Fellow Travelers (2023)

Drama | USA 2023 | 480 (8 Folgen) Minuten

Regie: Uta Briesewitz

In den paranoiden 1950er-Jahren geht in den USA nicht nur die Angst vor dem Kommunismus um. Auch Homosexuelle geraten unter Generalverdacht, subversive Elemente zu sein. Inmitten dieses restriktiven Klimas verlieben sich zwei Männer, die beide in Washington innerhalb des politischen Betriebs arbeiten. Doch scheint es keine Perspektive zu geben, ihre Liebe öffentlich zu leben. Anhand dieser und anderer unglücklicher Liebesbeziehungen handelt die Serie von der gewaltsamen Unterdrückung queerer Identität und der dadurch bedingten Selbstverleugnung. Dank überzeugender Darsteller und einer atmosphärischen Umsetzung ein beeindruckendes, oft beklemmendes Zeitbild. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
FELLOW TRAVELERS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Factory Underground/Fremantle/Showtime Networks
Regie
Uta Briesewitz · Destiny Ekaragha · James Kent · Daniel Minahan
Buch
Ron Nyswaner · Dee Johnson · Brandon K. Hines · Jack Solomon · Anya Leta
Kamera
Simon Dennis
Musik
Paul Leonard-Morgan
Schnitt
Christopher Donaldson · Wendy Hallam Martin · Lara Johnston
Darsteller
Matt Bomer (Hawkins ''Hawk'' Fuller) · Jonathan Bailey (Tim Laughlin) · Will Brill (Roy Cohn) · Noah J. Ricketts (Frankie Hines) · Andy Milne (Andre)
Länge
480 (8 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama | Liebesfilm | Literaturverfilmung | Serie
Externe Links
IMDb | JustWatch

Während der McCarthy-Ära, in der neben der „roten Gefahr“ auch Homosexuelle als subversive Elemente galten, kämpfen zwei Männer mit ihrer Liebe zueinander.

Diskussion

Washington, DC, im Jahre 1952. Der republikanische Politiker Eisenhower gewinnt die Präsidentschaftswahl. Zwei Männer aus dem Politbetrieb stoßen darauf an: der erfahrene Hawkins Fuller (Matt Bomer) mit einem Cocktail und der jüngere Tim Laughlin (Jonathan Bailey) mit einem Glas Milch. Die Stimmung zwischen den beiden ist ausgelassen; die Chemie stimmt trotz der unterschiedlichen Drinks. Es ist der Beginn einer Liebesbeziehung, die in den paranoiden 1950er-Jahren nur hinter verschlossenen Türen und Fenstern gelebt werden kann.

"Safe and strong"

Aus dem Radio tönt die Stimme des Senators Joseph McCarthy: „Together we will make America safe and strong again!” Die Angst vor der „roten Gefahr“, dem Kommunismus, geistert durch das Nachkriegsamerika – insbesondere durch die Hauptstadt. McCarthy hat sich auf die Fahne geschrieben, Spionage im ganzen Land und im Regierungsapparat ausfindig zu machen und zu verurteilen. Angst vor Falschanschuldigungen beherrschen das politische Klima. Angesichts der um sich greifenden Paranoia werden nicht nur linke politische Meinungen als subversiv und verdächtig empfunden, sondern auch andere Abweichungen vom konservativen Mainstream. Zum Beispiel sexuelle. So rankten sich auch um Homosexuelle Verschwörungstheorien; McCarthy und Staatssekretär John Peurifoy warnen vor einem „homosexuellen Untergrund“, der der angeblichen kommunistischen Weltverschwörung Vorschub leiste; zur Angst vor der „roten Gefahr“ kam die „pervert peril“ oder „lavender scare“. Deshalb wurde ab den 1950er-Jahren landesweit gegen Homosexuelle ermittelt.

Die Serie „Fellow Travelers“ von Ron Nyswaner bringt ein wenig Licht in dieses dunkle Kapitel der US-amerikanischen Geschichte. Die Figuren gehen angesichts des restriktiven gesellschaftlichen Klimas sehr unterschiedlich mit ihrer sexuellen Orientierung um. Fuller treibt sich auf Toiletten von Underground-Bars herum. Nachdem er Laughlin kennengelernt hat und ihm einen Job beim Staat verschafft hat, besteht er immer noch darauf, sich selten oder besser gar nicht zusammen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Laughlin ringt zunächst mit seinem christlichen Glauben. Aber später gesteht er sich seine Liebe zu Fuller ein und sehnt sich nach mehr als nur heimliche Treffen in Hinterzimmern.

