The Ministry of Ungentlemanly Warfare

Action | USA/Großbritannien/Türkei 2024 | 120 Minuten

Regie: Guy Ritchie

Eine geheime Spezialeinheit unter Aufsicht des britischen Premierministers Winston Churchill soll ein Versorgungsschiff der Nazis zerstören. Neben den als Fischern getarnten Männern hilft auf der spanischen Insel Fernando Po auch eine jüdische Agentin bei der Operation, die einen kaltblütigen Nazi-Kommandanten ablenken muss. Actionkomödie, die eher unbekümmert mit den historischen Tatsachen umgeht und ihre furchtlosen Helden in waghalsige Situationen bringt. Während die geschichtlichen Bezüge arg pflichtschuldig abgehakt werden und die Aufmerksamkeit durch die vielen Figuren manchmal etwas zerstreut ist, bewährt sich der Film als kurzweiliges Draufgängerkino mit flotten Sprüchen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE MINISTRY OF UNGENTLEMANLY WARFARE
Produktionsland
USA/Großbritannien/Türkei
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Black Bear/Jerry Bruckheimer Films/Lionsgate
Regie
Guy Ritchie
Buch
Guy Ritchie · Paul Tamasy · Eric Johnson · Arash Amel
Kamera
Ed Wild
Musik
Christopher Benstead
Schnitt
James Herbert
Darsteller
Henry Cavill (Gus March-Phillips) · Alan Ritchson (Anders Lassen) · Alex Pettyfer (Geoffrey Appleyard) · Eiza González (Marjorie Stewart) · Babs Olusanmokun (Heron)
Länge
120 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Action | Historienfilm
Externe Links
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Actionkomödie um eine geheime britische Spezialeinheit, die im Zweiten Weltkrieg versucht, ein Versorgungsschiff der Nazis zu zerstören.

Diskussion

Auf hoher See kontrollieren finster dreinschauende Nazis penibel einen schwedischen Fischkutter. Eigentlich ein Moment höchster Anspannung, aber die beiden vermeintlichen Fischer mit ihren kräftigen Körpern, stattlichen Bärten und hochgekrempelten Hemdsärmeln bleiben davon demonstrativ ungerührt. Als sie sich auch noch über die humorlosen Deutschen lustig machen, scheint ihr trauriges Schicksal besiegelt. Im letzten Augenblick erscheinen jedoch ihre ebenso furchtlosen Freunde, mähen die Nazis mit Gewehrsalven nieder und sprengen ihr Boot in die Luft.

Dem neuen Film des britischen Regisseurs Guy Ritchie merkt man nicht unbedingt an, dass er zumindest halbwegs auf einer wahren Geschichte beruht. Bei den falschen Fischern handelt es sich nämlich um Beteiligte der „Operation Postmaster“. Um die Deutschen 1941 zu schwächen, sollte eine geheime Spezialeinheit auf der spanischen Insel Fernando Po das Versorgungsschiff Duchessa d’Aosta zerstören. Welches Risiko die von Winston Churchill autorisierte Mission für deren Mitglieder barg, wird im Film folgendermaßen auf den Punkt gebracht: Werden sie von den Engländern erwischt, kommen sie ins Gefängnis, schnappen sie die Nazis, drohen Folter und Tod.

Zähe Kerle mit flotten Sprüchen in gefährlichen Situationen

Guy Ritchie, bei dem zurzeit eine Produktion nahtlos in die nächste übergeht, liegt erwartbar wenig an historischer Genauigkeit. Viel attraktiver ist es für ihn, zähe Kerle mit flotten Sprüchen in gefährliche Situationen zu bringen. Den freien Umgang mit der Geschichte thematisiert „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ gewissermaßen selbst. James-Bond-Schöpfer Ian Fleming, der damals für den Marinenachrichtendienst gearbeitet hat, wird per Drehbuch in die Operation Postmaster miteingebunden und bekommt, genau wie der von ihm später erfundene Geheimagent, einen Kollegen namens „M“. Der echte Ian Fleming ließ sich für seinen Geheimagenten 007 wiederum von „Operation Postmaster“-Kommandant Gus March-Phillips inspirieren, den Henry Cavill hier als charmanten Kraftprotz verkörpert. Zweifellos liegt „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ das unbekümmerte Spiel mit der Fiktion und die flotte Abenteuergeschichte mehr als die pflichtschuldigen Auftritte von Churchill (Rory Kinnear) in verrauchten dunklen Zimmern.

Der Kampf gegen die Nazis, der freie Umgang mit der Geschichte, die humorvolle Großspurigkeit und die anachronistische Musikauswahl erinnern zwangsläufig an Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Unbeabsichtigt scheint diese Parallele nicht zu sein. Die mit dem britischen Team kooperierende Agentin Marjorie Stewart (Eiza González) ist eine Art Spiegelfigur zu der von Mélanie Laurent verkörperten Shosanna in Tarantinos Film. Auch die zielsichere Schützin Marjorie sehnt sich als Jüdin nach Rache. Während sie mit schauspielerischem Talent und weiblichen Reizen den fiesen Nazi-Grobian Heinrich Luhr (Til Schweiger) zu blenden versucht, wird sie sogar mit einem ähnlichen Detail entlarvt wie die Spione in „Inglourious Basterds“ bei ihrer Bierbestellung.

Spielerische Täuschungsmanöver, selbstbewusste Protzereien, mitreißende Action

Til Schweiger wiederum spielt in beiden Filmen mit. Erwähnenswert ist das für deutsche Zuschauer schon deshalb, weil er unter den Nazis im Film hörbar einer der wenigen Muttersprachler ist. Seinen Heinrich verkörpert er angemessen kalt und dumpf, lässt aber hier und da auch eine harmlos wirkende Unbeholfenheit durchschimmern. Mitunter leidet der Film ein wenig unter seinen vielen Figuren, die oft nur wenig Zeit bekommen, ihr Profil zu schärfen. Neben Heinrich und der im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen emotional etwas komplexer gezeichneten Marjorie sticht auch der comicartig überzeichnete Muskelprotz Lassen (Alan Ritchson) heraus, der seine Feinde mit Pfeil und Bogen erlegt.

Am besten funktioniert „The Ministry of Ungentlemanly Warfare“ über seine spielerischen Täuschungsmanöver, selbstbewussten Protzereien und mitreißende Actionszenen wie die stakkatoartig geschnittene finale Schlacht um das Schiff Duchessa. Und gerade wegen der Überschneidungen zu Tarantinos Film treten Guy Ritchies inszenatorische Eigenheiten umso stärker hervor. Statt Originalität und Doppelbödigkeit findet man bei ihm ebenso unterhaltsames wie wuchtiges Draufgängerkino mit großer Klappe.

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