The Studio
Komödie | USA 2025 | 350 Minuten (zehn Folgen)
Regie: Evan Goldberg
Filmdaten
- Originaltitel
- THE STUDIO
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2025
- Produktionsfirma
- Lionsgate Television/Perfectly Pleasant Prod./Point Grey Pic.
- Regie
- Evan Goldberg · Seth Rogen
- Buch
- Alex Gregory · Peter Huyck · Evan Goldberg · Seth Rogen · Frida Perez
- Kamera
- Adam Newport-Berra
- Musik
- Antonio Sanchez
- Schnitt
- Eric Kissack
- Darsteller
- Seth Rogen (Matt Remick) · Catherine O'Hara (Amy) · Kathryn Hahn (Maya) · Ike Barinholtz (Sal Seperstein) · Chase Sui Wonders (Quinn)
- Länge
- 350 Minuten (zehn Folgen)
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Komödie | Satire | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Satirische Serie um einen Hollywood-Exekutive, der zum Studiochef aufsteigt, von unvergesslichen Meisterwerken träumt und sich bald mit einer wenig traumhaften Realität herumschlägt
Hollywood setzt sein schönstes Lächeln auf für Matt Remick (Seth Rogen). Regisseur Peter Berg ist der erste, der ihn anstrahlt, als er ihm voller Enthusiasmus die Hand schüttelt und ihn „Tommy“ nennt. Paul Dano gibt sich ebenfalls freundlich. Bevor Matt den beiden aber seine Ideen für den Film vorstellen kann, den sie gerade drehen, haben sich beide längst abgewandt. Man habe genug Ideen.
Matt ist Studio-Executive und damit der ungeliebte Fremdkörper jedes Filmsets. Die Prominenz schüttelt ihm pflichtbewusst die Hand, die Produktionsassistent:innen reichen ihm frischen Kaffee, aber eigentlich sind alle froh, wenn er schnell wieder weg ist. Und auf die Party von Charlize Theron ist er erst recht nicht eingeladen.
Dennoch meint es das Schicksal gut mit Matt. Patty Leigh (Catherine O'Hara), die die Continental Studios leitet, wird gefeuert. Und Matt und nicht etwa sein Kollege Sal Saperstein (Ike Barinholtz) bekommt den Job. Einzige Bedingung: Das große Projekt seines ersten Jahres an der Spitze des Studios muss ein Film über die Brausepulver-Abscheulichkeit Kool-Aid sein. Es ist das erste große Dilemma für Matt. Eigentlich möchte er lieber Prestige-Produktionen stemmen, moderne Klassiker finanzieren, Geld für die nächsten Meisterwerke ausgeben.
Zwischen TikTok-Albereien & Kino-Unendlichkeit
Bald steht der Name Martin Scorsese im Raum, der tatsächlich einen Kool-Aid-Film pitcht, allerdings einen, in dem Kool-Aid (fälschlicherweise) für den Tod von mehr als 900 Menschen steht, die beim Jonestown Massaker vergiftet wurden. Matt träumt, vergisst alle Vorgaben des Studio-Inhabers Griffin Mill (Bryan Cranston) und muss bald den Millionenschaden, den seine Träume anrichten, begrenzen und „Kool Aid“ wieder zum Family-Movie-Business zurückfahren, für den bereits die Marketing-Kampagne des Studios läuft.
Infantile TikTok-Trend-Albereien und Kino für die Unendlichkeit sind die Extreme des Hollywood-Studios, in denen sich nicht nur Matt Remick, sondern auch seine ehemaligen Kolleg:innen und heutige Untergebenen verheddern. Das Quartett aus dem Studio-Executive Sal Saperstein, der Marketingchefin Maya (Kathryn Hahn) und Matts Assistentin Quinn (Chase Sui Wonders), die an seiner Seite ebenfalls zur Studio Executive aufsteigt, kämpfen ständig miteinander. Jeder versucht die eigenen Projekte zu fördern, die persönliche Lieblingsbesetzung durchzusetzen und immer auch die eigene Karriere voranzutreiben.
