Surface
Drama | USA 2022 | Minuten
Regie: Sam Miller
Filmdaten
- Originaltitel
- SURFACE
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2022
- Produktionsfirma
- Apple/Hello Sunshine
- Regie
- Sam Miller
- Buch
- Veronica West
- Kamera
- Elie Smolkin · Tami Reiker · Claudine Sauvé
- Schnitt
- Matthew Ramsey · Rebecca Valente · Victoria Grimsley
- Darsteller
- Gugu Mbatha-Raw (Sophie) · Oliver Jackson-Cohen (James) · Stephan James (Baden) · Ari Graynor (Caroline) · Marianne Jean-Baptiste (Hannah)
- Länge
- Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Psychothriller | Serie
Dramaserie um eine Frau, die unter Gedächtnisverlust leidet, scheinbar als Folge eines Selbstmordversuchs. Gemeinsam mit ihrem Mann und Freunden versucht sie, ihre Vergangenheit für sich selbst wieder zusammenzusetzen, doch ihr kommen Zweifel, ob das, was sie erzählt bekommt, wahr ist.
Das ganze Leben fühlt sich fremd an für Sophie (Gugu Mbatha-Raw). Über die vielen Designerkleider in einem begehbaren Kleiderschrank streift sie vorsichtig mit der Hand, wie um sich ihrer Realität zu versichern. Nicht nur die luxuriöse Inneneinrichtung eines schmucken Reihenhauses im viktorianischen Stil mitten in San Francisco kommt ihr unbekannt vor, sondern auch die Passwörter ihres Laptops und ihrer Konten. Das Schlimmste für Sophie ist jedoch, dass sie weder die Gesichter ihrer Freundinnen und ihres Manns James (Oliver Jackson-Cohen) wiedererkennen, noch eine emotionale Verbindung zu diesen aufbauen kann.
Durch die Therapiegespräche mit ihrer Psychiaterin und in schemenhaften, elliptischen Rückblicken stellt sich heraus, wie es zu Sophies Amnesie gekommen ist. Auf einem Boot im eiskalten Pazifik ist sie ins Wasser gestürzt – oder gesprungen? – und konnte von der Küstenwache gerade noch gerettet werden. James war zu dem Zeitpunkt in Portland auf einer Konferenz, ist aber so schnell wie möglich ins Krankenhaus gefahren. Seitdem befindet sich Sophie in psychiatrischer Betreuung. Alle aus ihrem sozialen Umfeld sind um ihren suizidalen Zustand besorgt. Doch Sophie macht sich eher Sorgen um die Lücken in ihren Erinnerungen.
Ein Nebelschleier über den Bildern
Die Serie „Surface“ findet für die Amnesie eine überzeugende Bildsprache. Die Welt von Sophie ist in kalten Farben gehalten; Regenwolken und Nebel ziehen vorüber, ohne dass die Sonne dazwischen Wärme und Klarheit bringt. Im Gegenteil: an den Rändern verschwimmt die Schärfe des Filmbildes bis zur Undeutlichkeit. Mbatha-Raw als Sophie joggt sehr viel durch die hügelige Stadt, um ihre Gedanken zu ordnen, aber der Blick der Schauspielerin bleibt ein verwirrter. Sie spielt eine verzweifelte Frau, die die Kontrolle über ihr Leben wiedererlangen will.
Als ein fremder Mann auftaucht, der sich als Undercover-Polizist (Stephan James) vorstellt und behauptet, ihre Erinnerungen an den Unfall würden nicht stimmen, beginnt Sophie, noch mehr an ihrem ihr fremden Leben zu zweifeln. Sie entdeckt ein Klapphandy, auf dem sie mit dem Cop kommuniziert hat, und ein Sex-Tape, wo sie zusammen mit genau diesem Cop zu sehen ist. Die Affäre wird sogar von Sophies Freundin Caroline bestätigt. Die Frau von der Küstenwache erinnert sich daran, dass Sophie bei der Rettungsaktion den Namen „Tess“ gerufen hat. Und in ihrer Krankenhausakte findet sie Röntgenbilder von einer Armverletzung. In der Notiz dazu steht: potenzieller Selbstmordversuch oder häusliche Gewalt.
Der unsichtbare Fremde
Dass sich hinter Sophies Unfall ein ganzes Lügengebäude offenbaren wird, ist von Anfang offensichtlich. Oliver Jackson-Cohen als neureicher Geschäfts- und Ehemann knüpft hier gekonnt an sein Rollenprofil aus „Der Unsichtbare“ an, worin er mit unsichtbarer Hand seine Frau weiterhin terrorisiert hat. In „Surface“ wirkt er weniger durchschaubar, gibt sich gegenüber Sophie verständnisvoll. Außerdem verliert er später selbst die Kontrolle über sein Leben. Dadurch schafft die Serie zwischenzeitlich eine großartige Ambivalenz in der Beziehung von Sophie und James.
Neben „Surface“ kreisten auch andere Serienproduktionen der letzten Jahre wie „I May Destroy You“ oder „Shining Girls“ um den Gedächtnisverlust weiblicher Figuren. Im Gegensatz zu den männlichen Helden in „Memento“ oder der „Bourne“-Trilogie, die sich als Rächer oder als Killer-Maschine herausstellen, geht es bei ihrem Ringen um beziehungsweise mit der eigenen Vergangenheit primär um Trauma-Aufarbeitung: Das Sich-fremd-Fühlen im eigenen Leben, die Rollenzuweisung und die Gewalt von außen durchziehen thematisch die neueren Serien, woran man deutlich die Spuren der „MeToo“-Ära erkennen kann. Am Ende artet die Dynamik von Sophies und James Beziehung aber so sehr aus, dass beide die Konsequenzen ihres Handelns nicht mehr aufhalten können. Und so werden zwei Menschen unfreiwillig zu Tätern und zu Fremden im eigenen Leben.