Ein bei seinem Großvater aufwachsender mutterloser Elfjähriger lernt eine Zehnjährige kennen, deren Vater in einen Bankraub verwickelt ist. Die durch ihre Liebe zu Tieren und Natur verbundenen Kinder lösen die Probleme nach vielen Abenteuern auf ihre Weise. Eine von Humor und Spannung getragene Kriminalkomödie, die mit viel Gefühl für Atmosphäre die Prozesse des Reifens ihrer kleinen Protagonisten begleitet, ohne die oft skurrilen Charaktere der Erwachsenen zu vernachlässigen. Umrahmt von unaufdringlichen Tierdressuren bietet der Film perfekte Familienunterhaltung. (Früherer Verleih- und Fernsehtitel: "Clementine und die Gauner")
- Sehenswert ab 10.
Lisa und Antoine
Kinderfilm | Frankreich 1994 | 95 Minuten
Regie: Claude Pinoteau
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Filmdaten
- Originaltitel
- CACHE CASH
- Produktionsland
- Frankreich
- Produktionsjahr
- 1994
- Produktionsfirma
- Gaumont - Gaumont Production 2/Canal +
- Regie
- Claude Pinoteau
- Buch
- Guy Lagorce · Jean Veber · Claude Pinoteau
- Kamera
- Jean Tournier
- Musik
- Vladimir Cosma
- Schnitt
- Marie-Josèphe Yoyotte
- Darsteller
- Aurélien Wiik (Antoine) · Joséphine Serre (Lisa) · Rose Thiéry (Clemence) · Jean-Claude Dreyfus (Max) · Sophie Broustal (Claire)
- Länge
- 95 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 10.
- Genre
- Kinderfilm | Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Der 11jährige Antoine wächst seit dem Tod der Mutter auf dem Bauernhof seines Großvaters in der Sologne auf, während sein Vater als Korrespondent einer Zeitung durch die Welt reist. Eines Tages trifft er die 9jährige Kanadierin Lisa, die mit ihrem Vater und dessen junger Geliebten Claire in der Nähe Urlaub macht. Durch ihre gemeinsame Liebe zu Natur und Tieren finden die beiden schnell einen Draht zueinander. Antoine, der öfter in seinem Baumhaus am Waldsee schläft, beobachtet eines Nachts drei Männer, die etwas am Ufer vergraben. In einem erkennt er Lisas Vater, ein anderer ist Max, jener Bankräuber, den er bei der Polizei als Fahrer des Fluchtautos identifiziert hatte. Am nächsten Morgen gräbt Antoine die 40-Millionen-Franc-Beute aus, behält das Geheimnis aber für sich. Ein von ihm verlorenes Bündel Scheine bringt die Gauner aber auf die Spur des Geldes. Claire, die treibende Kraft der Bande, verdächtigt Antoines erwachsenen Cousin Jean und gibt bereitwillig seinen Annäherungsversuchen nach, um das Versteck zu erfahren. Mittlerweile hat Lisa Antoine einen verschärften Hausarrest eingebrockt, weil sie ihn überredet hatte, Großvaters für die Jagd gezüchtete Wildschweine freizulassen. Als sie zudem erfährt, daß ihr Vater, dem die Sache zu heiß geworden ist, nach Hause fahren will, beschließt sie, mit Antoine auszureißen. Die beiden quartieren sich in Biarritz in einem Luxushotel ein. Großvaters Haushälterin Clemence, die als einzige den Aufenthaltsort der Kinder kennt, macht sich auf, sie zurückzuholen. Aber auch Max heftet sich an ihre Fersen. Und so kommt es auf einem Rummelplatz zu einem erbitterten Zweikampf zwischen der bärenstarken Clemence und Max, der den Kindern in einer Geisterbahn aufgelauert hatte.Nach den ersten Minuten denkt man, Claude Pinoteau und seine Mitautoren hätten den Fehler begangen, zu viele Probleme in einen Film zu packen: die von ihren Elternteilen alleingelassenen Lisa und Antoine, Antoines Versuch, den Tod seiner Mutter zu verarbeiten, die Auseinandersetzungen mit dem Großvater, der ihn verdächtigt zu stehlen, das Entdecken erwachsener Liebesspiele, Lisas Mitgefühl mit den nur zum Töten gezüchteten Tieren und schließlich die Kriminalgeschichte. Aber mit geradezu atemberaubender Leichtigkeit verbindet die Inszenierung all diese Elemente, ohne die Handlung zu überfrachten oder die Probleme allzu flach darzustellen. Nicht zuletzt durch die ausgezeichneten kleinen und großen Darsteller hält der Film immer geschickt die Balance zwischen Spannung und Humor. Besonders die Nebenfiguren geben ihren Interpreten Gelegenheit zu schauspielerischen Kabinettstückchen. Und die resolute Clemence, die "doppelt so stark wie Arnold Schwarzenegger ist" und die mit einem Faustschlag ein Kälbchen fällen kann, schließen wohl nicht nur die kleinen Kinobesucher schnell ins Herz. Verkörpert sie doch jene Person des Vertrauens, nach der man sich oft im Leben sehnt, wenn man mit seinen Problemen nicht mehr allein zurechtkommt.All dies erzählt Pinoteau ohne den Zeigefinger zu heben oder zu billigen Klischees zu greifen. Er nimmt die Kinder genauso ernst -"Ich bin gerne klein, wir werden noch früh genug groß", sagt Lisa einmal zu Antoine -, wie er die Macken der Erwachsenen liebevoll karikiert, ohne sie zu denunzieren. Selbst die Gauner sind nicht abgrundtief böse, sondern eher Gefangene ihrer Gier nach Geld und Luxus, die der Film in der Biarritz-Sequenz entlarvend auf den Arm nimmt: Nach einem Essen in einem Gourmet-Tempel ordert Lisa alle Langusten aus dem Hummerbecken und bringt sie lebend ins Meer zurück. Mit derselben Beiläufigkeit bekommt auch Antoines Vater sein Fett ab, der schließlich einsieht, daß er seinen Sohn nicht ständig versetzen kann. Das alles ist eingebettet in sonnendurchflutete Bilder aus dem Süden Frankreichs, deren leuchtende Farben eine Atmosphäre des Optimismus und des Einklangs mit der Natur verbreiten, der letztlich die kleinen und großen Widrigkeiten des Lebens nichts anhaben können. Allerdings lernt man gerade als Kind viel aus den Fehlern der Erwachsenen, wenn man genau hinsieht. Schließlich gibt es auch Erwachsene wie die "gute Fee" Clemence, die in dem für sehr junge Kinobesucher vielleicht ein wenig zu nervenstrapazierenden Finale die Dinge wieder zurechtrückt. Und sollte es Kinder geben, die den manchmal schmerzhaften Prozeß des Erwachsenwerdens von Lisa und Antoine noch nicht nachvollziehen können, dann bleibt für sie noch die Tierliebe der kleinen Protagonisten übrig, die mit Wildschweinen, Uhus und Rehkitzen umgehen wie mit guten Freunden, ohne daß der Film die Tiere vermenschlicht. Pinoteau begegnet all seinen (zweibeinigen und vierbeinigen) Darstellern mit Aufrichtigkeit und Wertschätzung. Und dieses Gefühl überträgt sich auf die ganze Inszenierung und macht "Lisa und Antoine" zu einer berührenden Krimikomödie für die ganze Familie.
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