Drama | Kanada 2024 | 80 Minuten

Regie: Kazik Radwanski

Ein Autor und eine Dozentin, die sich aus ihrer Jugend in Toronto kennen, wo sie noch immer lebt, sehen sich nach Jahren wieder und verbringen für ein paar Wochen viel Zeit miteinander. Doch die Frage, ob mehr als eine Freundschaft in dieser Begegnung erblüht, bleibt in der Schwebe. Der kanadische Independent-Film lässt in der Beziehung der beiden Figuren alle Facetten von Konkurrenz über Freundschaft bis hin zur Liebe aufscheinen. Als Generationsporträt über Millennials wirkt der Film aber am Ende genauso unentschlossen wie seine Figuren. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MATT AND MARA
Produktionsland
Kanada
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Arbitrage Pic./Medium Density Fibreboard Films/Zapruder Films
Regie
Kazik Radwanski
Buch
Kazik Radwanski
Kamera
Nikolay Michaylov
Schnitt
Ajla Odobasic
Darsteller
Deragh Campbell (Mara) · Matt Johnson (Matt) · Simon Reynolds (Vater) · Jim Phu (Sean) · Mounir Al Shami
Länge
80 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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Kanadischer Independent-Film um einen Mann und eine Frau, die sich von früher kennen und nun in Toronto wiedertreffen, wobei ungewisse Gefühle auflodern.

Aktualisiert am
31.01.2025 - 14:14:51
Diskussion

Wiedersehen macht Freude? So eindeutig kann man die Reaktion von Mara (Deragh Campbell) nicht benennen, als Matt (Matt Johnson), ein ehemaliger Freund, vor dem Seminarraum auftaucht. Gleich wird sie einen Vortrag über Poesie und Prosa halten und wirkt sichtlich irritiert vor ihren Studierenden. Doch als sie dann aus dem Augenwinkel sieht, wie Matt sich kurz darauf in den Raum schleicht, huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Vielleicht macht Wiedersehen doch Freude.

Mara lebt mit ihrem Mann Samir und ihrer Tochter in Toronto und arbeitet als Dozentin für Kreatives Schreiben. Matt wiederum lebt mittlerweile in New York, hat gerade sein zweites Buch veröffentlicht und besucht seinen kranken Vater in der Heimatstadt. Woher oder wie lange sich Matt und Mara kennen, erfährt man nicht. Der kanadische Film von Kazik Radwanski begleitet die beiden Mid-Thirtysomethings in verschiedenen Episoden über den Zeitraum von nur ein paar Wochen, und trotzdem bekommt man genug Einblicke in die nicht so einfach definierbare Gefühlwelt der zwei.

Loser oder Winner?

Zunächst einmal geht es ums Schreiben. Mara berät geduldig ihre Studierenden beim Schreiben von Liebesgedichten, aber sie selbst hat schon seit einiger Zeit nichts mehr veröffentlicht. Matt dagegen scheint laut des Klappentextes seines Buchs ein anerkannter Autor zu sein. Im ersten Gespräch der beiden in einem Café versucht sie, ihre Selbstenttäuschung zu verbergen. Bei einer Rollenverteilung in Loser und Winner bleibt es aber nicht. Matt schenkt Mara ein Exemplar mit der Widmung: „Ich habe die Hälfte der Ideen von dir gestohlen. Also schulde ich dir ein kostenloses Buch.“ Mara hat sich dafür eine akademische Karriere aufgebaut.

Das Verhältnis der beiden ist weniger durch Konkurrenz geprägt als vielmehr durch sehr viel Lachen. Zusammen spazieren sie durch das sommerliche Toronto, trinken aus Wasserfontänen und machen Passfotos für eine Reise in die USA zu einer literarischen Konferenz. Immer wieder changieren sie dazwischen, beste Freunde oder ein Liebespaar zu sein. Vor dem Fotografen geben sie sich sogar als Ehepaar aus. Im Kontrast dazu wirkt die tatsächliche Ehe von Mara zu Samir kühl und distanziert. Er verplant Termine und nimmt ihre Enttäuschung nach einem Dinner mit Freunden nicht ernst.

Die Unentschlossenheit der Millennials

Diese Dreieckskonstellation könnte auf einen melodramatischen Höhepunkt hinauslaufen, aber Regisseur Kazik Radwanski ist eher an den kleinen und leisen Momenten des Lebens interessiert. Die Kamera ist sehr nah an den Figuren. Das Licht, die Farben, alles wirkt sehr puristisch. Wie für einen Indie-Film üblich sprechen die Schauspieler:innen mit Versprechern und Füllwörtern. Vor allem die zwei Hauptdarsteller Deragh Campbell und Matt Johnson verzaubern mit ihrer leichten, aber auch schwer fassbaren Chemie. Nie ist hundertprozentig klar, wer was wie gerade fühlt. Diese Ambivalenz zeichnet den Film aus.

Das Unkonkrete der Inszenierung bedingt das Unkonkrete der Beziehung. Mit diesem Effekt befragt Radwanski auf sehr leichte Weise die Millennial-Generation, der es schwerfällt, sich beruflich und emotional festzulegen. Damit erinnert der Film auch an Celine Songs „Past Lives“. Auch in diesem Film geht es um ein Wiedersehen zweier früherer Jugendfreunde oder -liebender im Schriftsteller-Milieu an der nordamerikanischen Ostküste. Song evoziert in langen Einstellungen sehr viele Emotionen, wohingegen Radwanski diese nur skizziert und andeutet. Auch das ist eine Kunst, aber hinterlässt auch viele Fragezeichen.

Snapshots einer Was-wäre-wenn-Beziehung

Genauso wenig wie die Figuren will sich Radwanski festlegen. Darunter leidet leider das Ende des Films. Der Regisseur zeigt Snapshots von einer Was-wäre-wenn-Beziehung, die die meiste Zeit sehr harmonisch wirkt. Aber als Mara den Ohrring einer anderen Frau in Matts Wagen finden, kommt es zum Streit. Nach der Autofahrt treffen Mara und Matt sich weiterhin, aber zum Schluss hört sie sehr ergriffen ein Lied, das Samir komponiert hat. Was wird aus Matt und Mara? Der Film endet mit einer ungewissen Zukunft.

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