Ewig Dein
Literaturverfilmung | Österreich 2024 | 89 Minuten
Regie: Johanna Moder
Filmdaten
- Originaltitel
- EWIG DEIN
- Produktionsland
- Österreich
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Mona Film/Tivoli Film
- Regie
- Johanna Moder
- Buch
- Freya Stewart · Johanna Moder
- Kamera
- André Mayerhofer
- Musik
- Vera Marie Weber
- Schnitt
- Niki Mossböck
- Darsteller
- Julia Koschitz (Judith) · Manuel Rubey (Hannes) · Mara Romei (Bianca) · Barbara Auer (Edith) · Stefan Rudolf (Gerd)
- Länge
- 89 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Literaturverfilmung | Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Psychothriller um eine Frau, die von einem vermeintlich zuvorkommenden Mann umworben wird und in ihrem Umfeld auf Unglauben stößt, als sich dieser als Psychopath entpuppt.
Allzu begeistert scheint Judith (Julia Koschitz) nicht zu sein, als sie die Tickets für eine Venedig-Reise aus dem Umschlag zieht: ein Geschenk von Hannes (Manuel Rubey), ihrem neuen Freund. Das sei doch „ur-romantisch“, ruft ihre Mitarbeiterin aus. Deren Begeisterung führt dazu, dass Judith ihre leisen Zweifel zur Seite schiebt. Mal wieder. Solche feinen Momente gibt es in dem Psychothriller „Ewig Dein“ von Johanna Moder öfters, in denen Judith sich gegen ihr Bauchgefühl entscheidet, weil sie sich an ihrem Umfeld orientiert. Und das ist nahezu einhellig begeistert von Hannes, einem gutaussehenden und zuvorkommenden Architekten.
Auch Judith lässt sich von dessen Verliebtheit zunächst mitreißen; die erste Phase ihrer Beziehung ist fast zu schön, um wahr zu sein. So hat Hannes immer schon Frühstück gemacht, wenn sie aufwacht. Er schickt ihr täglich rote Rosen, ist aufmerksam und bringt ihren Freunden beim Antrittsbesuch perfekt ausgewählte Geschenke mit. Gestört wird die Idylle nur von gelegentlichen Irritationen: dass er sie obsessiv fotografiert und manchmal ein wenig steif wirkt. Zudem hatte sie nach einer Gartenparty einen Filmriss, obwohl sie nur zwei Gläser Wein getrunken hat.
Ein feines Sensorium für Ungereimtheiten
„Ich find ihn irgendwie fast unheimlich“, sagt Judiths Bruder Ali. Auch Judith verfügt über ein feines Sensorium für Ungereimtheiten, was eine große Stärke von „Ewig Dein“ ist. Ihre Figur ist überzeugend gezeichnet; sie ist kein naives Hascherl, wie es im Genre des Psychothrillers gerne gepeinigt wird. Judith ist vielmehr die selbstbewusste Inhaberin eines Wiener „Lustergeschäfts“, in dem man Hängelampen kaufen kann; auf einen Mann hat sie nicht gewartet.
Trotzdem lässt sie sich auf die Beziehung ein, bis Hannes’ Eifersucht und Besitzansprüche immer deutlicher zutage treten. Weshalb sie sich auf der Venedig-Reise von ihm trennt, was der Liebhaber aber nicht akzeptiert. Hannes stalkt sie fortan, treibt sie mit Psychoterror in die Tablettensucht und manipuliert ihr Umfeld. Das hält Judith bald für schwierig und uneinsichtig – eine klassische Täter-Opfer-Umkehr.
Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Daniel Glattauer ist spannend inszeniert. Schnell wird man in die elegant erzählte Story über Kontrollsucht hineingesogen, über die Jagd nach der perfekten (romantischen) Fassade, hinter der Manipulationen eine dominante Rolle spielen – alles so ziemlich das genaue Gegenteil von Liebe.
Schnee rieselt von Zimmerdecken
Freya Stewart hat die Vorlage zusammen mit Johanna Moder überzeugend adaptiert und Moder das Ganze souverän in Szene gesetzt. Die Kamera von André Mayerhofer fängt das Geschehen in eindrücklichen, teils verstörend-poetischen Bildern ein, wenn gegen Ende immer häufiger Schnee als Symbol für Isolation und Kälte von Zimmerdecken rieselt. Aber auch die extremen Nahaufnahmen der Luster-Glastropfen mit ihrem anspielungsreichen Changieren oder das Klirren auf der effektvollen Tonspur entfalten eine enorme Wirkung. Während beides anfangs noch für Sonne, Licht und Leben steht, erhält es mit Fortgang der Handlung einen zunehmend beklemmenden, dunklen Einschlag.
Dass man sich so mitreißen lässt von der nervenaufreibenden Story, hat auch mit den herausragenden Schauspielern zu tun. Julia Koschitz ist gewohnt präzise in der Darstellung feinster Facetten. Kurze Blicke und kleinste mimische Bewegungen reichen aus, um Judith zu einer stimmigen, komplexen Figur zu machen. Auch Manuel Rubey gelingt das Kunststück, einen zutiefst abgründigen Mann zu spielen, bei dem man gleichzeitig verstehen kann, dass Judiths Umfeld ihn mag.
Im festen Klammergriff
Wenn es nicht in jedem Moment nachvollziehbar ist, wie ignorant Freunde und Familie über Judiths Aussagen und Wünsche hinweggehen, dann liegt das weniger an den Leistungen der Schauspieler, sondern an kleinen Mängeln in der Dramaturgie. Doch die sind vernachlässigbar angesichts dieses ansonsten sorgfältig gestalteten Films, der erst ganz zum Schluss aus seinem Klammergriff entlässt.