Der elfjährige Jonas aus Dresden soll mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Elias in den Sommerferien zu Tante Anne ans Meer fahren. Doch Jonas möchte viel lieber wieder zu seinem geliebten Großvater Bernard in die slowakische Kleinstadt Handlova. Dort haben er, sein Vater und Bernard in den vergangenen Jahren wunderbare Ferien verbracht und viel Spaß beim Schlauchbootfahren gehabt. Doch seit dem Unfalltod des Vaters haben sich die familiären Beziehungen etwas abgekühlt.
Nach einem Wortgefecht mit der Mutter haut Jonas von zu Hause ab und fährt mit dem Zug auf eigene Faust zu seinem Großvater. Doch der ist nicht mehr so, wie der Enkel ihn in Erinnerung hat. Denn der inzwischen in den Vorruhestand versetzte Lokomotivtechniker versucht seinen Kummer in einem erhöhten Bierkonsum zu ertränken, lässt seine Wohnung verlottern und verhält sich oft launisch oder sogar unwirsch. Jonas’ Hoffnungen auf einige Ferientage voller Action zerschlagen sich schnell, vor allem weicht Bernard bei Fragen nach dem Verbleib des Boots immer wieder aus.
Eine neue Freundschaft und die Suche nach Geld für ein Boot
Bei einem Streifzug durch die Umgebung lernt Jonas die gleichaltrige Nachbarin Alex kennen, die bei einem Kiosk leere Flaschen abgibt. Das so verdiente Flaschenpfand spart sie, um eine Spielekonsole kaufen zu können. Mit der burschikosen Alex, die nicht auf den Mund gefallen ist, freundet sich Jonas bei einem gemeinsamen Ausflug zu einem Badesee schnell an. Weil auch er nun Geld braucht, um ein neues Boot zu kaufen, überredet er Alex, die schönen Blumen ihrer Mutter abzuschneiden und die Sträuße auf Parkplätzen zu verkaufen. Diese Aktion bringt beiden zwar einige Einnahmen, aber auch viel Ärger ein. Für weitere Komplikationen sorgt Jonas’ wenig durchdachte Idee, auf einem Dating-Portal für seinen Großvater, der seit Jahrzehnten alleine lebt, eine Frau zu suchen.
Der erste lange Spielfilm der slowakischen Regisseurin Martina Sarková ist autobiographisch geprägt. Sarková, die das Drehbuch zusammen mit Silke Schulz schrieb, war wie der Protagonist Jonas elf Jahre alt, als ihr Vater starb. Zudem ist die 1976 in Bratislava geborene Filmemacherin wie Jonas mit Deutschland und der Slowakei eng verbunden. Sie studierte an der Filmhochschule VSMU in ihrer Heimatstadt und absolvierte mit einem DAAD-Stipendium ein zweijähriges Gaststudium an der Filmhochschule in Babelsberg und der Universität der Künste in Berlin. Seit 2003 lebt Sarková in Berlin, wo sie 2007 die Produktionsfirma Projector23 gründete, die „Sommer-Rebellen“ in Koproduktion mit der Slowakei hergestellt hat.
„Sommer-Rebellen“ ist konsequent aus der Sicht von Jonas erzählt, der in fast jeder Einstellung zu sehen ist. Gleichwohl richtet sich der Film nicht nur an Heranwachsende, sondern spricht wegen der geschilderten Sorgen, Probleme und Sehnsüchte des Großvaters und der beiden alleinerziehenden Mütter auch ein breites Familienpublikum an.
Der Nachwuchsdarsteller Eliás Vyskocil bewältigte die große Herausforderung mit Bravour und gibt den ungestümen Ausreißer mit großer Natürlichkeit. Ihm steht Liana Pavlíková als ebenso schlagfertige wie coole Alex kaum nach. Für die erwachsene Hauptrolle des Bernard konnte Sarková Pavel Nový, einen der bekanntesten Schauspieler Tschechiens, gewinnen: Er bringt in die Rolle des grantelnden Pensionärs spannende Facetten zwischen Trauer und Einsamkeit, Lakonie und Lebenslust.
Heitere sommerliche Stimmung
Die heitere sommerliche Ferienstimmung wird visuell unterstrichen durch helle Bilder und kräftige Farben und akustisch durch einen beschwingten Soundtrack mit flotten englisch- und deutschsprachigen Popsongs wie „Boot Fahren“ der Berliner Band Dota mit dem programmatischen Vers „Hipp, hipp, hurra, die Sonne scheint uns auf den Bauch“.
Auch wenn die Inszenierung gelegentlich auch ernste Sujets wie den tragischen Unfalltod des Vaters und dessen weitreichende Folgen für das Familienleben behutsam anspricht, so drängen sich diese nicht in den Vordergrund. Vielmehr ist der Film von einer heiter-relaxten Atmosphäre geprägt, die bei der Darstellung des Lebens in der Provinzstadt und den Ausflügen in die Natur bis ins Nostalgische reicht. Zu diesem Feel-Good-Movie-Charakter passt die episodische Erzählstruktur mit einem leider etwas zu vorhersehbaren Plot; hier hätten größere Spannungsbögen und mehr überraschende Einfälle für mehr Pep sorgen können.
Dafür entschädigt Sarková mit einer eher beiläufigen Vermittlung von Werten wie Solidarität, Vertrauen und Freundschaft. So zeigt sie ohne erhobenen Zeigefinger, dass Kinder, die Schäden an öffentlichem Eigentum verursacht haben, dafür einstehen und ihn wiedergutmachen müssen. Und sie setzt sich nachdrücklich für einen größeren Respekt zwischen den Generationen ein.