Horror | USA/Großbritannien 2024 | 120 Minuten

Regie: Fede Alvarez

Auf einem finsteren Planeten 65 Lichtjahre von der Erde entfernt ergreifen sechs junge Erwachsene die Chance, mit einem herrenlosen Raumschiff zum blauen Planeten zurückzufliegen. An Bord finden sich aber zwei weitere Wesen: ein mörderisches Alien und ein androider Roboter, der im Zweifel den Interessen seiner Hersteller folgt. Der Reboot der „Alien“-Science-Fiction-Reihe bindet die bekannten Versatzstücke clever in die packende Handlung ein und spielt gekonnt mit den Topoi des Genres und den damit verbundenen Fragestellungen. Ein Film für Fans der frühen Filme wie auch für eine neue Kinogeneration. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
ALIEN: ROMULUS
Produktionsland
USA/Großbritannien
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
20th Century Studios/Scott Free Prod.
Regie
Fede Alvarez
Buch
Fede Alvarez · Rodo Sayagues
Kamera
Galo Olivares
Musik
Benjamin Wallfisch
Schnitt
Jake Roberts
Darsteller
Cailee Spaeny (Rain Carradine) · Isabela Merced (Kay) · Archie Renaux (Tyler) · David Jonsson (Andy) · Spike Fearn (Bjorn)
Länge
120 Minuten
Kinostart
15.08.2024
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror | Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Disney/Leonine
Verleih Blu-ray
Disney/Leonine
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Fortführung der „Alien“-Science-Fiction-Reihe, in der eine Gruppe junger Menschen auf einem Raumschiff mit mörderischen Lebensformen konfrontiert werden.

Diskussion

Mit absoluter Stille geht es los. Es ist keine friedliche Stille, sondern eine böse und gnadenlose, ein echter „Horror vacui“. „Im Weltraum hört dich niemand schreien“, lautete der Slogan für den ersten „Alien“-Film aus dem Jahr 1979, an den „Alien: Romulus“ vor allem atmosphärisch anknüpft. In den ersten Sekunden sieht man ein Raumschiff, das offenbar die Überreste der „Nostromo“ eingesammelt hat. Plötzlich flackern die Bildschirme der Computer. Das signalisiert allerdings kein Ende des Schlafs der Vernunft, sondern das Gegenteil: die Geburt neuer Ungeheuer.

Generation Z im Weltall

Zuvor stellt der Film in den ersten 15 Minuten eine Handvoll Menschen vor. Die zentrale Figur ist die Vollwaise Rain (Cailee Spaeny). Der erste Schnitt nach der Exposition im Weltall führt direkt auf ihr Gesicht. Sie sitzt auf einem Bergrücken inmitten einer sonnenbeschienenen Gebirgslandschaft. Ein Traumbild, das Rain nicht nur als Hauptfigur installiert, sondern die Zuschauer auch zu Komplizen ihrer Träume macht. Rain gehört zum Weltraum-Proletariat, das als Arbeitssklaven auf einer Minenkolonie ohne Sonnenlicht ein harsches Dasein fristet, 65 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Die ersten Minuten von „Alien: Romulus“ handeln von einer dystopischen Welt, die an „Blade Runner“ erinnert und in der die Ausbeutung universal geworden ist. Rains engster Gefährte ist Andy (David Jonsson), ihr „Bruder“, der sich aber bald als Android entpuppt. Die beiden begegnen vier weiteren Freunden, allesamt Proletarier-Kinder, ziemlich jung und divers, die für eine „Generation Z“ im Weltall stehen: junge Erwachsene ohne klare Zukunftsperspektiven, die geradezu hilflos dem Zwang und der Macht der Unternehmen ausgesetzt sind, aber nicht so werden wollen wie ihre Eltern. In einem durch den Weltraum trudelnden Raumschiff sehen sie ihre große Chance, der Ausbeutung zu entkommen.

Das jeweils ganz Andere

Sie wissen nicht, was sie dort erwartet. Das Publikum hingegen weiß seit dem ersten „Alien“-Film, was ihnen bevorsteht. Ein Monster, das nie sterben wird, sondern in immer neuen Variationen ewig weiterlebt; so fies, böse und ungreifbar, wie es die Kinogeschichte davor nicht hervorgebracht hat. Schon äußerlich ist dieses „Alien“, das schon begrifflich für das Fremde, das ganz Andere steht, Ausdruck allzu menschlicher Schreckensvorstellungen: jener irrationalen Urängste, die das Unterbewusstsein hervorbringen kann. Eine Mischung aus Krake, Schlange und Spinne, rasend schnell und mit den scharfen Zähnen eines Piranhas, glitschig und eine alles zersetzende Säure sabbernd.

