Motel Destino
Thriller | Brasilien 2024 | 115 Minuten
Regie: Karim Aïnouz
Filmdaten
- Originaltitel
- MOTEL DESTINO
- Produktionsland
- Brasilien
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Cinema Inflamável/Gullane
- Regie
- Karim Aïnouz
- Buch
- Wislan Esmeraldo · Mauricio Zacharias
- Kamera
- Hélène Louvart
- Musik
- Benedikt Schiefer
- Schnitt
- Nelly Quettier
- Darsteller
- Iago Xavier (Heraldo) · Nataly Rocha (Dayana) · Fábio Assunção (Elias)
- Länge
- 115 Minuten
- Kinostart
- 14.11.2024
- Fsk
- ab 16; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Erotisches Dreiecksdrama um einen jungen Ganoven, der sich mit der Besitzerin eines brasilianischen Stundenhotels einlässt.
Nach einem One-Night-Stand landet Heraldo (Iago Xavier) im schicksalhaften „Motel Destino“. Die heruntergekommene, vor allem für schnelle sexuelle Begegnungen genutzte Unterkunft an der nordöstlichen Küste von Brasilien wird für den kernigen jungen Mann zunächst zum Gefängnis. Seine flüchtige Bettbekanntschaft hat nicht nur seinen Geldbeutel geleert, sondern ihn anschließend auch noch im Zimmer eingesperrt. Erst die Hotelbesitzerin Dayana (Nataly Rocha) kann ihn aus seiner misslichen Lage befreien, bringt ihn aber wenig später gleich in die nächste Zwickmühle.
In „Motel Destino“ widmet sich Karim Aïnouz einem Liebesdreieck, das direkt aus einem klassischen Film noir stammen könnte. Weil der mittellose Heraldo wegen eines gescheiterten Überfalls untertauchen muss, heuert er in dem titelgebenden Hotel an, wo er den Boden schrubben und die mit diversen Körperflüssigkeiten übersäte Bettwäsche wechseln muss. Zudem fühlt er sich zu Dayana hingezogen, die mit dem älteren, notorisch eifersüchtigen Ex-Cop Elias (Fábio Assunção) liiert ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die angespannte Lage eskaliert.
Ungezügeltes Begehren
Der Film ist von einem leidenschaftlichen und ungezügelten Begehren infiziert. Die meist in blaues oder rotes Licht getauchte Unterkunft wird zum Schauplatz für ebenso heimlich wie hemmungslos ausgelebte Triebe. Selbst die Esel, die sich vor dem Hotel begatten, bleiben von der Erotik, die in der schwülen Luft liegt, nicht verschont. Schon der Blick, den der Film auf seine Protagonisten wirft, ist ein durch und durch sinnlicher. Heraldo verkörpert eine vor Energie strotzende proletarische Männlichkeit; er sieht immer ein bisschen schmutzig und verschwitzt aus, während sich seine Brustwarzen durch das dünne Shirt abzeichnen.
Sex ist in „Motel Destino“ eine Kraft, die unkontrollierbar und zerstörerisch sein kann, durch die aber auch andere Sehnsüchte kompensiert werden. Heraldo will eigentlich ein besseres Leben in São Paulo suchen, und auch Dayana ist nur bedingt glücklich mit ihrem kraftmeiernden und immer wieder gewalttätigen Gatten. Dem Wunsch, woanders zu sein, setzen die beiden die Gegenwärtigkeit eines Liebesakts entgegen. Expressiv und animalisch ist dieses Ritual, bei dem ausgiebig gekeucht und geschrien wird.
Wie in „Motel Destino“ Lust und Gewalt verschmelzen, könnte eine Rückkehr des aus der Mode gekommenen Genres des Erotikthrillers darstellen. Aïnouz versteht sich auf reizvolle Oberflächen, auf eine etwas schäbige Authentizität sowie eine verführerisch-abgründige Atmosphäre. Die impressionistischen, farbig schimmernden 16mm-Bilder von Kamerafrau Hélène Louvart und die traumhaft sphärische Musik von Amine Bouhafa sind daran maßgeblich beteiligt. Sobald der Film sich aber nicht Körpern beim Tanz oder Sex widmet, sondern Figuren in dialoglastigen Szenen, wirkt die Inszenierung schnell hilflos. Abgesehen von Fábio Assunção, der den grunzenden Widerling Elias angemessen schmierig gibt, wirkt das Schauspiel oft holprig. Manchmal verleiht das den Figuren etwas Raues und Verwundbares; häufig wirkt es aber lediglich hölzern. Wie Klötze stehen die Schauspieler dann herum, während sie ihren mitunter etwas gestelzten Text aufsagen.
Wie ein rauschhafter Fiebertraum
Auch der Plot fällt haarsträubend schematisch und sprunghaft aus und ist teilweise auch in sich nicht sonderlich schlüssig. Die Verbindung der Dreiecksgeschichte mit einer Episode um Heraldos verünglückten Bruder und eine queere Drogengang klebt wie ein Fremdkörper am Film. Zudem entwickeln sich die intensiven Gefühle, um die die Geschichte kreist, nicht aus der Handlung, sondern wirken wie losgelöst von ihr, fast wie etwas rein Äußerliches.
Am deutlichsten offenbart sich dieses Dilemma im mitreißenden Abspann des Films. Zu ekstatisch wummernden Techno-Beats flackern dabei schnell geschnittene, farbig verfremdete Impressionen über die Leinwand. Dem rauschhaften Fiebertraum, auf den „Motel Destino“ immer wieder zusteuert, kommt der Film tatsächlich erst nahe, wenn er vorbei ist. Die Handlung, die ihn ohnehin nicht sonderlich interessierte, hat sich dann endlich erübrigt.