Nerd-Comedy á la Seth Rogen
Dabei ist das vom Showrunner-Team Evan Goldberg, Peter Huyck, Alex Gregory und Frida Perez erdachte Konstrukt Continental Studios keineswegs der Multi-Unternehmens-Telekommunikations-Leviathan, in dessen Strukturen jedes Hollywood-Studio unserer Tage mittlerweile integriert ist. Mit Matt sitzt wieder ein Studioboss vom alten Schlag, sprich: ein Filmliebhaber im Sattel. Er mag vertrottelt, feige und kleinkariert sein, ein übergroßes und zugleich äußerst fragiles Ego haben, aber er liebt Filme und hat sich trotz allem die dazugehörige Ehrfurcht bewahrt. Er ist gewissermaßen der Ankerpunkt der satirisch unterfütterten Serie, die ansonsten keinen allzu festen Halt hat.
„The Studio“ ist primär eine Comedy-Serie Marke Seth Rogen. Die unwahrscheinliche Geschichte eines immer noch pubertären Nerds, dem das Schicksal gewogen ist und ihn damit ins absurd komische Unglück des erfüllten Lebenstraums stürzt. Der Studioboss Matt Remick ist ein Amalgam bekannter Seth-Rogen-Figuren: des Boulevard-Produzenten Aaron aus „The Interview“ (2014), des Dauerkiffers Dale aus „Pineapple Express“ (2008), des Journalisten Fred aus „Long Shot“ (2019) und ihm selbst in „This is the End“ (2013). Er ist der einfältig-moderne Nerd, der die Popkultur ebenso liebt wie das Kiffen und beides zum Lebensinhalt gemacht hat, ohne sich die nötige Reife oder Weisheit für den dazugehörigen Karrierepfad und die glücklichen Absurditäten seines Schicksals angeeignet zu haben. So stolpert auch Matt Remick durch die großen Dilemmata, wie nur Seth Rogen es kann, ohne blassesten Schimmer, wie er sich da noch herauswinden könnte.
In der Bredouille
„The Studio“ lässt sich am ehesten mit Ricky Gervais’ „Extras“ vergleichen, nur dass die Protagonist:innen eine Liga höher spielen und, ob sie es wollen oder nicht, immer wieder als Einheit zusammenfinden. Die Essenz von „The Studio“ ist weniger das Business selbst, sondern dass man eben doch immer gemeinsam in der gleichen Bredouille steckt.
Die zwölf Folgen der ersten Staffel packen das Chaos in eine nur grob von den Leitplanken eines Plots zusammengehaltene Erzählung. Im Mittelpunkt stehen die einzelnen Episoden. Jede Folge ein Cameo-Auftritt, jede Folge ein Aspekt des Filmemachens – und zwölf Folgen, in denen so ziemlich jedes bisschen Filmkunst, das ein Produzent ruinieren kann, in langen Takes ruiniert wird: ein geplatztes Epos mit Martin Scorsese, ein katastrophaler Setbesuch bei Sarah Polley, eine nicht verjährte Fehde mit Ron Howard, ein Zerwürfnis mit Zoë Kravitz. Die Kamera hastet hinter Rogen und den Co-Stars her, die sich mit sichtbarer Freude Dialogteppiche an den Kopf knallen. Das Schlagzeug zieht den Rhythmus an, lässt alle stolpern, und gibt, wenn es doch manchmal rund läuft, den dazugehörigen Tusch.
Nicht jeder Witz lässt sich widerstandslos auf die 30 Minuten Episodenlänge strecken, nicht jede Pointe trägt, nicht jede Schwadroniererei vermag die nervöse Energie aufrecht zu erhalten. Und auch nicht jede Selbstparodie ist so sympathisch, wie sie sein soll. Die Serie selbst aber bleibt sympathisch und ist sehr gut darin, das zu tun, was Matt, Sal, Quinn, Maya und Patty nicht hinkriegen: Kino machen mit guten Freunden – auch wenn es nur für daheim ist.