Das Monster spielt auch auf andere Ängste an: als ein Wesen, das in Menschen eindringt, sich dort fortpflanzt, ein Parasit, der den Träger zu einem Wirtstier degradiert. Dieses extrem wandlungs- und anpassungsfähige „Alien“ ist reine Natur, ein monströser Fortpflanzungstrieb, den Psychoanalytiker wahlweise mit einem Penis oder einer „Vagina dentata“ assoziieren. In den 1980er-Jahren sah man darin eine AIDS-Metapher, heute kommen Erinnerungen an die Pandemie auf.

Im Bann kapitalistischer Energien

Man weiß aber auch, dass nach vielen menschlichen Opfern eine Heldin kommt, die sich dem Wesen entgegenstellt und zumindest einen Film lang das apokalyptische Ende aufhält, das in der "Alien"-Reihe irgendwann bevorzustehen scheint. Der Umstand, dass man auf so vieles vorbereitet ist, dass also die Erwartung eines Grauens oder Erschauderns aufkommt, aber niemals die abgründige Angst vor dem Unbekannten, die den ersten „Alien“-Film zu einer Erfahrung ganz anderer Art machte, hätte eine große Hypothek sein können, die in der Inszenierung durch Fede Alvarez aber erstaunlich wenig durchschlägt.

Alvarez hat sich durch smarte B-Movies wie „Evil Dead“ oder „Don't Breathe“ empfohlen und peppt die Handlung auf kluge Weise auf. Sein Drehbuch erinnert durch die Ausgangsgeschichte daran, dass das „Alien“-Monster immer schon auf Ausbeutung angewiesen war, und dass die Filme auch von der Macht überstaatlicher Unternehmen erzählten, die nicht weniger triebhaft sind als das Alien.

Das spielt auch in „Alien: Romulus“ eine wichtige Rolle. Die sechs Weltraumflüchtlinge landen zunächst auf der herrenlosen „Romulus“. Sie wollen mit Hilfe des Raumschiffs und der dort vorhandenen Kryo-Kapseln die lange Reise zurück zur Erde antreten und dort ein neues Leben beginnen. Doch bald zeigt sich, dass weitere Wesen auf dem Raumschiff zuhause sind: Das "Alien"-Monster, das durch unbedarftes Verhalten der Neulinge zum Leben erweckt wird. Und der androide Roboter Ash aus dem ersten Film, der als digitale Animation von dem 2020 verstorbenen Ian Holm verkörpert wird.

Über Menschen, KI und Evolution

Ash gibt den Neuankömmlingen wertvolle Hinweise auf die drohende Gefahr, entpuppt sich aber bald als Maschine, die nicht auf das Überleben der Menschen, sondern auf das „Corporate Interest“ des Konzerns hin programmiert ist; dem werden im Zweifelsfall auch Menschenleben geopfert.

Damit erneuert „Alien: Romulus“ das seit „2001: Odyssee im Weltraum“ virulente Motiv eines Computers, der mächtiger als die Menschen ist und diese in Lebensgefahr bringt, wobei Ash die Opfer für seine „Mission“ in längeren Ausführungen positivistisch-zweckrational zu begründen versucht.

In seinem Falle führt das zu einer kleinen Theorie des Fortschritts, die auf Kontrolle und Disziplinierung setzt und „nicht auf die Evolution warten kann“, da Menschen als „zu schwach“ und „zu fragil“ erscheinen. „Alien: Romulus“ handelt damit auch vom Verhältnis von Mensch, KI und Evolution. Der Film verortet die Angst, dass es etwas geben könnte, was sich im Kampf ums Dasein als überlebensfähiger und stärker als der Mensch erweisen könnte, neu. Beim „Survival of the Fittest“ spielt neben dem Alien auch eine übermenschliche und unbeherrschbar Computermacht eine entscheidende Rolle.

Was für Rain gut ist

Der Android Andy wird damit zur interessantesten Figur des Films. Ein Roboter, der sich von den Menschen vor allem dadurch unterscheidet, dass er viel empathischer und selbstloser ist als diese. Und der den Sinn seines „Lebens“ als Aufgabe beschreibt, all das zu tun, „was für Rain gut ist“.

Durch einige Kurven und Kehren der Handlung wird der Computerchip von Andy mit dem des anderen Roboters getauscht, weshalb man hier in einer schönen Variation des klassischen Doppelgänger-Motivs eigentlich sogar zwei Andys begegnet: einem bösen, der im Interesse seines Unternehmens über Leichen geht, und einem empathischen-guten, ohne den Rain den Film nicht überleben würde.

So ist dieser gelegentlich nostalgische Reboot der "Alien"-Reihe mit einer neuen, jüngeren Protagonistin eine gelungene Fortsetzung der früheren Filme, an die er zum Teil direkt anknüpft, ohne dass man die Vorgänger dafür kennen müsste. Ein Film, der sich auf sehr smarte Weise zwischen „hoher“ und „niedriger“ Kultur bewegt, der mit philosophischen Ideen und Genre-Motiven spielt, theoretische wie politische Debatten antizipiert und dabei auch noch Spaß macht. Ein Film für die Fans der frühen Filme wie auch für eine neue Kinogeneration.

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