Nach dem Umzug vom Land in eine fremde Großstadt fällt es der siebenjährigen Laura schwer, neue Freunde zu finden. Auch ihr manchmal nervender jüngerer Bruder Tommy, die Hauskatze Muschka und die tolle Aussicht von der romantischen Dachgeschosswohnung helfen wenig gegen das Heimweh. Eines Nachts entdeckt Laura einen kleinen Stern, der vom Himmel gestürzt ist. Liebevoll kümmert sie sich um ihn und klebt einen abgebrochenen Zacken mit einem Heftpflaster wieder an. Eine fantastische Freundschaft beginnt, die sich auch in einigen Abenteuern bewährt.
Doch dann beginnt der Stern an Leuchtkraft zu verlieren. Bis Laura begreift, dass der Stern sich nach seinem Universum sehnt und sie ihn freigeben muss, damit er heimkehren kann, ist es fast schon zu spät. Denn auf der Erde droht der Stern zu erlöschen. Zum Glück findet sie eine Stütze in dem netten Nachbarjungen Max. Er hilft ihr, den abgebrochenen Zacken zu finden, den der Stern bei einem nächtlichen Flug gemeinsam mit Laura erneut verloren hat. Max steht ihr auch bei, als Laura erkennen muss, dass man bisweilen gerade das loslassen muss, was man besonders liebt.
Ein Klassiker der Kinderunterhaltung
Das Bilderbuch „Lauras Stern“ von Klaus Baumgart wurde seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1996 in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Auf den Erfolg des Kinderbuches hin folgte eine riesige Welle an Bearbeitungen als Hörbuch, Puzzle, Poster, Memospiel und Quartett sowie eine 52-teilige Fernsehserie (2002-2011).
2004 adaptierten die Regisseure Thilo Graf Rothkirch und Piet De Rycker die Vorlage als Zeichentrickfilm, ähnlich wie sie zuvor schon Hans de Beers Bilderbuch „Der kleine Eisbär“ verfilmt hatten. Die fantasievolle Adaption „Lauras Stern“ wurde beim Deutschen Filmpreis 2005 als bester Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet.
Ihr folgten zwei weitere Baumgart-Verfilmungen, „Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Nian“ (2009) und „Lauras Stern und die Traummonster“ (2011). Diese Trilogie lockte mehr als 2,2 Millionen Besucher in die deutschen Kinos. Da „Lauras Stern“ nach wie vor zu den stärksten Kindermarken in Deutschland zählt, lag es nahe, den animierten Kinderfilmklassiker auch als Realfilm zu erzählen.
Ein Händchen für Kinderdarsteller
Für die reizvolle Aufgabe gewannen die Produzenten die 31-jährige Regisseurin Joya Thome, die mit ihrem Langfilmdebüt „Königin von Niendorf“ (2017) einen ebenso eigenwilligen wie charmanten Kinderfilm inszeniert hatte. Dass Thome ein Händchen dafür hat, Kinderdarsteller zu überzeugenden Leistungen zu führen, war schon damals zu sehen; in ihrem zweiten Film, der im Vergleich zu „Königin von Niendorf“ die Dimension einer Großproduktion hat, stellt sie das erneut unter Beweis. Vor allem in den Szenen, in denen die Darsteller von Laura und Tommy, Emilia Kowalski und Michel Koch, unter sich sind, agieren sie völlig natürlich. Dazu passt, dass der Film konsequent aus der Kinderperspektive erzählt und sich den Gefühlswelten der jungen Protagonisten mit Respekt nähert. Auch das Spiel von Luise Heyer und Ludwig Trepte fügt sich dem ein, die sich als Lauras Eltern liebevoll bemühen, den Kindern ein neues Heim zum Wohlfühlen zu geben.
Die Realfilm-Adaption lehnt sich sehr eng an den Zeichentrickfilm an. Es wurden nicht nur die wesentlichen Szenen unverändert übernommen, sondern auch beim Look, bei Szenenbild, Kostümen und Figurendesign bleibt der neue Film der Vorlage treu. Kleine Abweichungen erlaubt sich Thome allerdings bei den Dialogen, die in ihrer Inszenierung weniger ausführlich sind als im Trickfilm, da ein Live-Action-Film vom größeren Ausdrucksreichtum menschlicher Gesichter profitiert. Die Musik steuerte wie schon in der ersten Verfilmung Hans Zimmer bei. Die bekannten Laura-Themen tauchen hier alle wieder auf. Insgesamt drängt sich der Score allerdings etwas zu direkt in den Vordergrund und trägt in manchen Szenen zu dick auf.
Der ideale Einsteigerfilm
Die digitale Tricktechnik ist auf der Höhe der Zeit. Dank der VFX-Künstler und der Kamerafrau Daniela Knapp verschmilzt die Realfilmebene nahtlos mit den digitalen Bearbeitungen, sodass der Stern mit seinen magischen Kräften Lauras Kuscheltieren Bär und Minihase Leben einhaucht oder Laura und der Stern gemeinsam zur Oper fliegen, um Lauras Mutter den vergessenen Cellobogen noch rechtzeitig vor Konzertbeginn zu bringen.
Wie schon im ersten Film lösen die Filmemacher das Problem, dass der Stern weder Gesicht noch Stimme hat, indem sie ihm über Beweglichkeit und Leuchtkraft Alternativen für sein ansonsten begrenztes Artikulationsvermögen geben. Mit dem ruhigen Tempo, der überschaubaren Geschichte, den fantastischen Einfällen und den liebevollen Figuren ist „Lauras Stern“ der ideale Einsteigerfilm für den ersten Kinobesuch.