Animation | USA 2024 | Minuten

Regie: Eddie Rosas

Weil man im Himmel mit Gottes Management unzufrieden ist, wird Gottvater in Katzengestalt auf die Erde geschickt, um auf Tuchfühlung mit einer krisengebeutelten US-amerikanischen Durchschnittsfamilie mehr Verständnis für seine Geschöpfe zu entwickeln: Erst wenn er der Familie geholfen hat, darf er wieder seinen Posten im Himmel antreten. Dumm nur, dass die Hölle zugleich Frau Beelzebub, ebenfalls in Katzengestalt, zur Bewährung auf die Erde schickt. Die Animations-Comedyserie dockt an das gleichnamige Kartenspiel an und kombiniert den Look, Figuren des Spiels sowie dessen Spaß am deftig-makabren Humor mit einer Handlung, die satirische Familien-Comedy à la „Die Simpsons“ mit allerhand überirdischen Absurditäten mischt. Amüsant-schräge Unterhaltung, bei der allerdings die popkulturellen und religiösen Seitenhiebe nur mäßig originell ausfallen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
EXPLODING KITTENS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Bandera Ent./Buzzfeed Studios/Chernin Ent./Frederator Studios/Jam Filled Ent./Netflix Studios
Regie
Eddie Rosas
Länge
Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Animation | Komödie | Serie
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Animations-Comedyserie sehr frei nach dem gleichnamigen Kartenspiel: Gott und Teufel verschlägt es in Katzengestalt auf die Erde und zu einer krisengebeutelten US-amerikanischen Familie.

Diskussion

Zuerst Entwarnung für Tierfreunde: Nein, es explodieren keine Katzenbabys in dieser Animations-Comedyserie. In einer Episode nimmt eine Mantisgarnele ein blutiges Ende, einem Orca ergeht es wenig später ebenfalls dreckig, und sogar ein Einhorn und ein Alpha-Vampirmops müssen dran glauben. Die Katzen aber sind obenauf! Denn ihre Körper beherbergen hier die Chefs des Universums höchstselbst, Gott und den Teufel.

Und dazu kommt es folgendermaßen: Im Himmel ist man unzufrieden mit Gottes Management; Gott lässt es – wer hätte es angesichts des irdischen Dauerkrisenmodus der letzten Jahre nicht geahnt? – schon eine ganze Weile an Interesse und Engagement für seine Schöpfung fehlen. Also hat der himmlische Vorstand beschlossen, dem Boss eine Auszeit zu verordnen, die ihm zu mehr Bodenhaftung verhelfen soll: Er muss hinabsteigen ins irdische Jammertal einer US-amerikanischen Durchschnittsfamilie, um ihr aus einer Krise herauszuhelfen. Dabei tut es diesmal keine Menschwerdung wie weiland bei Jesus Christus, sondern es muss eine Katzwerdung sein, um Gott sozusagen aus der Untersicht den Blick für die menschlichen Belange neu zu öffnen.

Armageddon in Suburbia

Der Schöpfer aller Dinge ist zwar alles andere als begeistert davon, seinen athletischen „Godbod“ gegen den Körper eines pummeligen weißen Hauskaters tauschen zu müssen, schickt sich aber und wird alsbald zum neuen Mitbewohner der schrecklich netten Familie Higgins, bestehend aus Vater Marv, der in einem Billig-Discounter arbeitet und eine nerdige Passion für Brettspiele hat, Mutter Abbie, einer Ex-Navy-SEAL und toughen Tierfängerin, Teeniesohn Travis, der sein Leben mäßig erfolgreich dem Kampf um TikTok-„Likes“ widmet, und Teenietochter Greta, die die Klügste des Clans ist, aber mit anderen Menschen und ihren Gefühlen nicht klarkommt.

Und als wären deren Macken nicht schon Herausforderung genug, bekommt es Gottkatze alsbald auch noch mit seinem ewigen Gegenspieler zu tun: Die Hölle, ähnlich unzufrieden mit den Führungsqualitäten ihrer Chefin wie der Himmel, hat dessen Strategie abgekupfert und CEO Beelzebub, die Tochter Satans, ebenfalls in Katzengestalt auf die Erde geschickt, wo sie und Gott sich bald in unmittelbarer Nachbarschaft wiederfinden. Entsprechend droht mitten im kleinbürgerlichen Suburbia bald schon Armageddon.

