Drama | Deutschland 2020 | 105 Minuten

Regie: Piotr J. Lewandowski

Ein junger Mazedonier, der illegal in Deutschland lebt und sich nicht nur um seine kranke Mutter, sondern auch um zwei nicht weniger impulsive Freunde kümmert, verliebt sich in eine fragile Fotografin, die nur mit einem Bein im Leben steht. Teils realistisch, teils poetisch überhöht inszeniertes Sozialdrama aus dem Migrantenmilieu. Mit einer visuell auffälligen Bildsprache und einem überzeugenden Darstellerensemble vermittelt der ausgesprochen sinnliche Film Lebens- und Sichtweisen von Menschen am Rande der Gesellschaft. Realitätsnahe Milieuzeichnungen und dezidiert utopische Ausbruchsmomente fallen dabei zusammen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Riva Filmproduktion
Regie
Piotr J. Lewandowski
Buch
Denise Langenhan · Carsten Strauch · Piotr J. Lewandowski · Finn-Ole Heinrich · Dan Olteanu
Kamera
Jan Prahl
Musik
Lenny Mockridge
Schnitt
Dan Olteanu · Monika Schindler
Darsteller
Malik Blumenthal (Darko) · Antje Traue (Alina) · Karim Günes (Yanoosh) · Mert Dincer (Manolo) · Danuta Stenka (Ramona)
Länge
105 Minuten
Kinostart
19.08.2021
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Sinnlicher Film über gesellschaftliche Außenseiter, die um Liebe und um ihren gesellschaftlichen Status kämpfen.

Diskussion

„Wenn du Angst vorm Tod hast, dann kannst du auch anfangen zu leben“, rät Darko (Malik Blumenthal) seinem gleichaltrigen Freund Yanoosh (Karim Günes), als der wieder einmal den Tränen nahe ist. Aus Sorge vor der Polizei wie den deutschen Behörden, aber auch, weil er als homosexueller Mann ohne Aufenthaltsgenehmigung keine Perspektiven für sich sieht.

Ausgerechnet jetzt hat sich sein gutaussehender Freund, der vor Jahren mit seiner Mutter Ramona nach Deutschland geflohen ist, in eine amour fou mit Alina (Antje Traue) gestürzt. Die seltsame junge Frau mit den stahlblauen Augen scheint akut suizidgefährdet zu sein; der nächtliche Flirt mit Darko hat sie vor dem Schlimmsten bewahrte: „In der Nacht, als ich dich gerettet habe, da hast du mich gerettet“, haucht sie ihm ebenso geheimnisvoll wie liebestrunken ins Ohr.

Die psychisch labile Fotokünstlerin wirkt hinter ihrer bürgerlichen Fassade inklusive Loftwohnung und Businessmann an ihrer Seite wie eine Eingekerkerte, die das sexuelle Abenteuer mit dem lebenshungrigen Darko umso mehr genießt.

Immer fehlt das Geld

Darco und Yanoosh schlagen sich Tag für Tag zusammen mit ihrem jüngeren Kumpel Manolo (Mert Dincer) mit illegalen und unterbezahlten Gelegenheitsjobs in der Peripherie der Großstadt durch. Doch egal ob als Spül- und Servicekräfte auf Hochzeitsfesten, als Taubenzüchter oder als Kfz-Tüftler, die mit Teilen vom Schrottplatz versuchen, Kasse zu machen: Immer fehlt ihnen an allen Ecken und Enden das Geld. Auch Darkos Kampf um eine Krankenversicherung und eine stationäre Betreuung seiner Mutter oder wenigstens ein passendes Rezept aus der Apotheke bleibt vergeblich. Dabei ist Ramona in der Nacht jüngst beinahe ums Leben gekommen, als sie zum wiederholten Mal halluzinierte und mit brennender Zigarette einschlief.

Der Filmemacher Piotr J. Lewandowski beweist in „König der Raben“ einmal mehr ein feines Gespür für soziale Außenseiter und gesellschaftliche Tabus, die die Kamera von Jan Prahl bildstark und mit großer Sinnlichkeit in Szene setzt.

Ohne Furcht vor Pathos in der Liebesgeschichte und unterstützt durch einen leichtfüßigen Soundtrack von Lenny Mockridge, der die dramatischen Verwicklungen zuweilen konterkariert, gelingt ein bravouröser Balanceakt zwischen poetischer Empathie in der Figurenzeichnung und der synästhetisch aufgeladenen Bildsprache. Realitätsnahe Milieuzeichnung und dezidiert utopische Ausbruchsmomente fallen mitunter in eins.

Wut, Neid, Liebe, Leidenschaft

Aus dem spielfreudigen Ensemble sticht der zwischen Liebes- und Lebenshunger zerrissene Hauptdarsteller Malik Blumenthal besonders hervor, obwohl auch die Nebenrollen mit Barbara Philipp und Ralph Herforth trefflich besetzt sind.

Die agile Bildsprache, die in erster Linie auf Handkamera und nächtliche Panoramen setzt, als auch die flotte Montage von Dan Olteanu und Monika Schindler sowie die mitunter ironisch gebrochenen Dialoge sorgen dafür, dass sich der von Wut, Neid, Liebe und Leidenschaft durchdrungene Genre-Mix nicht in gelungene Einzelszenen verliert, sondern seine Grundspannung bis zum finalen Überraschungsmoment aufrecht hält.

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