Sea of Shadows - Der Kampf um das Kokain des Meeres

Dokumentarfilm | USA/Australien/Deutschland/Österreich 2019 | 109 Minuten

Regie: Richard Ladkani

Im Golf von Kalifornien ist der Fisch Totoaba heimisch, dessen Bestand aber zusehends bedroht ist, da seine Schwimmblase in China als Delikatesse gilt. Der Dokumentarfilm geht dem illegalen Fang des Fisches durch Einheimische nach und folgt den Bemühungen einiger Journalisten, die in Mexiko ansässigen Hintermänner zu enttarnen. Dabei setzt er bei allem Engagement für den Totoaba und weitere bedrohte Wassertiere etwas zu oft auf den Unterhaltungswert von Thriller- und Action-Elementen, die dem hehren Anliegen eher entgegenstehen. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
SEA OF SHADOWS
Produktionsland
USA/Australien/Deutschland/Österreich
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Terra Mater Factual Studios
Regie
Richard Ladkani
Kamera
Richard Ladkani
Musik
H. Scott Salinas
Schnitt
Georg Michael Fischer · Verena Schönauer
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Engagierter Dokumentarfilm über Umweltschützer, die den illegalen Fang des Totoaba-Fisches im Golf von Kalifornien unterbinden wollen, dessen Schwimmblase in China für teils astronomische Preise gehandelt wird.

Diskussion

Jacques-Yves Cousteau erklärte den Golf von Kalifornien einst wegen seiner enormen Artenvielfalt zum Aquarium der Welt. Doch inzwischen sieht es so aus, als würden ein paar dieser Meeresbewohner in absehbarer Zeit für immer verschwinden. Schuld daran ist die skrupellose Jagd nach dem „Kokain des Meeres“, das überraschenderweise eine Schwimmblase ist. Genauer gesagt, die des nur in diesen Gewässern vorkommenden Totoaba-Fisches. Die nicht sonderlich appetitlich aussehende Blase des rund zwei Meter langen Tieres gilt vor allem in China als Delikatesse. Zudem werden ihr wundersame Heilkräfte zugeschrieben, die allerdings nie belegt wurden. Auf dem chinesischen Schwarzmarkt wird eine einzelne Totoaba-Schwimmblase für rund 80 000 Dollar gehandelt. Ein illegales, enorm lukratives Geschäft, das von Mexiko aus wie die großen Drogenkartelle organisiert wird. Doch nicht nur dieser Fisch ist vom Aussterben bedroht. Quasi als Kollateralschaden landen auch immer wieder Vaquitas in den Stellnetzen der Fischer. Von der kleinsten Walart der Welt, die auch nur in dieser Region vorkommt, existieren derzeit höchstens noch zwanzig Exemplare.

Der österreichische Filmemacher Richard Ladkani, der sich in der Vergangenheit schon mehrfach mit dem Raubbau an der Natur („The Ivory Game“) beschäftigt hat, verfolgt beim Kampf um die Rettung von Totoabas und Vaquitas zwei Erzählstränge. Zum einen dokumentiert er die Versuche von Meeresbiologen, die letzten verbliebenen Kleinwale in Unterwassergehegen vor dem Aussterben zu retten. Zum anderen bemüht sich ein Team von Aktivisten und Journalisten, das mafiöse System hinter dem Handel mit den begehrten Schwimmblasen zu entschlüsseln. Dabei kommt der Dokumentarfilm wie ein Öko-Thriller daher. Bereits im Vorspann kommt es zu nächtlichen Verfolgungsjagden auf dem Meer.

Die Verfolgung der Übeltäter als klassischer Action-Krimi

Die Aktivisten des Schiffes Sea Shepherd haben mit Hilfe ihrer Drohnenkamera mehrere Boote von Fischern ausgemacht, die ihre illegalen Netze einzuholen versuchen. Die Besatzung alarmiert die mexikanische Küstenwache, die die Verfolgung der Übeltäter aufnimmt. Mit verwackelten Bildern, überrissenen Kameraschwenks, rasanter Montage und mit dramatischer Musik unterlegt, haben diese Sequenzen etwas von klassischem Action-Krimi. Auch im Folgenden greift der Regisseur mehrfach auf diese Stilmittel zurück. Was nicht unbedingt seinem hehren Anliegen dient, aber der Attraktivität des Films bei Kinogängern womöglich durchaus förderlich ist. Beim Sundance-Festival wurde die u.a. von Leonardo DiCaprio prominent geförderte Produktion 2019 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Die Recherchen nach den Hintermännern des Geschäfts mit den Schwimmblasen gestaltet sich weniger spektakulär. Der italienische Investigativ-Journalist Andrea Crosta, der als eine Art Erzähler durch den Film führt, trifft sich mit Informanten (mit verpixelten Gesichtern) in der Wüste, die ihm erklären, ein gewisser Oscar Parra sei der Chef des Händlerringes. Das wisse auch die Polizei, die aber nichts gegen ihn unternehme.

Der illegale Handel funktioniert durch Korruption

Überhaupt spielen die Ordnungshüter im weiteren Verlauf des Films eine unrühmliche Rolle. So sehr hochrangige Beamte immer wieder erklären, mit aller Macht gegen die kriminellen Machenschaften vorzugehen, so wenig scheint daraus zu folgen. Als Crosta, unterstützt vom mexikanischen Star-TV-Moderator Carlos Loret de Mola, einen Polizeichef fragt, warum jener Oscar Parra noch nicht verhaftet sei, gerät dieser ins Stammeln. Mehr und mehr macht der Film deutlich, dass das System des illegalen Handels mit den Totoaba-Schwimmblasen nur mit Hilfe von Korruption funktioniert. Man sieht Polizisten, die tatenlos zusehen, wie Fischer verbotenerweise ihre Boote zu Wasser lassen, oder hört die Klage eines Mannes, der erklärt, wann immer er einen Totoaba gefangen habe, komme die Polizei und verlange ihren Anteil am Gewinn.

Für die herzzerreißenden Momente des Films sorgen in erster Linie die Bemühungen der Biologen, die letzten noch lebenden Vaquitas zu retten. Im Endeffekt ist „Sea of Shadows“ ein engagierter, mit großem Aufwand gedrehter Dokumentarfilm um eine weithin unbekannte Öko-Katastrophe, der ein wenig zu häufig auf Action-Elemente und emotionalisierende Musik setzt.

Kommentar verfassen

Kommentieren