Spuren (2024)

Krimi | Deutschland 2024 | 181 Minuten (vier Episoden)

Regie: Stefan Krohmer

Eine junge Frau verschwindet beim Joggen, Tage später wird ihre Leiche gefunden. Die Ermittlungen einer eigens gebildeten Sonderkommission laufen zunächst ins Leere. Dann geschieht ein zweiter Mord, wieder an einer jungen Frau. Fieberhaft wird nach dem Täter gesucht, bei dem es sich vermutlich um einen Serienmörder handelt. Der auf wahren Fällen in Südbaden in den 2010er-Jahren beruhende Vierteiler stellt zwar die beiden Leiter der SOKO ins Zentrum, zeigt aber vor allem minutiös und nüchtern, wie es sukzessive gelingt, dem Täter durch Teamarbeit auf die Spur zu kommen. Im völligen Verzicht auf reißerische Mittel hebt sich die Miniserie angenehm vom Gros der deutschen Fernsehkrimis ab. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Lailaps Films GmbH
Regie
Stefan Krohmer
Buch
Robert Hummel · Martina Mouchot
Kamera
Ahmed El Nagar
Schnitt
Eva Schnare
Darsteller
Nina Kunzendorf (Barbara Kramer) · Tilman Strauß (Thomas Riedle) · Dennis Kharazmi (Hamed Rahimi) · Aliki Hirsch (Sandra Herrmann) · Carl Achleitner (Marcel Hanschitz)
Länge
181 Minuten (vier Episoden)
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Krimi | Serie
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IMDb

Krimi-Vierteiler, der von den Ermittlungen in zwei historischen Mordfällen an Frauen erzählt.

Aktualisiert am
07.02.2025 - 10:42:31
Diskussion

Sachbücher werden zwar seltener fürs Kino und Fernsehen adaptiert als fiktionale Stoffe, gerade im Krimigenre liefern sie aber gar nicht so selten die Vorlage. Stichwort: True Crime! Für die US-Serie „Boardwalk Empire“, in der die Geschichte des organisierten Verbrechens in Atlantic City während der Prohibition erzählt wird, diente etwa der Sachbuch-Bestseller des Juristen und Autors Nelson C. Johnson als Grundlage. Die neue vierteilige Miniserie „Spuren“ der ARD beruht nun auf dem Buch „Soko Erle“ von Walter Roth, der selbst als Pressesprecher in einer Sonderkommission mitwirkte, die 2016 in Südbaden in einem Mordfall ermittelte. Die Presse berichtete damals bundesweit davon, eine Frau war beim Joggen ermordet worden. Ein zweiter, wenige Wochen zuvor begangener Mord an einer Frau ließ auf einen Serienmörder schließen. Letztlich waren es aber zwei verschiedene Täter, und beide wurden gefasst. Doch wie macht man aus den detaillierten Schilderungen einer langwierigen Ermittlung eine fiktionale Serie?

Teamarbeit

Im Zentrum der von Stefan Krohmer inszenierten Verfilmung von „Soko Erle“ stehen die Kriminaloberrätin Barbara Kramer (Nina Kunzendorf) und Kommissar Thomas Riedle (Tilman Strauß). Barbara Kramer ist gerade erst aus Berlin in ihre Heimat zurückgekehrt und hat die Dienststelle übernommen. Im Unterschied zu seiner neuen Chefin ist Thomas Riedle mit den Verhältnissen vor Ort im Südbadener Land mehr als vertraut. Er kennt auch die Frau, die als vermisst gemeldet wird, als sie vom Joggen nicht nach Hause zurückkehrt. Nachdem die Umgebung weiträumig abgesucht worden ist, findet man erst nach mehreren Tagen ihre Leiche. Spuren sind so gut wie keine mehr vorhanden. Eine Sonderkommission wird gebildet, die zunächst in alle Richtungen ermittelt. Schließlich geraten der Ehemann und ein Arbeitskollege des Opfers in Verdacht. Doch dann geschieht ein weiterer Mord, wiederum an einer jungen Frau, mit einem sehr ähnlichen (wenngleich nicht identischen) Tathergang.

Der Fall wird nun angesichts der Sorge, es könne sich um einen Serientäter handeln, besonders brisant. Die Soko vergrößert sich, gut und gerne zwanzig Personen (vierzig sollen es im wirklichen Fall gewesen sein) arbeiten fieberhaft daran, Spuren an den Tatorten oder Daten zu finden, die auf die Täterschaft schließen lassen. Ermittlungserfolge ergeben sich weniger aus der Genialität der beiden Hauptfiguren als vielmehr der Arbeit im Team. So findet eine Polizistin bei der akribischen Suche nach Spuren an einem der beiden Tatorte ein winziges Beweisstück. Ein anderer Kollege, mit dem die Soko-Leiterin anfangs Probleme hat, weil er die Menschen vor Ort so gut kennt, findet etwas Wichtiges heraus, bei dem Sahara-Sand eine wesentliche Rolle spielt. Barbara Kramer und Thomas Riedle sind eher organisatorisch tätig, sie halten den Laden zusammen und motivieren ihre Mitarbeiter.

Minutiöse Ermittlungen

Das Drehbuch-Duo Robert Hummel und Martina Mouchot – beide im Krimi-Genre erfahren – sowie der zuletzt in „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ Regie führende Stefan Krohmer liefern eine Serie, die sich auf die möglichst sachliche und detaillierte Darstellung der Ermittlungen konzentriert. Weder werden Barbara Kramer und Thomas Riedle persönlich in den Fall verstrickt, noch zeigen sich besonders starke emotionale Reaktionen, wenn es mal nicht so klappt wie erhofft. Nina Kunzendorf und Tilman Strauß spielen die beiden Figuren entsprechend funktional. Die Arbeit steht im Zentrum und es gibt auch so gut wie nichts Privates, was die beiden bei dieser Arbeit beeinflusst. Im Kriminal-Genre ist dies inzwischen eher ungewöhnlich geworden. Klar ist im „Police Procedural“, wie schon die englische Genrebezeichnung andeutet, der Prozess der Ermittlung essenzieller Bestandteil der Handlung. Aber selten wurde die Arbeit im Team mit einer solchen Akribie und vor allem Harmonie dargestellt wie nun in „Spuren“. Wenn es einmal zu Konflikten kommt, werden diese schnell ausgeräumt, indem eine Runde Kuchen spendiert wird.

Der Mehrteiler ist weniger klassischer Whodunit als vielmehr ein „Whydunit“: Es geht nicht darum, wer der Täter ist, sondern darum, wie es der Sonderkommission gelingt, ihn zu fassen. Spannend wird die Serie durch das Auf und Ab der Erfolge und Misserfolge – dadurch, dass es einmal ein paar Schritte voran und dann wieder ein paar Schritte zurück geht. Die Perspektive des Mörders wird zu keinem Zeitpunkt eingenommen. Und auch schockierende Bilder der Tathergänge werden vermieden, wie generell die Inszenierung visuell wenig spektakulär daherkommt. Dadurch wirkt „Spuren“ auf angenehme Weise ein bisschen altmodisch: Am Ende des Tages tut ein Krimi auch mal ganz gut, wenn er auf reißerische Gewalt verzichtet, nicht in die Abgründe der Seele von Mördern vordringt oder die verkorksten Psychen überarbeiteter, von Selbstzweifel zerfressener Ermittler genüsslich ausbreitet.

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