Irgendwie muss Jackie (Scott Caan) das Geld für einen Anwalt auftreiben. Schließlich sitzt sein Sohn Billy (Dash Melrose) unschuldig im Knast. Der Vorwurf lautet auf Entführung. Das wiegt schwer. Der Gerichtstermin ist in wenigen Tagen. Verzweifelt nimmt Jackie einen fatalen Auftrag an. Für den Kleingangster Pauly (Frank Grillo) soll er den zahlungsunwilligen Ranchbesitzer Walter (J.K. Simmons) in einem Diner um die Ecke bringen.
Doch statt kurzen Prozess zu machen, glaubt Jackie, sich aus der Sache mit dem Töten herausreden zu können. So setzt er sich zu dem knurrigen Mann und versucht ihn freundlich an die Begleichung seiner Schulden zu erinnern. Das Ende vom Lied ist, dass Walter entkommen kann. An seiner Stelle fängt sich der Koch eine Kugel ein und segnet das Zeitliche. Kurzerhand nimmt Jackie die rebellische Kellnerin Lola (Marianne Rendón) als Geisel, ohne den leisesten Hauch eines Plans davon zu haben, wie er aus dieser Nummer wieder herauskommen soll.
Ein ungewöhnlicher Deal
Jackie ist alles andere als ein Profi. So richtig scheint er nichts zu können. Wie er sich bislang über Wasser gehalten hat, ist ihm selbst ein Rätsel. Krumme Dinger hier und da, sicherlich. Aber im Herzen ist dieser etwas ungelenke Mann ein guter Typ, dem es einzig und allein darum geht, seinen Sohn vor dem Gefängnis zu bewahren. Genau aus diesem Grund schlägt Lola einen ungewöhnlichen Deal vor. Um vorzeitig an das Erbe ihrer ungeliebten Mutter zu kommen, müssten sie und Jackie lediglich so tun, als wären sie verlobt. Aus den gespielten Gefühlen entstehen bald die zarten Knospen einer echten Romanze. Doch Pauly sieht nicht ein, die Sache im Diner auf sich ruhen zu lassen. Also setzt er seinen Handlanger Dom (Slaine) auf die Turteltauben an. Und der renitente Walter sitzt derweilen auf seiner Farm und weigert sich weiterhin, seine Schulden zu begleichen. Deshalb wird es weitere Tote geben.
„One Day as a Lion“ ist ein seltsamer Film. Wobei das Problem genau darin liegt: Der Film wäre gerne auf eine gute Weise seltsam, irgendwie kultig-schräg. Die Vorbilder sind offensichtlich. Doch dem Drehbuch des hölzern agierenden Hauptdarstellers Scott Caan fehlt jener clevere Sprachwitz und elegante Rhythmus, der die immer auch dialoglastigen Filme von Quentin Tarantino so unterhaltsam und kurzweilig macht. Das würde nur halb so schwer wiegen, wenn wenigstens die Figuren aus sich heraus funktionierten. Doch stattdessen werden sie lediglich durch ihre aufgesetzte Verschrobenheit gestützt, zusammengehalten und dabei vorgeführt.
Alles ist schon ausgemacht
So geht es schon los. Als Jackie seinen Auftrag ausführen will, klebt er sich einen lächerlichen Hillbilly-Bart an, damit er sofort als leicht trotteliger Pechvogel erkennbar ist. Dem gegenüber agiert J.K. Simmons mit enervierendem Ruhepuls, der zwar wie ein Maßanzug sitzt, jedoch keinen Spielraum für interessante Entwicklung zulässt. Alles ist immer schon ausgemacht und dramaturgisch vorgestanzt.
Ohnehin wird mit der Vielzahl von Nebenfiguren recht lieblos umgegangen. Viele, darunter auch Jackies Ex (Taryn Manning), werden vielversprechend schnodderig eingeführt. Doch dann spielen sie keine Rolle mehr. Auf diesen Rumpffiguren schleppt sich die Geschichte von einem zähen Dialog zum nächsten. Regisseur John Swab gelingt es nicht, die inhaltliche Leere durch eine aufregende Bildsprache zu kompensieren. Beinahe jede Szene wirkt, als hätte man die Kamera bei den Proben mitlaufen lassen, auf der Suche nach der zündenden Idee für eine kreative Auflösung.
Unverbunden abgespult
Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen Handlungsfäden unverbunden bleiben. Nie kommt es zu jenen komischen Verwicklungen, wie sie beispielsweise die Filme der Coen-Brüder auszeichnen. Ohne Zweifel dürfte insbesondere deren Meisterwerk „Fargo“ als Referenz gedient haben. An dessen bildgewaltige, allzumenschliche Unmenschlichkeit, die jedes Bild zu einer miniaturhaften Schicksalsparabel werden lässt, reicht „One Day as a Lion“ in keinem Moment heran. Alles, was bleibt, ist ein belangloses Pastiche.