Die Adaption eines Kultspiels

Die Quelle für dieses schräge Szenario lieferte der Serie das mittlerweile fast zehn Jahre alte Kartenspiel „Exploding Kittens“, das sich längst zu einer Art Kult entwickelt und diverse Erweiterungen und Sondereditionen hervorgebracht hat, wozu seit 2023 auch eine parallel zur Serie entwickelte „Good vs. Evil“-Edition gehört. Da die Dramaturgie des Spiels fürs serielle Erzählen nicht viel hergibt – da geht es lediglich darum, am längsten zu „überleben“, das heißt nicht von einem Spielzug der Mitspieler beziehungsweise einer „Exploding Kitten“-Karte aus der Spielrunde gekickt zu werden – mussten die Serienschöpfer Matthew Inman (der auch das Kartenspiel mitentwickelt hat) und Shane Kosakowski die Handlung freilich eigenständig entwickeln. Wobei ihnen unter anderem der Comedy-erfahrene Greg Daniels („The Office“, „Parks and Recreation“) als Executive Producer zur Seite stand.

Das Ergebnis wirkt wie eine Mischung aus „Cat Content“-Parodie, „Good Omens“ und „Die Simpsons“, umgesetzt im Look und teils mit Figuren der cartoonartig gestalteten Spielkarten und mit deren Geschmack am absurden und gerne auch makabren Humor. Das macht durchaus Spaß. Den roten Faden liefern die Probleme der Familie Higgins, die es mit göttlicher Hilfe (und teils auch teuflischem Support, denn Beelzebub entpuppt sich als gar nicht so urböse) in den Griff zu bekommen gilt – das hält die Staffel ganz gut zusammen und lässt zugleich Luft für einige schön irrsinnige Schleifen.

Wo das Schräge und das Menschelnde zusammenfinden

Wobei etwa die bereits erwähnte Mantisgarnele ins Spiel kommt, gegen die die Higgins-Family, von Gott auf die Größe der Spielfiguren von einem von Marvs Brettspielen geschrumpft, ihren verwelkten Teamgeist neu beleben muss. Oder die Vampir-Möpse, die Mutter Abbie ein Ventil für ihre brachliegenden Kick-Ass-Qualitäten liefern, während sie sich damit aussöhnen muss, dass sie ihre Soldatinnen-Karriere zugunsten der Familiengründung opferte. Oder eine apokalyptische Alternativ-Realität voller mutierter Hai-Drachen, durch die Travis, der einst mit einem Videomitschnitt eines peinlichen Schulaufführungsauftritts viral ging und seitdem dafür online gemobbt wird, lernt, sich nicht von Reue über den alten Patzer zerfressen zu lassen. An solchen Stellen, wo das Schräge und das Menschelnde zusammenfinden, entwickelt die Serie ihren größten Charme.

Etwas flauer fällt das Spiel mit popkulturellen Seitenhieben und Witzen rund um den American Way of Life aus, die etwas zu routiniert den klassischen „Simpsons“-Humor imitieren, ohne sich zu wirklichen Höhen aufzuschwingen – wenn etwa in einer Folge ein verstrahlter Tech-Guru namens „Jefflon Bezmurks“ auftritt und einen Raketenbau-Wettbewerb auslobt, an dem Higgins-Tochter Greta unbedingt teilnehmen will. Oder wenn unter den mythischen Größen, die in einer der letzten Folgen „Gladiator“-mäßig an „Götterspielen“ teilnehmen, unter anderem McDonalds-Maskottchen Ronald McDonald ist.

Und auch da, wo es ums parodistische Rütteln am großen Glaubensgebäude geht, um Gut und Böse, um Himmel und Hölle, wirkt der satirische Witz der Serie ein bisschen wie aus zweiter Hand und entwickelt, verglichen etwa mit „Good Omens“ oder der Sitcom „The Good Place“, keinen wirklichen Biss. Vielleicht fehlt in diesem amüsanten Franchise-Produkt – neben der „Good Vs. Evil“-Kartenspielversion gibt es passend zur Serie auch schon ein Mobile Game über die Netflix-App – dann doch das entscheidende Quäntchen erzählerischer Originalität.

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