Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinchen Dick retten den Planeten

Abenteuer | USA/Kanada/Großbritannien 2024 | 91 Minuten

Regie: Peter Browngardt

Während die beiden Haustiere eines Farmers nach dessen Tod erstmals selbst für ihren Unterhalt sorgen müssen, schickt sich ein Alien an, die Welt zu erobern. Es mischt ein Elixier in eine Kaugummimarke, das die Menschen zu willenlosen Maschinen macht. Doch die ungleichen Freunde stellen sich zusammen mit einer resoluten Lebensmitteltesterin ebenso mutig wie chaotisch dem Angriff aus dem All entgegen. Die sympathische Wiederbelebung der Looney-Tunes-Figuren dimmt den subversiven Witz der der Vorlage und wird mitunter für kleinste Kinofans etwas zu gruselig, sorgt aber mit meist gut choreografierten Episoden und charmant-nostalgischer 2D-Animation sowie mit herzhaftem Humor im Ganzen für kindgerechte Unterhaltung. - Ab 10.
Zur Filmkritik Im Kino sehen

Filmdaten

Originaltitel
THE DAY THE EARTH BLEW UP: A LOONEY TUNES MOVIE
Produktionsland
USA/Kanada/Großbritannien
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Tonic DNA/Warner Bros. Animation
Regie
Peter Browngardt
Buch
Kevin Costello
Musik
Joshua Moshier
Schnitt
Nick Simotas
Länge
91 Minuten
Kinostart
01.08.2024
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Abenteuer | Animation | Familienfilm | Kinderfilm | Komödie
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Animationsfilm um die beiden „Looney Tunes“-Figuren, die sich zusammen mit einer resoluten Freundin einer außerirdischen Verschwörung entgegenstellen.

Diskussion

Nur weil Schweinchen Dick, Elmer Fudd, Daffy Duck oder Bugs Bunny in frohen Farben mit stoischem Gottvertrauen und chronischer Unkaputtbarkeit gesegnet sind, heißt das noch lange nicht, dass es sich bei ihren Animationsabenteuern um einen Filmspaß für Kinder handelt. Tex Avery hat mit seinen „Looney-Tunes“-Cartoons in den in 1930er- bis in die 1950er-Jahren zwar aberwitzig lustige, immens temporeiche und immer auch versöhnliche Kurzgeschichten kreiert. Doch blickt man hinter die stilbildenden Slapstick-Kapriolen der Protagonisten oder unter die Oberfläche der Possen, entdeckt man pure Anarchie und Subversivität. Denn Schweinchen Dick ist nicht nur der sympathisch-stotternde Tollpatsch, sondern auch der Inbegriff eines Konservativen, worin er Elmer durchaus vergleichbar ist, einer von Averys wenigen menschlichen Figuren. Die lispelnde Ente Daffy Duck hingegen ist nicht nur ein Miesepeter und mehr oder minder offen agierender (wenngleich meist scheiternder) Bösewicht, sondern auch ein aufrichtiger Underdog.

Ein Film zum Staunen

Von diesen Subtexten muss man sich jetzt, gut 45 Jahre nach dem Tod des Regisseurs und Comiczeichners, verabschieden, wenn man das neue Langfilm-Abenteuer des ungleichen Paares mit dem umständlichen Titel genießen will. „Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinchen Dick retten den Planeten“ ist ein reiner Kinderfilm. Hier stirb der gutmütige Farmer, der das Schweinchen und die Ente als Findelkinder aufgenommen und großgezogen hat, nicht, sondern geht vielmehr „auf Wanderschaft“ und verschwindet überlebensgroß in den Wolken am Horizont.

„Ein klebriges Abenteuer…“ will nicht verstören, sondern Staunen machen. Es regiert das Chaos, nicht die Anarchie. Und so finden die mit der Farm „alleingelassenen“, sprich: endlich erwachsen gewordenen und für ihren Unterhalt sorgen müssenden Freunde schnell Anschluss an die Welt. Auf der Suche nach einer ordentlichen Arbeit lernt Schweinchen Dick Petunia kennen. Sie ist auch ein Schwein und arbeitet in einer Kaugummifabrik als Geschmackstesterin. Das könnte eine super Wendung für Daffy und Dick sein, doch das Gegenteil ist der Fall. Denn wie Dick und Doof kann das Duo niemals etwas richtig machen und darf auch nie sesshaft werden.

Das ist aber das einzige Problem des sorgenfreien Drehbuchs. In ihrer ganzen politischen Korrektheit können die elf (!) Drehbuchautoren nicht zwei männlichen Tieren alleine das Feld überlassen, sondern müssen eine Freundin zwischen den beiden Jungs installieren. So viel Konservativismus muss im Hause Warner bei Kinderfilmen dann doch sein.

Die Blasen der „Zombies“

Da man es hier aber nicht mit einem Sozialdrama, sondern mit Spaßkino zu tun hat, erwächst die Konfrontation nicht aus der Gesellschaft, sondern aus dem All. Ein einzelnes Alien nimmt mit seiner Untertasse Kurs auf die Erde und will diese mittels eines fiesen Tricks vereinnahmen. Ausgerechnet in die Lieblingskaugummis der Menschen mischt es eine Zutat, die aus den Kauenden willenlose Blasenmacher werden lässt. Dass dies bald eine lebensrettende Eigenschaft der „Zombies“ sein könnte, kann zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen, weshalb sich Daffy, Dick und Petunia erst einmal daranmachen, das Alien samt der erstaunlich lebendigen Kaugummis in die Schranken zu weisen.

All das geht zunächst, vor allem aufgrund Daffys Selbstüberschätzung, hoffnungslos schief. Aber am Ende wird doch alles gut, obwohl die Zombie-Invasion zwischendurch recht gruselig animiert ist; für die Jüngsten im Publikum ist das mit Vorsicht zu genießen. Da sich die Animation auf angenehm altmodische Art im zweidimensionalen Raum entfaltet und der Wortwitz recht charmant daherkommt, ist die Weltrettungsaktion der guten alten Looney-Tunes-Charaktere insgesamt ein rundum versöhnlicher Spaß – Alien inklusive!

Kommentar verfassen

Kommentieren