Herr Mo
Drama | Südkorea 2016 | 101 Minuten
Regie: Lim Dae Hyung
Filmdaten
- Produktionsland
- Südkorea
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Film Run
- Regie
- Lim Dae Hyung
- Buch
- Lim Dae Hyung
- Kamera
- Moon Myung-Hwan
- Musik
- Ha Heon-jin
- Schnitt
- Park Se-Young
- Darsteller
- Gi Ju-Bong (Mo Geum-San) · Go Won-Hee (Ye-Won) · Oh Jung-hwan (Stephen) · Jeon Yeo-bin (Ja-young) · Kim Jeong-young (Frau Park)
- Länge
- 101 Minuten
- Kinostart
- 23.09.2021
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Familienfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Tragikomödie um einen krebskranken Friseur, der einen Kurzfilm drehen will, um aus einem Trott auszubrechen und wieder in Kontakt zu seinem Sohn zu gelangen.
Die Diagnose bleibt unausgesprochen. Die Ärztin bittet Herrn Mo noch, er solle mit dem Rauchen aufhören und auf salziges Essen verzichten, dann ist es still. Allein der Luftbefeuchter dampft noch demonstrativ im Hintergrund, alles andere scheint plötzlich eingefroren. Die letzten Worte des Gesprächs bleiben die einzigen, die man zu hören bekommt. Was man als Zuschauer verstanden hat, obwohl es nicht ausgesprochen wurde, versucht Herr Mo (Ju-Bong Gi) nun in dieser Stille zu verstehen.
Wirklich nahe kommt ihm niemand
Herr Mo hat Krebs. Es ist die zweite Tragödie im Leben des alten Friseurs. Noch hat sie keinen Platz in seiner täglichen Routine, die ihn tägliche Runden zwischen Salon, Schwimmbad, dem örtlichen Restaurant und dem eigenen Bett drehen lässt. Bevor er einschläft, setzt er die Schlafmaske auf und schlägt noch einmal die innere Verzweiflung auf dem Daunenkissen neben sich aus. Seit 15 Jahren ist dieser Platz leer, der bis zu ihrem Tod seiner Frau gehörte.
Die Schwägerin bringt ab und an ihr versalzenes Essen vorbei. Der Bruder kommt regelmäßig für einen Haarschnitt in den Salon. Eine junge Frau aus dem Schwimmbad teilt seinen Humor und einmal ein Bier mit ihm. Wirklich nahe aber kommt ihm niemand, auch wenn die kleinen Faxen und Aufmerksamkeiten, die Herr Mo ab und an zulässt, den sanften Menschen dahinter sichtbar machen, der nun, im Stillstand der eigenen Routinen, dem Ende mit derselben eingefrorenen Miene entgegenblickt, die er für sein Umfeld aufsetzt.
Vater, Sohn und das Kino
Ein Film soll diesen sanften Menschen, den Freunde und Verwandte nur noch selten zu sehen bekommen, ein letztes Mal sichtbar machen. Ein Stummfilm, um genau zu sein. Herr Mo hat das Drehbuch, eine Charlie-Chaplin-Hommage, in der er selbst als Friseur mit Melone den Tramp gibt, bereits verfasst. Regisseur soll sein Sohn Stephen (David Oh) werden. Der hat gerade die Filmhochschule abgeschlossen, hängt aber so sehr in der Luft, dass selbst seiner Freundin Ye-won (Won-Hee Go) allmählich die Energie ausgeht, um ihn in Richtung Produktivität zu schubsen.
Das ist eine, neben aller Tragik, eigentlich perfekte Grundkonstellation, um Vater und Sohn über das Kino wieder zusammenzubringen. Tatsächlich folgt der Sohn, oder besser: der von seiner Freundin überredete Sohn der Einladung seines Vaters. Von dessen Krankheit ahnt er zunächst nichts. Überhaupt ist eigentlich alles wie gehabt: Vater und Sohn reden nicht miteinander.
Mit viel Geduld findet der Debütfilm von Dae-hyung Lim Wege, die vertraute Distanz zwischen Vater und Sohn zu umgehen. Aufgebrochen wird sie nicht. Die Basis für eine solche Intimität, für ein Klärungsgespräch, eine Zärtlichkeit oder auch nur eine Umarmung scheint längst verloren. Bleibt nur der Film. Mehr als der gelernte Regisseur treibt Ye-won die Dreharbeiten voran, während sich die Männer an ihre stets brennenden Zigaretten klammern. So bringt letztlich nicht die miteinander verbrachte Zeit eine Annäherung, sondern das Medium, das sie festhält. Was Ye-won mit der Kamera einfängt, ist nicht allein ein persönlicher Kurzfilm, sondern eine persönliche Erinnerung in bewegten Bildern.
Vieles bleibt unausgesprochen
Erst als Stephen den Mann mit Anzug und Melone auf seinem Bildschirm sieht, aufgenommen durch die von ihm platzierte Kamera und arrangiert durch den von ihm verantworteten Schnitt, gibt es genug Distanz zur gemeinsamen Konfliktgeschichte, um in diesem Mann den Vater zu erkennen, der unheilbar erkrankt ist. Die Filmbilder machen die unschuldige, nicht von Alltag und Vergangenheit belastete Seite des Vaters sichtbar.
Das Kino als Liebesbeweis. Ein Motiv, an dem nicht nur ein langer filmgeschichtlicher Rattenschwanz hängt, sondern auch ein gewisses Pathos, gegen das Dae-hyung Lim mit viel Lakonie antritt. Die statischen Schwarz-weiß-Bilder wirken beherrscht, der auf der Tonspur gezupfte Blues routiniert und beharrlich. Vieles bleibt unausgesprochen; der Film ist vielleicht ein wenig zu beherrscht. Rührend ist er trotzdem.