Morgen irgendwo am Meer
Jugendfilm | Deutschland 2023 | 84 Minuten
Regie: Patrick Büchting
Filmdaten
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2023
- Produktionsfirma
- Cangerfilms/FH Fachhochschule Dortmund
- Regie
- Patrick Büchting
- Buch
- Patrick Büchting
- Kamera
- Sebastian Berghaus
- Musik
- Nic James · Yannic Bechthold
- Schnitt
- Julius Haasch
- Darsteller
- Jonas Kaufmann (Konrad) · Carlotta Weide (Romy) · Louie Betton (Julian) · Sophia Münster (Nele) · Alex Freeman (Fotograf)
- Länge
- 84 Minuten
- Kinostart
- 06.06.2024
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Jugendfilm | Road Movie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Beschwingter Film über vier Jugendliche, die auf einer Reise nach Lissabon zum Teil schmerzhafte Erkenntnisse über sich und ihr Leben gewinnen.
Romy (Carlotta Weide) und Julian (Louie Betton) haben gerade ihr Abitur gemacht; ihr Freund Konrad (Jonas Kaufmann) hat die Prüfungen hingegen nicht geschafft. Es sind wahrscheinlich die letzten Wochen der Unbeschwertheit, bevor sich ihre Lebenswege trennen. Romy möchte Meeresbiologie in Neuseeland studieren. Ihr Freund Julian denkt darüber nach, nach Berlin zu gehen. Eines Tages steht Konrad vor Romys Tür und will sie zu einem Trip nach Lissabon überreden, von Darmstadt über Arles, Barcelona und Toledo bis an den Atlantik. Für ihn ist es womöglich die letzte Chance, unausgesprochene Dinge zu klären. Romy zögert einen Augenblick, doch dann sagt sie spontan zu.
Julian ist von dieser Idee nicht begeistert, fährt aber doch mit. Bei einem Zwischenstopp in Stuttgart steigt die lebenslustige Nele (Sophia Münster) in den Mercedes. Sie möchte Fotografin werden und hat über eine App eine Mitfahrgelegenheit gesucht. Ihr Ziel ist Madrid, wo sie ihren unbekannten Vater treffen will. Unterwegs müssen sich alle vier mit schmerzhaften Erinnerungen und verdrängten Problemen, Flirts und Eifersüchteleien auseinandersetzen. So stellt Julian fest, dass Romy immer wieder heimlich Voicemails verschickt.
Ein Road Movie mit Herzblut
Wenn die jungen Leute bei Sonnenschein und blauem Himmel durch Frankreich und Spanien fahren, den Kopf aus dem Autofenster in den Fahrtwind halten oder vor der untergehenden Sonne aufs Meer hinausschauen, kommt fast so etwas wie Urlaubsfeeling auf. Dabei hat der Trip gar nicht als Vergnügungsfahrt begonnen; Konrad hat die Reise als Sprungbrett für eine überfällige Aussprache geplant. Denn die langjährige Freundschaft zwischen ihm und Romy wird durch eine traumatische Erfahrung belastet, über die seit Monaten geschwiegen wird.
Man spürt in dem sommerlichen Road Movie „Morgen irgendwo am Meer“ gleichsam das Herzblut, das der Nachwuchsregisseur Patrick Büchting in das Projekt gesteckt hat, das er und sein Team nur per Crowdfunding realisieren konnten. Auch die jungen Hauptdarsteller verkörpern ihre Figuren mit Enthusiasmus, einer natürlichen Ausstrahlung und einer ansteckenden Spielfreude, die für den einen oder anderen steifen Dialog entschädigen.
Die vier bilden vor der Kamera ein überzeugendes Quartett, das die Anziehungs- und Fliehkräfte alter und neuer Beziehungen ebenso glaubwürdig darstellt wie die hindernisreiche Suche der jungen Menschen nach Identität und einem Platz im Leben, was im Übergang zwischen Jugend und Erwachsensein besonders schwierig erscheint. Gerade in ihrer Unsicherheit und der tastenden Orientierungssuche avancieren die Protagonisten zu Identifikationsfiguren für ein junges Publikum.
Turbulente Zwischenstopps
Sympathisch wirkt, dass die vier recht unterschiedlichen Menschen in dem leichtfüßig inszenierten Film sich in etwa ähnlich umfangreich entwickeln. Dabei haben Carlotta Weide als Romy und Jonas Kaufmann als Konrad größere Aufgaben zu lösen, da ihre Charaktere an schwerwiegenderen Problemen laborieren als Julian oder Nele. Louie Betton glänzt als eifersüchtiger Abiturient, der von seinen Eltern unter Druck gesetzt wird, weil er sich für seine Zukunft noch nicht festlegen will. Sophia Münster nimmt man die unkomplizierte Nele gut ab, die schon auf dem ersten Campingplatz in Mâcon Konrad anflirtet. Hinter der fröhlichen Fassade wird aber auch ein melancholischer Grundton spürbar; mit dem Kontakt zu ihrem verschwundenen Vater will sie eine seelische Leerstelle füllen.
Dramaturgisch bewegt sich die geradlinige Inszenierung mit ihrem unprätentiösen Tonfall durchweg im Rahmen traditioneller Coming-of-Age-Filme, wobei einige Wendungen recht vorhersehbar ausfallen und manche Rückblende etwas bemüht wirkt. Für die lange Autofahrt in den Süden und die turbulenten Zwischenstopps findet Kameramann Sebastian Berghaus abwechslungsreiche Bildkompositionen. Die sommerlich-heitere Atmosphäre des episodischen Reisefilms wird zudem von einer meist unaufdringlichen Popmusik unterstrichen.