Kinderfilm | Schweden/Norwegen/Dänemark 2021 | 75 Minuten

Regie: Linda Hambäck

Ein lebhaftes Waisenmädchen wünscht sich nichts sehnlicher als eine Familie. Als allerdings eine Gorillafrau die Achtjährige adoptiert, zeigt diese sich zuerst scheu, überwindet die Ängste aber allmählich und erprobt mit der Äffin auf einem Schrottplatz eine ungewöhnliche Mutter-Kind-Beziehung. Der charmante Animationsfilm richtet sich an die jüngsten Kinogänger und erzählt mit einfacher Zeichentechnik und bunten Farben von der Hoffnung auf ein neues Zuhause. Der liebevoll gestaltete Film fußt auf einem schwedischen Kinderbuch und plädiert kindgerecht für mehr Toleranz gegenüber dem Fremden und Andersartigen. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
APSTJÄRNAN
Produktionsland
Schweden/Norwegen/Dänemark
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Lee Film/Film i Väst/Mikrofilm/Noerlum Studios/Sveriges Television
Regie
Linda Hambäck
Buch
Janne Vierth
Kamera
Gabriel Mkrttchian
Musik
Minna Weurlander · Tania Naranjo
Schnitt
Ulf Flittig Tønder · Linda Hambäck
Länge
75 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Kinderfilm | Literaturverfilmung | Zeichentrick
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Animationsfilm um ein achtjähriges Waisenmädchen, das von einer Gorilladame adoptiert wird und auf einem Schrottplatz ein neues Zuhause findet.

Diskussion

Das Waisenmädchen Jonna lebt seit seiner Geburt in einem Heim in einer schwedischen Kleinstadt. Während sich die Achtjährige sehnlichst eine Familie wünscht und jede akzeptieren würde, solange sie nur geliebt wird, hat ihr etwa gleichaltriger Freund Aron die Hoffnung schon aufgegeben, dass er adoptiert werden könnte. Die Zukunft des Waisenhauses ist allerdings ungewiss, denn der raffgierige Bürgermeister des Ortes will auf dem Gelände ein Schwimmbad bauen. Deswegen drängt er die Heimleiterin, so schnell wie möglich Adoptiveltern für die Kinder zu finden.

Kurz darauf kündigt sich tatsächlich Besuch an. Ein Auto fährt vor, aus dem eine große Gorillafrau mit pinkfarbener Hose aussteigt. Die Kinder erschrecken und ziehen sich ins Haus zurück, nur Jonna bleibt stehen. Sie zögert zunächst, ob sie mit der etwas ungelenk wirkenden Äffin mitgehen soll, wagt es dann aber doch. Im Handumdrehen adoptiert Gorilla, wie das riesige Tier genannt werden möchte, das Mädchen. Zusammen fahren die beiden zu dem Schrottplatz, den die Äffin betreibt. In ihrem kleinen Haus bekommt Jonna ein eigenes Zimmer mit Hängematte. Nach kurzer Zeit hat sich das Mädchen eingelebt und fasst Zutrauen zu Frau Gorilla, die viel liest und sich liebevoll um es kümmert. Schnell bilden die beiden ein Team, das mit schauspielerischem Geschick den Kunden auf dem Schrottplatz oft mehr Geld entlockt, als diese ursprünglich für die alten Sachen zahlen wollten.

Doch die neue Geborgenheit gerät in Gefahr, als der Bürgermeister auftaucht. Er hat seinen Plan geändert und will nun auf dem Schrottplatz einen imposanten Aquapark errichten; hier sei die Aussicht so viel schöner. Er droht Gorilla, ihr die Betriebsgenehmigung zu entziehen, wenn sie das Grundstück nicht verkaufe. Doch so leicht wollen Mutter und Kind ihr Zuhause nicht hergeben.

Preisgekrönte Buchvorlage

Wie schon in ihrem ersten Animationsfilm, dem originellen 2D-Trickfilmkrimi „Kommissar Gordon & Buffy“ über das Bündnis zwischen einem Krötenkommissar und seiner Mausassistentin, erzählt die schwedische Regisseurin Linda Hambäck erneut von einer außergewöhnlichen Freundschaft. Das Drehbuch schrieb Janne Vierth nach dem preisgekrönten Kinderbuch „Ich, Gorilla und der Affenstern“ (2010) von Frida Nilsson.

Im Zentrum der überschaubaren Handlung steht die Annäherung zweier Außenseiter: Hier das Mädchen, das sich nach Akzeptanz und familiärer Geborgenheit sehnt, dort die Adoptivmutter, die nicht länger allein leben will und sich schon immer ein Kind gewünscht hat, das sie umsorgen kann. Die zentrale Botschaft formuliert Hambäck so: „Jede Person kann deine Familie oder deine Mutter sein, solange sie oder er dich liebt.“

Liebevolle Details

Die 1974 in Seoul geborene Regisseurin, die seit ihrer Kindheit in Schweden lebt, überrascht immer wieder mit stimmungsvollen Details, etwa wenn Gorilla nachts in einem Augenblick starker Vertrautheit ihrem Zögling Jonna zeigt, wo am Firmament ihr Leitstern, der titelgebende Affenstern, zu finden ist. Der liebevoll gestaltete Film glänzt mit originellen Einfällen: So bestellt sich die Gorillafrau in einem altmodischen Buchladen eine Erstausgabe des Findelkind-Romans „Oliver Twist“ von Charles Dickens oder zitiert im Gespräch mit Jonna eine Sentenz des griechischen Philosophen Sokrates: „Nichts ist der Gerechtigkeit vorzuziehen.“

Der warmherzige, nur 75 Minuten lange Film lässt ein tiefes Verständnis für kindliches Erleben erkennen, etwa den Hang zum Unfugtreiben oder die Lust am Subversiven. So nimmt Jonna gerne das Angebot der Gorillamutter auf, sich ans Steuer ihres Autos zu setzen und beide in die Stadt zu fahren. Dazu passt auch der märchenhafte Schluss, der angesichts der geschilderten Probleme recht eskapistisch ausfällt.

Den Sehgewohnheiten junger Kinogänger kommt auch die ästhetische Gestaltung entgegen. Die Zeichnung der großäugigen Figuren ist sehr einfach und konzentriert sich aufs Wesentliche; die Farbgebung der aquarellierten Bilder ist bunt und abwechslungsreich, die Hintergründe sind meist schlicht gehalten. Wie schon in „Kommissar Gordon & Buffy“ lässt sich die Regisseurin Zeit beim Erzählen und nimmt gerne mal die Vogelperspektive ein, um durch einen Panoramablick eine bessere Orientierung zu geben.

Prominente Sprecher:innen

Welchen Stellenwert Trickfilme auch für die Kleinsten in Skandinavien haben, lässt sich daran ablesen, dass die Regisseurin keine Mühe hatte, für die schwedische Originalfassung prominente Schauspieler als Synchronsprecher zu gewinnen. So leiht Stellan Skarsgård seine Stimme dem Bürgermeister, Pernilla August erweckt Frau Gorilla zum Leben, und Melinda Kinnaman tut dies bei der Heimleiterin. Skarsgård und Kinnaman waren auch schon beim Vorgängerfilm mit an Bord. Auch Hambäck ließ es sich nicht nehmen, wie schon in „Kommissar Gordon & Buffy“ eine kleine Nebenrolle zu sprechen

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