Liebe in Zeiten der Angst

Eine Nebenhandlung kreist um ein homosexuelles Paar, das sich traut, anders zu leben, dafür aber einen hohen Preis zahlt. Eine Kollegin lädt Laughlin zu einer Party im queeren Freundeskreis zuhause ein, wo sie mit ihrer Freundin als Mitbewohnerin lebt. Ein Gerücht unter Kollegen zwingt die Frauen schließlich jedoch, sich zu trennen und zu verleugnen. Eine der beiden wird sogar gefeuert (was keine Seltenheit war). Ein andere Erzählstrang zeigt, wie der schwule afroamerikanische Autor und Journalist Marcus sich öffentlich präsentiert: sehr engagiert für die Bürgerrechtsbewegung – und sehr nachlässig gegenüber seiner nicht-heterosexuellen Affäre.

Unterdrückung queerer Neigungen und dadurch verursachte Selbstunterdrückung sind die zwei Leitmotive von "Fellow Travelers", die damit an die Serien „Pose“, „Hollywood“ und „Halston“ von Ryan Murphy erinnert, wo diese Themen ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. Das „Queer Reading“ amerikanischer Kulturgeschichte weitet Showrunner Ron Nyswaner auf die politische Vergangenheit der USA aus. Damit einher geht, dass aus Spekulationen narrative Fakten gemacht werden. Der Anwalt von McCarthy, Roy Cohn, und McCarthy selbst werden als verkappt schwule Männer interpretiert, deren Sexualität als Druckmittel in einem komplexen Machtspiel genutzt wird. Fuller, der für einen konkurrierenden Senator arbeitet, erpresst die Gegner mit kompromittierenden Fotos.

Es ist bitter mitanzusehen, wie diskriminierte Männer sich gegenseitig diskriminieren. Im Wochentakt nehmen sich erpresste Beamte aus dem State Department das Leben. Auch Fuller muss eine stundenlange Befragung zu seinem Privat- und Intimleben über sich ergehen lassen. Mit einem Lügendetektor verbunden, konzentriert er sich verzweifelt auf Puls und Atmung, damit er ja nicht als schwuler Mann auffällt. Mit dieser nervenaufreibenden Szene wird eindrücklich gezeigt, wie er lernt, sein Ich zunehmend abzulehnen. Dieser Prozess bedroht auch das Glück mit Laughlin. Selbst ein Trip ans Meer fällt weniger entspannt aus, als beide sich erhofft hatten.

Neues Leben, alte Wunden

Parallel dazu erzählt die Serie, wie die beiden sich in den 1980er-Jahren wiedersehen. Fuller ist mittlerweile verheiratet, hat Kinder und lebt in einem konservativen Vorstadtidyll, während Laughlin in einer Wohnung in San Francisco an Aids zugrunde geht und nur von seiner Schwester gepflegt wird. Als Fuller vom schlechten Gesundheitszustand seines früheren Freundes erfährt, reist er sofort zu ihm. Die alten Wunden der Selbst- und Fremdverleugnung reißen auch nach Jahren wieder auf. In den 1980er-Jahren stellt sich die Frage der Zivilcourage auf andere Weise. Kann sich Fuller über seine verinnerlichte Homophobie hinwegsetzen, um dem Sterbenden zu helfen?

Der Soundtrack von Paul Leonard-Morgan passt zur melodramatischen Dimension der unglücklichen Liebe, auch wenn an manchen Stellen weniger Streicher und Klavier effektiver gewesen wären. Die aufwändigen Sets sind farbenfrohe Mid-Century-Wohnungen und verrauchte, dunkle Regierungsbüros. Ähnlich stark schwankt der Ton der Serie zwischen Nostalgie und Paranoia. Dort, wo die Liebenden ganz bei sich sind, blitzt kurz die Utopie der Liebe auf. Das liegt vor allem am großartigen Zusammenspiel der Schauspieler Matt Bomer und Jonathan Bailey. Wenn die beiden sich im selben Raum befinden, liegt eine Spannung in der Luft, die sich ohne Kontrolle auf gewalttätige, erotische oder zärtliche Weise entlädt. Erst im Einklang mit sich selbst und mit dem Anderen werden aus Verrätern Liebende.

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