intelligenten amphibienartigen Meerwesen mit seherischen Fähigkeiten, bildet Hellboy den Kern des B.P.R.D.-Büros im Kampf gegen das Böse, das insgeheim schon längst zum Gegenschlag ausholt: Sammael, der Dämon der Wiedergeburt, treibt sein Unwesen in der Stadt. Auch Rasputin und Kroenen ist der Wiedereintritt in die Welt gelungen, um das von Hitler versprochene Zeitalter des Chaos doch noch zu initiieren.

Es sind die Sidekicks, die einer Superhelden- Geschichte Leben einhauchen. Zu ihnen baut man emotionale Bindungen auf, mit ihnen leidet man, wenn sie in Gefahr geraten, und bei ihnen greift die Frage nach Leben oder Tod. Mit John Hurt als Broom gelang Guillermo Del Toro dabei ein Glücksgriff. Ähnlich wie Ian McKellen in „Der Herr der Ringe“ ist Hurt die weise Vaterfigur des Films, deren Understatement der Rolle des Professors die nötige Glaubwürdigkeit und den Ernst verleiht, der nötig ist, um einer derartigen Fantasy-Geschichte Bodenhaftung zu geben. Selma Blair spielt Hellboys heimliche Liebe Liz Sherman. Ihr ebenfalls mit übermenschlichen Fähigkeiten versehener, dadurch aber extrem bedrohter Charakter steht für die melodramatische Ebene der Geschichte. Was leicht ins Kitschige hätte abgleiten können, wird dank Blairs zwischen somnambuler Verletzlichkeit und aufflackerndem Lebenswillen dezent ausgearbeiteten Rolle zu einem wichtigen Spannungselement. Jeffrey Tambor schließlich bildet als chronisch zweifelnder FBI-Chef Manning mit seinem mimischen Vexierspiel die einzige nicht berechenbare Unbekannte des Films. Del Toro, der bereits mit „Cronos“, „Mimic“ (fd 33 011) und „Devils Backbone“ (fd 35 766) hervorragende Genrefilme schuf, ist es zu verdanken, dass der Film eine Seele bekommt, denn er verzichtet auf ausufernde Computeranimationen und bekennt sich zum Handwerk des Maskenbildens. Wenn die Bilder trotzdem einmal aus dem Computer kommen, sind sie dem „Herr der Ringe“ sehr nahe. Die größte Trumpfkarte ist jedoch der Superheld selbst: Ron Perlman ist nicht nur dank der Maske dem Comic-Original ausgesprochen ähnlich; auch vermag er sich persönlich derart zurückzunehmen, dass er mit seiner Figur nahezu verschmilzt. Das merkt man besonders angesichts der diffizilen Ironie, die in vergleichbaren Filmen wie „Blade“ (fd 33 430) oder „Catwoman“ (fd 36 646) in Überheblichkeit umschlägt. Bei Perlman passiert dies nicht; hier zelebriert die Rolle den Sarkasmus und nicht den Star. So ist „Hellboy“ einer der wenigen Superhelden- Filme, in dem der Superheld nicht das Problem ist, was ihn zu einem der interessantesten Beiträge dieses Genres macht.

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