Was wir gemeinsam schufen
Drama | Argentinien 2024 | 93 Minuten
Regie: Nicolás Teté
Filmdaten
- Originaltitel
- LO QUE ESCRIBIMOS JUNTOS
- Produktionsland
- Argentinien
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Animalia Cine
- Regie
- Nicolás Teté
- Buch
- Nicolás Teté
- Kamera
- Juan Cobo
- Musik
- Ignacio Herbojo
- Schnitt
- Nicolás Teté
- Darsteller
- Ezequiel Esteban Martinez (Juan) · Santiago Magariños (Mariano) · Nazarena Rozas (Carla) · Mayson Teté Díaz (Perro) · Erasmo Flores Díaz (Briefträger)
- Länge
- 93 Minuten
- Kinostart
- 13.03.2025
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Beziehungsfilm über einen Schriftsteller und einen angehenden Gärtner, die an ihrem neuen ländlichen Wohnort Eingewöhnungsschwierigkeiten haben.
Der kleine, wuschelige Hund hat ein Problem. Sobald er von der Leine gelassen wird, bleibt er verängstigt stehen und daran, sein Geschäft zu erledigen, ist nicht mehr zu denken. Dabei könnte er in den weitläufigen Parks außerhalb von Buenos Aries endlich frei herumtollen und an jeden Baum pinkeln.
Juan und Mariano, das Paar, zu dem der Hund gehört, haben dem Großstadtleben den Rücken gekehrt, um einen Neubeginn auf dem Land zu wagen. Sie sind schon seit vielen Jahren zusammen. Ein noch junges Paar mit festen Routinen und eingespielten Rollen. Juan, ein erfolgreicher Schriftsteller, schreibt an einem neuen Roman, Mariano hat seinen Beruf als Grafikdesigner aufgegeben und eine kleine Gärtnerei mit Produkten aus der Region eröffnet. Gelegentlich kommen Leute vorbei, die durch die Instagram-Posts des Autors auf den Ort aufmerksam gemacht wurden, und lassen sich ihre Bücher signieren. Pflanzen kaufen sie keine. Auch kommt es vor, dass die Anwesenheit des schwulen Paars in der Nachbarschaft einen erstaunten Blick hervorruft.
Erschütterungen unter Beobachtung
Der Ortswechsel löst nicht nur beim Vierbeiner der beiden, sondern auch bei Juan und Mariano Verunsicherungen aus. Diese zunächst kaum merklichen Erschütterungen stehen in dem Beziehungsfilm „Was wir gemeinsam schufen“ von Nicolás Teté unter Beobachtung. Ausgelöst werden sie von dem mehrtägigen Besuch einer gemeinsamen Freundin, Carla, deren Bewunderung für die Partnerschaft der anderen ohne Maß ist. Sie findet, sie sei „perfecto“, ohne Fehler. Gerade schwanger geworden, kommt sie ins Zweifeln über ihre eigene Beziehung, die sie frustriert. Plötzlich stehen auch für Juan und Mariano grundlegende Fragen über Zusammenleben, Bindung und Liebe im Raum.
Beziehungen sind auch das große Thema von Juans Romanen, die so nah am eigenen Leben entlanggeschrieben sind, dass sich andere darin erkennen wollen. „Teilt ihr wirklich die Unterwäsche?“, fragt Carla. Auch sie hat sich schon in einer Romanfigur wiedergefunden. Zu gern würde Juan auch mal in anderen Genres umherschweifen, einmal hat er es sogar versucht, ein Thriller, aber es ging einfach nicht, immer wieder landete er bei sich. „Ich schreibe mein Leben, unser Leben“, sagt Juan zu Mariano. Aber was bedeutet es dann, dass in seinem neuen Buch die Hauptfigur in eine große Krise gerät, wie er seinem Verleger erzählt? Es sei die Geschichte über das Ende einer Beziehung: Wie man lernt, allein zu leben und zu sich selbst zu finden.
„Lo que escribimos juntos“ (Was wir gemeinsam schreiben) heißt Tetés Film im spanischen Original, was viel schöner und mehrdeutiger ist. Der deutsche Verleihtitel verschiebt die Bedeutung auf die Beziehungsarbeit oder vielmehr Beziehungsschufterei.
Ein Leben weitgehend im Takt
Dabei zeigt Teté ein Leben, das weitgehend im Takt ist. Juan sitzt am Schreibtisch, Mariano ist mit seinen Pflanzen beschäftigt. Beim Kochen schneidet Juan die Karotten so klein, dass sie Mariano, der keine Karotten mag, nicht bemerkt. Sie essen zusammen, machen es sich vor dem Fernseher gemütlich, sie haben Sex, der noch immer leidenschaftlich ist. Ab und zu ein leichtes Erstaunen, eine Irritation, der Anflug eines Zweifels. Als Juan sich bei einem Podcast-Gespräch in einem Wort beschreiben soll, sagt er: „Krach.“ Dabei ist er die Sanftmut selbst, eher ausweichend als konfrontativ, ein „Schoßhund“, wie Mariano ihn nennt.
In den Gesprächen mit der aufgedrehten Carla erfährt man nach und nach mehr über die Beziehung. Die Entscheidung aufs Land zu ziehen, ging von Mariano aus, über Monate litt er an Depressionen. Auch Juan ist in Therapie. Er fühlt sich schuldig wegen seines Erfolgs. „Was wir gemeinsam schufen“ entfaltet sich im ruhigen, geduldigen Tempo, nichts wird zum Konflikt zugespitzt, es sind eher kleine Stiche, die sich bemerkbar machen, hier und da ein Ziehen; ein aufgewühltes Gespräch, in dem es darum geht, wie man als Paar kommuniziert, bleibt solitär.
Tetés anti-dramatische Dramaturgie neigt gelegentlich aber auch zur Unbeweglichkeit – als hätten sich die Figuren noch nicht ganz an die neue Umgebung akklimatisiert. Am Ende, immerhin, wagt sich der Hund allein in den Garten. Er scheint sich wohlzufühlen.