The Consultant
Komödie | USA 2023 | 247 (acht Folgen) Minuten
Regie: Daniel Attias
Filmdaten
- Originaltitel
- THE CONSULTANT
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2023
- Produktionsfirma
- Amazon Studios/MGM Television
- Regie
- Daniel Attias · Charlotte Brändström · Alexis Ostrander · Matt Shakman · Karyn Kusama
- Buch
- Tony Basgallop
- Kamera
- Elie Smolkin · Eduardo Enrique Mayén · Jess Hall
- Musik
- Jeff Russo
- Schnitt
- Dan Briceno · Jonathan Eagan · Lara Johnston · Wendy Hallam Martin
- Darsteller
- Christoph Waltz (Regus Patoff) · Nat Wolff (Craig) · Brittany O'Grady (Elaine) · Aimee Carrero (Patti) · Sydney Mae Diaz (Raul)
- Länge
- 247 (acht Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12 (Folge 2-8) & ab 16 (Folge 1)
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Komödie | Serie
Schwarzhumorige Thriller-Serie um einen dämonischen Berater, der eine Computerspielefirma aufmischt, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Bentley Little.
Er ist nur der Berater. Er analysiert und optimiert die Prozesse. In dieser Funktion ist er zwar Agent, doch letztlich nicht verantwortlich für die Folgen seiner Ratschläge. „Der Handelnde ist stets gewissenlos“, heißt es bei Goethe. Und spüren wir nicht alle bei wichtigen Entscheidungen sowohl Engelchen als auch Teufelchen als „Berater“ auf unseren Schultern sitzen? Ein solcher ist ganz ohne Frage und im mephistophelischen Sinne als Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und oft das Gute schafft, in „The Consultant“ der Mann mit dem erratischen Namen Regus Patoff (Christoph Waltz). Eines Tages kreuzt er aus heiterem Himmel bei der hippen Computerspielschmiede CompWare in Downtown Los Angeles auf, nachdem Gründer und CEO Sang (Brian Yoon) unter üblen Umständen aus dem Leben geschieden ist („the devil made him do it“). Er ergreift sofort Besitz vom Büro auf der Kommandobrücke und übernimmt die vollständige Kontrolle über alle wesentlichen Vorgänge der Firma, die offensichtlich schon unter ihrem früheren Chef überall Überwachungskameras installiert hatte.
Der Teufel schläft nicht!
Das ist umso bemerkenswerter, da er von deren Gewerbe nichts versteht, wie er unumwunden zugibt. Bei CompWare arbeiten vornehmlich unter 30-Jährige der Kreativ- und Programmierbranche, die sich auf ihren Hipster-Lebensstil mit einer bislang sehr gesunden Work-Life-Balance einiges einbilden. Da erregt ein exotisch europäisch anmutender Mittfünfziger, der scheinbar niemals eine Pause braucht und im Dienst die Nacht zum Tage macht, natürlich Aufmerksamkeit und allerlei Verdacht. Denn, wie man weiß: Der Teufel schläft nicht! Und dieser antwortet auf Fragen regelmäßig und ausschließlich mit Gegenfragen.
Insbesondere die einander zugetanen Kollegen Craig (Nat Wolff) und Elaine (Brittany O’Grady) beäugen das seltsame Verhalten ihres neuen Chefs zunehmend mit Argwohn. Nicht nur dass er eine ausgeprägte Aversion gegen die große gläserne Treppe im Büro zu hegen scheint – er setzt seine schmalen Füßchen nur äußerst vorsichtig darauf –, auch seine Art, sich einen ersten Eindruck von der Belegschaft zu verschaffen, kann als exzentrisch bezeichnet werden: Er beschnuppert alle im Team eindringlich, und wem dabei der Angstschweiß ausbricht, dem ergeht es schlecht! Doch auch im einsamen Chefzimmer, wo er müßig-genüsslich Bleistifte spitzt oder gerade ausrichtet, braucht man Allianzen, Vertraute: Während Elaine von seinen Gnaden rasch zur obersten Projektmanagerin befördert wird, lobt Patoff Nats neueste Spielentwicklung – ein süchtig machendes Multi-Level-Game – in höchsten Tönen und hält ihn sich so fürs Erste gewogen.
Vom offenen Work Space hin zu labyrinthischen Gängen
Der stimmigen Inszenierung und Szenographie gelingt es, der fast ausschließlich in Innenräumen spielenden Serie gemäß ihrem Handlungsverlauf ein zunehmend düsteres, bedrohliches Gepräge zu verleihen – vom offenen Work Space hin zu labyrinthischen Gängen, ominös in Rottöne getauchter Einrichtung und einem angemessen enervierenden Soundtrack (Musik: Jeff Russo). Die Adaption des gleichnamigen Romans von Bentley Little ist nämlich nicht nur eine Krimiserie mit schwarzhumorigem Einschlag, sondern ebenso dem Fantasy-Genre zuzuschlagen, oder präziser: dem des modernen Märchens. Es gibt da rätselhafte Treppen, verbotene Türen und verborgene Räume wie bei „Blaubart“. Auf all dies versuchen Craig und Elaine sich nach Kräften ihren Reim zu machen.
Dabei ist die Serie Filmentwürfen zum modernen Kapitalismus der Arbeitswelt wie etwa „The Game“ vergleichbar. Wenn Patoff allerdings Craig wie (s)einen Zauberlehrling auf eine wüste und offenbar kriminelle nächtliche Ausschweifung mitnimmt, fühlt man sich hingegen eher an „Die Firma“ erinnert. Craigs besorgte Verlobte Patti (Aimee Carrero) führt zusätzlich noch ein quasitheologisches Motiv ein: Ihretwegen soll er zum Katholizismus konvertieren; das Ringen um seine Kooperation – privat wie dienstlich – gemahnt also auch an den Kampf zwischen Engel und Teufel um die arme Seele …
Kapitalismuskritik steigert sich in Kannibalische
Im rechten Takt, stets die Spannung aufrechterhaltend führt die Serie auf ein veritables, wenn auch leicht ironisch gebrochenes Superheldenfinale hin, inklusive eines heroisch geschwungenen Hammers. In ihren späteren Episoden fügt sie ihrem ohnehin stupenden visuellen Repertoire noch Albtraumsequenzen im Stil von Videospielen hinzu. Durch wiederholte diskrete Einblendungen von Zeichnungen in der Manier Goyas oder William Blakes wird die Kapitalismuskritik von „The Consultant“ ins vollends Kannibalistische gesteigert („Kronos verschlingt seine Kinder“), und die englische Redewendung „to give an arm and a leg“ für unbedingten Einsatz für eine Sache nimmt die Serie, nun ja, geradezu wörtlich …!
Das Finale furioso entscheidet schließlich darüber, wie für Craig, Elaine & Co. der Tanz ums Goldene Kalb ausgeht und ob sie die Begegnung mit jenem Regus Patoff überstehen, der von Christoph Waltz im ewig dunklen Maßanzug mit der tödlichen Eleganz eines, der durch die Hölle gegangen ist, gespielt wird. So und in diesem Metier könnte man sich gut Hans Landa, Christoph Waltz‘ Figur aus „Inglourious Basterds“, als Zivilist nach dem Kriege vorstellen. Auch er ein Agent, der die Verantwortlichkeit scheut. Oder in den Worten Patoffs: „I’m just a consultant“ – nur ein Berater.