The Human Voice

Drama | Spanien 2020 | 31 Minuten

Regie: Pedro Almodóvar

Eine Schauspielerin wartet wie eine Gefangene auf ihren Ex-Geliebten, dessen Koffer noch in ihrer Wohnung stehen. Es folgen drei Tage des Wartens, ihre Stimmung wird immer extremer. In einem Moment perfekt angezogen, droht sie sich im nächsten vom Balkon zu stürzen. Als der Mann sich endlich meldet, liegt sie halbtot auf dem Bett. Angesichts der Heucheleien und Gemeinheiten des Ex-Lovers droht die Frau endgültig zu explodieren. Ein mittellanger Film von Pedro Almodóvar nach einem gleichnamigen Theaterstück von Jean Cocteau als in melodramatischer Opulenz zugespitzte Miniatur, die das Œuvre des Regisseurs bis an die Grenze zur Selbstparodie auf seine Essenz einkocht. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LA VOZ HUMANA
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
El Deseo
Regie
Pedro Almodóvar
Buch
Pedro Almodóvar
Kamera
José Luis Alcaine
Musik
Alberto Iglesias
Schnitt
Teresa Font
Darsteller
Tilda Swinton (Die Frau) · Agustín Almodóvar · Miguel Almodóvar · Pablo Almodóvar · Diego Pajuelo
Länge
31 Minuten
Kinostart
14.03.2024
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Kurzfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Mittellanger Film um eine Schauspielerin, die tagelang auf ihren Ex-Lover wartet, der noch einen Koffer in ihrer Wohnung stehen hat.

Diskussion

Tilda Swinton trägt rot. Jenes strahlende und volle Rot, das es überall gibt, aber das eben doch unverkennbar zu Pedro Almodóvar gehört. Das ist die Farbe ihres Strickkleids, in das sie sich kleidet, nur für sich, allein zu Hause. Es ist ein auf Hochglanz poliertes Heim, zusammengestellt aus 1960er-/1970er-Dekor. Eine von vorne bis hinten exakt durchdesignte Leere.

Mit dem nagelneuen Beil

Die von Swinton gespielte Frau ist alleine. Nur der „Dash“ genannte Hund leistet ihr Gesellschaft. Sie ist dabei aber immer auf der Suche, nach demjenigen, der hier abwesend ist. Es ist der Ex. Vier Jahre hat sie mit ihm verbracht. Nun wartet sie auf ihn. Seine Sachen stehen gut sortiert im Zimmer, ein Anzug liegt ausgebreitet auf dem Bett. Doch der Verflossene taucht nicht auf. Das schürt die Wut.

Mit dem nagelneuen, gerade gekauften Beil drischt sie auf den Anzug ein. Es folgt die Verzweiflung. In ihrem schönen Strickkleid schluckt die Frau in Rot einen Cocktail aus Schmerzmitteln, spült ihn mit Wein hinunter und legt sich zum ausgebreiteten Anzug aufs Bett. Der ewige Schlaf aber reicht nur bis zum Klingeln des Telefons. Der Abwesende ist dran. Seine Stimme hört man nicht. Die angedeuteten Fragen sind nur Stichworte für den melodramatisch-theatralen Auftritt, den Tilda Swinton in dem Gespräch vorführt.

Nie entsteht der Eindruck, dass hier eine tatsächliche Beziehung verhandelt würde. Der Raum, den die mittellange Filmadaption des Jean-Cocteau-Stücks „La voix humaine“ eröffnet, ist durch und durch künstlich. Tilda Swinton spricht als Figur mit dem ehemaligen Liebhaber und zugleich auf der Meta-Ebene, die nicht nur ihr eigenes Star- und Schauspielerinnen-Dasein reflektiert, sondern auch die Beziehung selbst. Nicht umsonst kommt die Verlassene nicht los von den Phasen der Bewältigung, die jeder und jede auf die eine oder andere Art durchmacht.

Die Lust der Aggression

Die Kamera gibt das auf ganz eigene Art Preis, als sie in der Mitte von „The Human Voice“ in Richtung der Decke abhebt und das überstylte Dekor als Theaterset enthüllt: die Bühne, auf der die verlassene Frau gezwungen ist, das Trennungsdrama durchzuspielen. Natürlich kann auch Swinton als Verlassene nicht gegen diese Rolle anspielen. Aber sie kann die Bühne niederbrennen. Das tut sie mit Wonne.

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