Im Jahr 1917 kommen zwei englische Kartografen ins walisische Hochland, um die Landschaft zu vermessen. Ihre Ankunft in dem kleinen Dorf Ffynnon Garw bleibt zunächst weitgehend unbemerkt, da die meisten Bewohner in der Kirche dem Gottesdienst von Reverend Jones beiwohnen. Ohnehin sind die meisten Männer des Dorfes auf dem Festland, um mit den Engländern im Ersten Weltkrieg zu kämpfen, oder sie arbeiten in den Minen, um kriegswichtige Erze zu fördern. Doch das verschlafene Nest wird schnell in helle Aufregung versetzt, als bekannt wird, daß die Engländer gekommen sind, um das Wahrzeichen des Dorfes zu begutachten: den Hügel, der denselben Namen wie das Dorf trägt. Als erste Erhebung in Wales soll er in den Status eines Berges erhoben und auf einer königlich-englischen Landkarte verzeichnet werden - vorausgesetzt, er erfüllt die dafür geforderte Bedingung: er muß mindestens 1000 Fuß hoch sein. Während die Dorfkneipe von Morgan the Goat zum Treffpunkt und Debattierclub wird, wo die Bewohner den Ausgang der Messung abwarten, naht das "Urteil": der Ffynnon Garw ist lediglich 984 Fuß hoch, der eher schüchterne Kartograf Reginald Anson bedauert verlegen und kündigt die baldige Weiterreise an. Doch da haben er und sein älterer Kollege George Garrad die Rechnung ohne die Dorfbewohner gemacht: nachdem die erste Enttäuschung verdaut ist, versammelt man sich in der Kirche und beschließt die Rettung der nationalen Ehre. Der Berg soll in einem solidarischen Kraftakt aller verbliebenen Dorfbewohner auf das geforderte Mindestmaß aufgestockt werden.Wann wird ein Hügel zu einem Berg? Man müsse dies relativ sehen, heißt es an einer Stelle des Films. Ebenso relativ ist die Feststellung des Kartografen Garrad, daß man sein Land kennen müsse. Denn um es wirklich zu kennen, bedarf es nicht (nur) der Objektivität von Landkarten, sondern der tief in der Heimat verwurzelten Lebenseinstellung. Ein Waliser wird man, so heißt es, durch die Berge; wo die Berge anfangen, da ist Wales. Und so ist die Schaffung eines Berges kein törichtes Spiel einiger Schildbürger, sondern eine Frage von Identität und Selbstwertgefühl, womit sich die Solidargemeinschaft des Dorfes ihrer eigenen Existenz versichert. Christopher Monger erzählt eine wahre Begebenheit, und er erzählt sie so, wie sie ihm einst sein Großvater erzählte und wie er selbst sie seinen Kindern erzählte. "This is an epic story, yes epic!", warnt der (Film-)Großvater zu Beginn des als große Rückblende erzählten Films, und episch, ja heldenhaft ist die Begebenheit in der Tat; aber in der Rückschau wird sie zur nicht minder skurrilen Legende, charmant-verschmitzt und liebenswert, geprägt von den vielen eigenwilligen Charakteren im Dorf. Da sind der virile Kneipenwirt Morgan, der so manches Liebesverhältnis im Dorf unterhält, und der alte Reverend, der vehement um das Seelenheil seiner Gemeinde kämpft. Ihr beider gespanntes und schließlich doch freundschaftliches Verhältnis erinnert ein wenig an Don Camillo und Peppone: strenge Kirche und sinnesfrohe Weltlichkeit reiben sich aneinander und machen angesichts desselben Ziels doch gemeinsame Sache. Eine andere Grundkonstellation könnte Bill Forsyths "Local Hero"
(fd 24 263) entnommen sein: wie dort betreten auch hier zwei Außenstehende "unerforschtes Entwicklungsland", Garrad redet englisch-arrogant gar von seiner Skepsis gegenüber den "Eingeborenen". Während er im Lauf der Ereignisse immer mehr dem Alkohol zuspricht, macht Reginald sich zum Verbündeten der Waliser, nicht zuletzt weil er ihre Träume und Ideale versteht und zu teilen bereit ist. Um diese Figuren herum gruppieren sich starke Frauen, schrullige alte Männer, vermeintlich "verrückte" Außenseiter, die eines gemeinsam haben: die Sympathie füreinander, die Bereitschaft, einander zu verstehen und zu helfen.Eigentliche "Hauptdarstellerin" des Films ist freilich die betörend schöne Landschaft: Mit offensichtlichem Genuß weidet sich die Scope-Kamera am satten Grün der sanften Hügel Wales', in die sich Dörfer und Menschen harmonisch einbetten - als Teil der Natur, der man sich selbst im heftigsten Dauerregen nicht widersetzt. Wie Ameisen ziehen die Bewohner auf "ihren" Berg, um dort ihre Eimer mit Erde zu entleeren, was Anlaß für schöne, sinnliche Bilder mit einem gewissen Pathos ist, das aber im rechten Moment immer wieder durch die hintergründige Komik gebrochen wird. Der Fabel selbst mag es gelegentlich (im Mittelteil, wenn die Bewohner versuchen, die Engländer im Dorf zu halten) an Substanz mangeln, und auch das geringe mimische Repertoire Hugh Grants gereicht nicht immer zum Vorteil; die Atmosphäre, die Stimmung und das Lebensgefühl "in" und "hinter" den Bildern sind indes von verführerischem Charme. Am Ende schließt sich die Klammer: Der Regisseur selbst erklärt aus dem Off, daß es kein Märchen sei, was er erzählt habe. Dabei fließt der poetische Erzählcharakter für einen kurzen Moment ins Dokumentarische, wenn die heutigen Bewohner des Dorfes stolz vor ihrem Berg stehen und sich fotografieren lassen. Verschmitzt und anrührend zugleich macht Monger aber deutlich, daß niemand bei solch "historischen" Tugenden verharren darf:Als er - immer noch aus dem Off - von Messungen der jüngsten Zeit berichtet, die bewiesen hätten, daß der Mount Ffynnon immer noch ein Hügel und kein Berg sei, stutzen die Personen, so, als hörten auch sie diesen Kommentar. Dann winken sie die übrigen Dorfbewohner herbei, und ein weiteres Mal, jetzt in der Gegenwart, beginnen sie mit ihrer Arbeit. Gemeinschaftsgeist und heimatliches Zugehörigkeitsgefühl haben auch heute noch Bestand und sind identitätsstiftend.