Ein Abgesandter des Vatikans untersucht den Fall einer jungen Friseuse, die die Wundmale Christi aufweist. Er entdeckt ein Komplott des Vatikans, das das Ziel verfolgt, mit aller Gewalt die Veröffentlichung eines neuen Evangeliums zu verhindern, das angeblich die wahren Worte Christi enthält, weil es die Institution Kirche negiert. Ein formal brillant umgesetzter religiöser Thriller, der Horror-Elemente im Stil des Films "Der Exorzist" mit moderner Videoclip-Ästhetik vermischt, der zugleich aber an den Mängeln der auf einer kolportagehaften Verschwörungstheorie basierenden Geschichte leidet.
Stigmata
Thriller | USA 1999 | 102 Minuten
Regie: Rupert Wainwright
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Filmdaten
- Originaltitel
- STIGMATA
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1999
- Produktionsfirma
- FGM Entertainment
- Regie
- Rupert Wainwright
- Buch
- Tom Lazarus · Rick Ramage
- Kamera
- Jeffrey L. Kimball
- Musik
- Billy Corgan · Elia Cmiral
- Schnitt
- Michael R. Miller · Michael J. Duthie
- Darsteller
- Patricia Arquette (Frankie Paige) · Gabriel Byrne (P. Andrew Kiernan) · Jonathan Pryce (Kardinal Daniel Houseman) · Nia Long (Donna) · Thomas Kopache (P. Durning)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16; f
- Genre
- Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Heimkino
Diskussion
Religiöse Zeichen haben ihre Faszination, gerade auch für Nichtgläubige. Wie magische Chiffren, die dumpfe Ahnungen und Ängste oder sonstige schwer definierbare emotionale Schwingungen heraufbeschwören, werden sie in den Medien ausgiebig ausgeschlachtet, ob in Horror- oder Science-Fiction-Filmen oder in zahllosen Musikvideos. Als religiöser Thriller, der Horror-Elemente nach Art des Films „Der Exorzist“ (fd 18 987) mit dem Stil eines Madonna-Videos kreuzt, kommt „Stigmata“ daher. Der Kern der Story ähnelt Morris Wests Bestseller „Des Teufels Advokat“ (verfilmt 1977, fd 20 564): Ein Abgesandter des Vatikans wird beauftragt, wundersame Vorgänge zu untersuchen. Pater Kiernan reist im Auftrag der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse nach Brasilien, um das Phänomen einer weinenden Marienstatue zu überprüfen. In der Kirche des jüngst verstorbenen Paters Alameida weint die Muttergottes echte Blutstropfen, was selbst den streng wissenschaftlich denkenden Ordensmann nachdenklich macht. Dieser Fall wird aber noch übertroffen durch den nächsten Auftrag: Er soll den Fall einer jungen Friseuse aus Pittsburgh untersuchen, die die Wundmale Christi aufweist. Das Erstaunliche an diesem Phänomen erkennt Pater Kiernan sofort: Frankie ist völlig areligiös, während die belegten Fälle von Stigmatisationen sonst immer Zeichen einer tiefen Gläubigkeit und innigsten Identifikation des Stigmatisierten mit dem leidenden Christus waren. Frankie erlebt die Veränderungen, die mit ihr vorgehen, als überfallartige Attacken einer ungeheuren Macht. Ob in ihrem Apartment oder in der U-Bahn - plötzlich wird sie von einer unsichtbaren Hand gepackt und durch die Luft geschleudert, ausgepeitscht, Hände und Füße werden von unsichtbaren Nägeln durchbohrt. Pater Kiernan wird auch Zeuge, wie Frankie die Wände in ihrem Apartment mit aramäischen Texten voll schreibt. Er entdeckt, dass es sich um die Fassung eines Evangeliums handelt, dessen Veröffentlichung der Vatikan hintertreibt. Kardinal Houseman, Kiernans Vorgesetzter, hatte die vor einigen Jahren gefundenen Schriftstücke an drei Patres zur Übersetzung gegeben, von denen einer Pater Alameida war. Als Houseman erkannte, dass der Text Worte Jesu enthält, die die Existenz der Kirche als Institution in Frage stellen, löste er die vatikanische Kommission auf, die den Fund prüfen sollte. Über einen Rosenkranz, der Pater Alameida gehörte und den Frankies Mutter ihrer Tochter als Geschenk aus Brasilien zugeschickt hatte, ist der Geist des Paters nun in Frankies Körper geschlüpft. So will er sein Werk vollenden und die angeblich wahren Worte Jesu an die Öffentlichkeit bringen. Pater Kiernan, der sich immer stärker in Frankie verliebt, steht in einem Wettlauf mit der Zeit. Die Anfälle der Stigmatisierten werden immer heftiger und bedrohen auf Grund der hohen Blutverluste zunehmend ihr Leben. Kardinal Houseman wiederum setzt alle Mittel ein, um die Veröffentlichung des Textes zu verhindern. Er kreuzt zum furiosen Finale mit Feuerzauber und Exorzismus auf, um persönlich die Botin der unliebsamen Botschaft zu vernichten, scheitert aber, wie nicht anders zu erwarten war.Im Abspann wird auf den Fund des apokryphen Thomas-Evangeliums hingewiesen, auf das sich der Film bezieht, und es wird behauptet, der Vatikan weigere sich bis heute, diesen Text anzuerkennen. Damit wird eine Authentizität suggeriert, die nicht gegeben ist. Die Geschichte basiert letztlich auf einer absurd übersteigerten Verschwörungstheorie. Die Apokryphen sind weder geheim - sie sind selbst in katholischen Buchläden erhältlich - noch gibt es eine einheitliche wissenschaftliche Meinung über das gnostischen Kreisen zugeschriebene Thomas-Evangelium. Auch gab es nie die vatikanische Kommission, die die Frage des Kanons neu diskutiert hätte. Aber auch innerhalb der Fiktion entbehrt der Film jeder Logik: das Phänomen der Stigmatisation wird nur effekthascherisch ausgeschlachtet. Eigentlich stützt sich der Film auf eine im Horrorfilm gängige Seelenwanderungstheorie. Warum der Geist des toten Paters nicht die anderen Personen auswählt, die mit dem Rosenkranz in Berührung kommen, sondern ausgerechnet die areligiöse Friseuse, bleibt das Geheimnis der Autoren. Dem Regisseur ging es offensichtlich in erster Linie um die Möglichkeiten einer effektvollen visuellen Umsetzung. Und hier setzt er seine Fähigkeiten unbestreitbar brillant ein. Exzellente Farb- und Lichtkompositionen, die Kontraste einer in kalten Farben gehaltenen Alltagswelt zu der magischen Qualität kultischer Orte, die furios geschnittenen Stigmatisierungssequenzen, das Ambiente des Verfallenen, die bewusste Gestaltung der Geräusche, die akzentuiert eingesetzte Musik - all das verfehlt seine Wirkung nicht. Und dennoch bleibt der Eindruck, hier wird ein audio- visuelles Feuerwerk im Dienste einer nicht tragfähigen Story verschenkt.
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